Sturmläuten

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Sturmläuten war ein Alarm, der zumeist mit einer Kirchenglocke ausgeführt wurde, um die Bevölkerung wegen einer drohenden Gefahr oder Herausforderung zu versammeln. Von einem solchen Alarm unterschied sich das Brauchtum des Wetterläutens.

Verwendete Glocke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am häufigsten war das Sturmläuten einer oft von der Betglocke unterschiedenen Feuerglocke. Dies bedeutete nach der Oeconomisch-technologischen Encyclopädie von 1841 „mit einer Glocke das Zeichen eines entstehenden Feuers geben, um alles zur eilfertigen Löschung dadurch aufzufordern“.[1]

Praxis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich um ein ununterbrochenes Läuten ohne Vorschlagen mit einer Frequenz von etwa 60 Schlägen pro Minute.[2] Die Gefahr konnten ein Brand, ein Unwetter, eine Überschwemmung oder ein erwarteter Angriff beziehungsweise Überfall sein. Die Sturmglocke wurde aber auch bei kriegerischen Ereignissen oder Aufständen geläutet: „Oft geschieht dieses Sturmläuten auch von den Aufrührern selbst, um dadurch die Bürger und Bauern zur gemeinschaftlichen Sache zu versammeln […]. Das Sturmläuten ist daher ein Signal sowohl zum Aufruhr, als auch um den Aufruhr zu dämpfen, je nach der Quelle, woraus er hervorgeht.“[3]

Heutige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Alarmierungssysteme der Feuerwehr verwenden heute Sirenen und elektronische Medien.

In Vorarlberg ist 20-minütiges Sturmläuten der Kirchenglocken im Falle eines Versagens von Sirenen und ähnlichen Warneinrichtungen nach wie vor eine gesetzlich geregelte Option zur Warnung der Bevölkerung vor Gefahren.[4]

In der vorarlbergischen Stadt Bludenz, die im Falle des Bruchs der Staumauern oberhalb gelegener Stauseen von Flutwellen bedroht ist, werden die Glocken im Ernstfall beim gleichzeitigen Ertönen von Typhonen und Sirenen sturmgeläutet.[5]

Während des Juli-Hochwassers 2021 wurde in Wuppertal-Beyenburg die Bevölkerung durch das Sturmläuten im nahegelegenen Kloster gewarnt.[6]

Redensart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ausdruck Sturmläuten ist bis heute als Redensart für das ununterbrochene oder mehrfach wiederholte Läuten einer Türklingel gebräuchlich.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Georg Krünitz: Oeconomisch-technologische Encyclopädie. Bd. 177, Pauli, Berlin 1841, S. 442.
  2. http://campanologie.free.fr/pdf/Code_et_langage_des_cloches.pdf, S. 9. (abgerufen am 22. Okt 2014).
  3. Johann Georg Krünitz: Oeconomisch-technologische Encyclopädie. Pauli, Berlin 1841, Bd. 177, S. 477.
  4. https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrVbg&Gesetzesnummer=20000270
  5. https://www.bludenz.at/fileadmin/user_upload/Typhon_kops_silvretta_und_vermunt_18_12_2018.pdf
  6. Wuppertaler Rundschau: Schneidewind und Slawig vor Ort: Beyenburg: Bruder Dirk läutete die Sturmglocke. 19. Juli 2021, abgerufen am 21. Juli 2021.
  7. Duden online: https://www.duden.de/node/649016/revisions/1343707/view, Bedeutung Nr. 2.