Sturmtief Nadia

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Überschwemmter Fischmarkt in Hamburg nach Sturmtief Nadia

Das Sturmtief Nadia war ein Orkan, der Ende Januar 2022 über Europa zog. Nach der deutschen Namensvergabe führte er den Frauennamen Nadia, der internationale Name lautet Malik, vergeben vom dänischen Wetterdienst (DMI).[1][2]

Hintergründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Donnerstag, dem 27. Januar 2022 zog das Tiefdruckgebiet Marie über Südskandinavien Richtung Osten-Südosten und brachte windiges Wetter mit. In der vergangenen Nacht sorgte Marie in Deutschland an den Küsten und im Bergland für Sturmböen zwischen 75 und 85 km/h. Es gab auf den Gipfeln im Mittelgebirge zum Teil schwere Sturmböen um die 95 km/h. Im weiteren Tagesverlauf fegte der westliche bis nordwestliche Wind weiter, erreichte sein Maximum mit der Passage eines Bodentroges und ließ erst in der zweiten Nachthälfte zum Freitag, dem 28. Januar 2022 nach. An den Küsten gab es verbreitet Böen zwischen 80 und 90 km/h und im Landesinneren gab es von der Weser bis an die Oder und Neiße verbreitet Böen bis 70 km/h, in Schauernähe auch etwas höhere Böen. In den östlichen Mittelgebirgen auf den Gipfeln gab es sogar orkanartige Böen mit ca. 110 km/h. Im Süden und Westen war der Wind etwas weniger aktiv. Am Freitag ließ der Wind nach und nur noch die Berge bekamen Sturmböen oder schwere Sturmböen; auf Alpengipfeln gab es auch orkanartige Böen.[3]

Nadia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tief Nadia entstand am Dienstag, dem 25. Januar 2022 vor der US-Ostküste und zog über den Nordatlantik in Richtung Europa.[4] Nadia intensivierte sich zunächst in der Nacht zum 28. Januar 2022 an der Luftmassengrenze zwischen subtropischer und arktischer Luft bei Grönland. Es zog im Tagesverlauf über Island hinweg ins Nordmeer. Sein Frontensystem erreichte am Morgen des 29. Januar 2022 die deutsche Nordseeküste. Nadia verstärkte sich über Skandinavien deutlich und erreichte am Abend des 29. Januar 2022 mit seinem Kern die Ostsee. In der Nacht zum 30. Januar 2022 erreichte das Sturmgebiet über Deutschland seinen Höhepunkt. An den Küsten von Nordsee und Ostsee wurden verbreitet orkanartige Böen der Stärke 11 Beaufort gemessen, örtlich auch Orkanböen. Auch in den Hochlagen der Mittelgebirge gab es Orkanböen. In Nord- und Ostdeutschland wurden abseits der Küsten verbreitet schwere Sturmböen der Stärke 10 Beaufort, örtlich auch orkanartige Böen registriert. Am Vormittag des 30. Januar 2022 erreichte der Kern von Tief Nadia das Baltikum und der Sturm über Deutschland schwächte sich allmählich ab.[5] Auch in den österreichischen Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, dem Nordburgenland und der Obersteiermark war Sturmtief Nadia (Sturmböen von 70 bis 110 Kilometer pro Stunde, auf den Bergen bis zu 130). Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) liegt die Wetterwarnung im Nordosten des Landes. Der Sturm soll am frühen Nachmittag seinen Höhepunkt erreichen.[6]

Betroffene Gebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dänemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Samstag traf Sturm Malik auf Dänemark. In Kopenhagen wurde die Öresundbrücke gesperrt, die Kopenhagen mit Schweden verbindet.[7]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnverkehr in Berlin war eingeschränkt.[8]

Brandenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark wurde ein Mann am 29. Januar 2022 gegen Abend von einer umstürzenden Plakatwand am Kopf getroffen und tödlich verletzt.[8] Die St. Marienkirche in Bernau bei Berlin wurde beschädigt, denn es flogen Dachziegel herunter, außerdem war die Bernauer Feuerwehr 45 Mal in Einsatz. Der Landkreis Oberhavel hat es am schwersten getroffen, denn es wurden Telefonleitungen beschädigt und Häuserdächer wurden von umfallenden Bäumen und herabfallenden Ästen zerstört.[9]

Hamburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hamburg setzte die Sturmflut in der Nacht auf Sonntag, den 30. Januar 2022 den Fischmarkt im Stadtteil St. Pauli unter Wasser. Der Scheitel wurde gegen 0:17 Uhr erreicht, 2,84 Meter über dem mittleren Hochwasser.[10][11]

Mecklenburg-Vorpommern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Schwerin und Umgebung mussten die Feuerwehr und die Polizei ca. 200 Mal ausrücken. Besonders dramatisch war die Lage in Stralsund, denn dort hatten die Einsatzkräfte voll zu tun. Der Fährverkehr auf der Ostsee zwischen Rostock und Gedser auf der dänischen Insel Falster wurde eingeschränkt.[12] Nach Angaben des Agrarministeriums riss der Sturm in den Wäldern in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 100.000 Bäume um.[13]

Niedersachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der ostfriesischen Insel Langeoog riss die Sturmflut meterweit den Sandstrand mit. Das ist ein Problem für das Trinkwasserreservoir der Nordsee-Insel.[14] Auch auf der Nordseeinsel Wangerooge wurde meterweise Strand weggespült.[15]

Schleswig-Holstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Schleswig-Holstein musste die Feuerwehr ca. 120 Mal ausrücken, unter anderem in Flensburg, Schleswig und Husum.[12]

Großbritannien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Großbritannien starben zwei Menschen durch Sturm Malik. Mehr als 130.000 Wohnungen und Geschäfte waren zeitweise ohne Strom, weil Leitungen gekappt wurden.[7]

Norwegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sturm verursachte auch in Norwegen viele Sturmschäden. Im Dorf Vaksdal bei Bergen sackte fast ein gesamter Fußballplatz ab.[16]

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 2022 zog der Sturm in Österreich über Oberösterreich und richteten erhebliche Schäden an.[17] Es gab auch in anderen Teilen des Landes zahlreiche Einsätze.[18] Ein Schiff riss sich in der Nacht auf Sonntag im Ennshafen los, wurde auf die Donau abgetrieben, eineinhalb Stunden später gesichtet und geborgen.[19] Der Sturm, der im Laufe des Sonntags weiter gegen Osten zog, richtete auch in Niederösterreich zahlreiche Schäden an und hielt die Einsatzkräfte auf Trab.[20]

Polen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Polen richtete der Sturm Nadia schwere Schäden an; Tausende Feuerwehrleute waren im ganzen Land im Einsatz. Ein 27-Jähriger starb am 30. Januar 2022, als ein Baum auf sein Auto fiel. 680.000 Haushalte waren wegen beschädigter Leitungen ohne Strom.[21]

Tschechien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in Tschechien sorgten umgestürzte Bäume für viele Einsätze der Feuerwehr. Über 30.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. In den Mittelgebirgen erreichten die Windböen Orkanstärke.[7]

Versicherte Schäden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Experten schätzen den Versicherten Schäden auf 100–150 Millionen Euro. Das Sturmtief Nadia ist nicht zu vergleichen etwa mit den Zerstörungen durch das Hochwasser in West- und Mitteleuropa vom Juli 2021, teilte der Versicherungsmakler Aon am Montag, dem 31. Januar 2022 auf Basis erster Schätzungen in Hamburg mit.[13] Die Versicherungsmathematiker von Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) nennen einen versicherten Schaden von 100 Mio. Euro in Deutschland.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sturmtief Nadia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Malik“ oder „Nadia“? Warum das Sturmtief zwei Namen hat. Abgerufen am 30. Januar 2022 (deutsch).
  2. storm malik named by danish met service. Abgerufen am 13. Februar 2022.
  3. Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst - Thema des Tages - Stürmischer Witterungsabschnitt. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  4. Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst - Thema des Tages - "NADIAs" Reise und "Maliks" Hinterlassenschaften. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  5. Sturm “Nadia” mit Orkanböen und Sturmflut. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  6. petra.stacher: So schlimm fegt Sturm Nadia über Österreich. 30. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022.
  7. a b c Sturm „Malik“ wütet in Europa: Frau und Kind in Schottland von Bäumen erschlagen - ein Toter in Polen. Abgerufen am 30. Januar 2022 (deutsch).
  8. a b Sturmtief "Nadia" löst zahllose Feuerwehreinsätze aus - ein Toter in Beelitz. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  9. Bernau LIVE: Sturmtief: Zahlreiche Feuerwehreinsätze in und um Bernau | Bernau LIVE - Dein Stadt- und Regionalportal für Bernau. 31. Januar 2022, abgerufen am 3. Februar 2022 (deutsch).
  10. Sturmflut setzte Hamburger Fischmarkt unter Wasser. Abgerufen am 30. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  11. NDR: Sturmtief "Nadia": Hamburger Fischmarkt zwei Mal unter Wasser. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  12. a b Sturmtief "Nadia" trifft auch Sachsen. Abgerufen am 1. Februar 2022.
  13. a b Saarbrücker Zeitung: Wetter: Ruhe nach dem Orkan - aber nicht lange. 31. Januar 2022, abgerufen am 2. Februar 2022.
  14. Langeoog: Sturmflut reißt Nordsee-Insel den Strand ab - Schutzstreifen vor Dünen weggespült. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  15. FOCUS Online: Meterhohe Abbruchkanten: Sturm reißt Strände auf Langeoog und Wangerooge mit sich. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  16. Zwei Tote wegen Sturm «Malik» in Großbritannien. Abgerufen am 31. Januar 2022.
  17. ORF at/Agenturen red: „Nadia“, „Malik“: Stürme fegen über Europa. 30. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022.
  18. ooe ORF at red: Stromausfälle durch Sturm „Nadia“. 30. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022.
  19. ooe ORF at/Agenturen red: Schiff auf der Donau abgetrieben. 30. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022.
  20. Zahlreiche Schäden durch Sturm in Niederösterreich in den NÖN vom 31. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.
  21. Dead in Germany, Great Britain and Poland. 30. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  22. Nadia weit entfernt von Sabine und Friederike. Abgerufen am 13. Februar 2022.