Stesimbrotos

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Stesimbrotos (von Thasos) war ein antiker griechischer Schriftsteller und Sophist des 5. Jahrhunderts v. Chr. Er wird aufgrund der vor allem biographischen Informationen in seinen Werken auch zu den Geschichtsschreibern gezählt. Nach den Angaben Plutarchs lebte er zur Zeit des griechischen Staatsmanns Kimon (510–449 v. Chr.).

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stesimbrotos stammte von der Insel Thasos, der nördlichsten Insel des griechischen Archipels, gelegen vor der makedonisch-thrakischen Küste. Plutarch berichtet, dass Kimon im Rahmen seiner militärischen Aktionen gegen die noch verbliebenen persischen Machtpositionen in Thrakien auch gegen Thasos vorging, das 465 v. Chr. von Athen abgefallen war. Nachdem er die Thasier in einer Seeschlacht besiegt hatte, zwang er die Stadt selbst zur Übergabe. Im Gefolge der Repressionsmaßnahmen Kimons gegen oppositionelle Gruppen auf Thasos wurde auch Stesimbrotos in die Emigration getrieben und kam nach Athen.

Stesimbrotos verfasste unter anderem ein Werk über Homer und eine Schrift über die athenischen Staatsmänner[1] mit zum Teil negativen Charakterisierungen der attischen Politiker Themistokles, Kimon und Perikles. Außerdem verfasste er ein Werk Über Mysterien, das sich durch seinen polemischen Ton von vergleichbaren Werken unterschieden haben soll.[2]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Xenophon lässt in seinem Gastmahl Sokrates Stesimbrotos in positiver Weise erwähnen. Xenophons Sokrates schätzt Stesimbrotos als einen Homer-Exegeten, der durch sinnreiche, meist allegorische Erklärungen die tiefere Bedeutung dieser Werke aufdecken könne.

Der Literaturhistoriker Karl Rosenkranz sah in dem Dichter und Gelehrten Antimachos von Kolophon, der als einer der ersten kritische Bemerkungen zur Homerischen Poesie veröffentlicht hat, einen Schüler des Stesimbrotos.[3]

Plutarch bezieht sich bei der Abfassung seiner erhaltenen Vitae, in denen er die Lebensläufe griechischer und römischer Staatsmänner und Redner darstellt und vergleicht, insgesamt elfmal auf Stesimbrotos, dem er dabei wiederholt Ungenauigkeiten vorwirft.

Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff kritisierte Stesimbrotos scharf und beschrieb ihn als einen „Journalisten“ der Antike, der tendenziöse und verleumderische Texte gegen ihm missliebige athenische Politiker in der Art der modernen „Revolverpresse“ verfasst habe.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersichtsdarstellungen

  • Manuel Baumbach: Stesimbrotos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 975–976.
  • Frances Pownall: Stesimbrotos of Thasos. In: Roger S. Bagnall (Hrsg.): The Encyclopedia of Ancient History, Bd. 11. Wiley-Blackwell, Chichester u. a. 2013, S. 6393 f.
  • Pedro Pablo Fuentes González: Stésimbrote de Thasos. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 6, CNRS Éditions, Paris 2016, ISBN 978-2-271-08989-2, S. 589–596.

Untersuchungen

  • Fritz Schachermeyr: Stesimbrotos und seine Schrift über die Staatsmänner (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Sitzungsberichte 247,5). Böhlau, Wien u. a. 1965.
  • Klaus Meister: Stesimbrotos’ Schrift über die athenischen Staatsmänner und ihre historische Bedeutung (FGrHist 107 F 1-11). In: Historia 27/2, 1978, S. 274–294.
  • Antonis Tsakmakis: Das historische Werk des Stesimbrotos von Thasos. In: Historia 44, 1995, S. 129–152.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. FGrHist 107 F 1-11.
  2. Stefan Schorn: ‘Periegetische Biographie’ – ‘Historische Biographie’: Neanthes von Kyzikos (FgrHist 84) als Biograph. In: Michael Erler, Stefan Schorn (Hrsg.): Die griechische Biographie in hellenistischer Zeit, Berlin 2007, S. 150.
  3. Karl Rosenkranz: Handbuch einer allgemeinen Geschichte der Poesie, Bd. 1, Halle 1832, S. 184.
  4. Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff: Die Thukydideslegende. In: Hermes 12, 1877, S. 326–367 (Digitalisat), hier: S. 362–367.