Strimmiger Gericht

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Das Strimmiger Gericht, auch Vogtei Strimmig, war ein Kondominium, das Teil des „Dreiherrischen Gebietes auf dem Hunsrück“ war und bis 1780 bestand. Es war ein Hochgericht und stand zuletzt unter der gemeinsamen Herrschaft von Kurtrier, dem Herzog von Pfalz-Zweibrücken (dieser bis 1776 in Gemeinschaft mit dem Markgrafen von Baden, beide als Grafen von Sponheim) und dem Freiherrn, später Grafen von Metternich-Winneburg-Beilstein.

Der Verwaltungsbezirk reichte vom nordöstlichen Moselhunsrück bis an die Mosel und lag im heutigen Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Trierer Feuerbuch von 1563 und ein Verzeichnis aus dem Jahr 1773 ermöglicht einen Überblick über die Anzahl der Untertanen und deren Herren:[1]

Ort Feuerbuch 1563 Verzeichnis 1773
Kurtrier Sponheim Beilstein Andere Kurtrier Sponheim Beilstein Andere
Altstrimmig 12 07 05 03 22 17 11 01
Briedern 0? 0? 0? 0? 02 01 40 0
Liesenich 18 06 08 04 29 09 08 0
Mittelstrimmig 14 04 08 0 27 16 14 03

1498 gab es in Altstremich 21 Feuerstätten, von denen 14 trierisch waren, in Mittelstremich gab es 23 Feuerstätten, von denen 13 trierisch waren und in dem ander Stremich g[ena]nt Lesenich gehörten von 24 Feuerstätten 10 nach Trier. Forst hatte damals 5 Feuerstätten, die ausschließlich Trier unterstanden.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 11. und 12. Jahrhundert hatte die Gerichtshoheit auf dem Strimmiger Berg noch in Händen der Pfalzgrafen bei Rhein gelegen, während die Herren von Saffenburg die Vogtei zumindest teilweise innehatten. Von ihnen wurde sie im 13. Jahrhundert an die Grafen von Sayn und dann an die Grafen von Sponheim beziehungsweise die Herren von Heinsberg vererbt. Nach dem Tod Heinrichs von Heinsberg einigten sich Simon Graf von Sponheim und Heinrich Herr von Ehrenberg am 2. September 1259 darüber, dass letzterer unter anderem die saffenbergischen Lehen haben sollte, die sein verstorbener Vater von dessen Onkel Heinrich Graf von Sayn hatte sowie die von Heinrich Herr zu Heinsberg, Bruder dieses Onkels, herrührenden Güter. Dazu gehörten auch die Vogtei Stremich mit Zubehör und die halbe Vogtei Senheim.[3] Daraufhin treten Vertreter der Familien von Braunshorn und von Ehrenberg als Vögte im Strimmiger Gericht auf.[4] 1337 verkaufte Heinrich der Alte, Herr zu Ehrenberg, die Vogtei zu Stremche für 250 Pfund Heller an Walram Graf von Sponheim.[5]

Nachdem sich nun im Laufe des 14. Jahrhunderts das sogenannte Dreiherrische Gebiet herausgebildet hatte, herrschten im Gericht Strimmig ähnliche Verhältnisse wie im ebenfalls zum Dreiherrischen Gebiet gehörenden Beltheimer Gericht. Strimmig hatte einen „Lehnsherren“, den Kurfürsten von Trier, und zwei „Vogtherren“, den Grafen von Sponheim und den Grafen von Metternich-Winneburg (als Erben der Herren von Braunshorn). Letzterer hatte zugleich das Amt des „Vordingers“ des Gerichts, d. h. erster oder vorsitzender Richter, und des „Behälters“ des Gerichts, d. h., er hatte einen Gefangenen bis zum nächsten Gerichtstag in Haft zu halten.[1][6]

Das Gericht hatte 14 Schöffen, einen trierischen Schultheißen und zwei Vögte als Vertreter der Vogtherren. Der Haupt- und Gerichtsort war Mittelstrimmig.[6]

Die Besitzverhältnisse waren dieselben wie beim Beltheimer Gericht, der Kurfürst von Trier erhielt die Hälfte, Winneburg und Sponheim je ein Viertel der Gerichtseinkünfte.[1]

Am 15. Dezember 1780 erfolgte die Teilung des Dreiherrischen Gebietes. Neben verschiedenen Orten des vorherigen Beltheimer Gerichts erhielt der Graf von Metternich-Winneburg-Beilstein das gesamte Strimmiger Gericht.[1][7][8]

Nach der Einnahme des Linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen (1794) kam das Gebiet zu Frankreich, danach aufgrund der auf dem Wiener Kongress (1815) getroffenen Vereinbarungen zum Königreich Preußen. Heute gehören die vier Ortschaften zum rheinland-pfälzischen Landkreis Cochem-Zell.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhold Schommers: Der Strimmiger Berg. Mittelstrimmig, Altstrimmig, Liesenich, Forst. Mittelstrimmig 1982.
  • Arnold Gossler, Ingeborg Schulz: Chronik des Strimmiger Berges mit den Ortsgemeinden Liesenich, Mittelstrimmig, Altstrimmig und Forst. Böhmer Druck, Simmern 2006.
  • Arnold Gossler, Helmut Adams: Ortsfamilienbuch der Pfarrei Mittelstrimmig ca. 1580 bis 1900, mit den Filialen Liesenich, Altstrimmig, Forst und teilweise Briedern, 2 Bände Plaidt 2010.
  • Arnold Gossler: Das Neue Familienbuch der Pfarrei Mittelstrimmig mit den Filialen Liesenich, Altstrimmig und Forst, Fortsetzung der Buchreihe I und II, Geburten-Heiraten-Sterben bis 2010 sowie diverse Beschreibungen zu einzelnen Personen, Plaidt 2014.
  • Norbert J Pies: Notabilia & Miscellanea oder Heimat- und familienkundliche Randnotizen. Heft I: Merk:würdigkeiten vom Strimmiger Berg, Erftstadt-Lechenich Oktober 2020.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Die Karte von 1789 (2. Band), Bonn 1898. S. 196 ff.
  2. Achim Krümmel: Das "Huldigungsbuch" des Peter Maier von Regensburg. Koblenz 2010 S. 445.
  3. Johannes Mötsch: Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437 Teil 1 1065-1370, Koblenz 1987 Nr. 53 S. 95.
  4. Johannes Mötsch: Regesten des Archivs der Herrschaft Winneburg-Beilstein im Gesamtarchiv der Fürsten von Metternich im Staatlichen Zentralarchiv zu Prag. Urkunden bis 1400, Koblenz 1989 Nr. 32, 61 und 85 S. 87, 99, 100 und 112.
  5. Johannes Mötsch: Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437 Teil 1 1065-1370, Koblenz 1987 Nr. 665—667 S. 407—408.
  6. a b Jacob Grimm: Weisthümer, Band 2, Göttingen: Dieterich, 1840, S. 438 (Google Books)
  7. Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, Band 4, Coblenz: Hergt, 1856. S. 313 (Google Books)
  8. Wilhelm Arnold Günther: Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus, Band 5, Coblenz: Heriot, 1826. S. 526 ff. (Google Books)