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Sturmtief Yves

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Xanthios, Yves/Ana
Frontensysteme Di, 12.12., 00 UTC, Warmfront über den Alpen, Kaltlufteinbruch über die Nordsee
Frontensysteme Di, 12.12., 00 UTC, Warmfront über den Alpen, Kaltlufteinbruch über die Nordsee
Frontensysteme Di, 12.12., 00 UTC, Warmfront über den Alpen, Kaltlufteinbruch über die Nordsee
Tiefdrucksystem Nordatlantiktiefs
Unwetter Schneesturm, Föhn in Orkanstärke
Daten
Höhepunkt 10.–12. Dezember 2017
Windgeschwindigkeit[1][2] 196 km/h (Piz Martegnas GR, 2670 m, ‎11.12.)
Druckdifferenz[1] 17,5 hPa (LuganoZürich, ‎11.12.)
Schneemenge[1] 60 cm/24 h (Sion VS, ‎10./11.12.)
Folgen
Betroffene Gebiete Mitteleuropa, insb. Schweiz, Österreich
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Das Sturmtief Yves, in Westeuropa Ana, war ein Unwetter, das Mitte Dezember 2017 in den Alpen zu einem extremen Föhnorkan führte und in Teilen Mitteleuropas zu Schneechaos.

Meteorologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Tief Yves/Ana entstand am 10./11. Dezember über der Biskaya[3][4] als Ableger eines Tiefs bei den britischen Inseln (Xanthios) und einem Einbruch polarer Kaltluft über dem Atlantik. Es zog dann sehr schnell auf nordwestlicher Bahn über die Ostsee[5][6] nach Nordskandinavien,[7] wo es sich um den 13. des Monats verlor.

Tief Xanthios hatte schon zuvor zu kräftigerem Schnee bis in Tieflagen geführt,[8] an der Rückseite von Yves schneite es weiter.[1] Im Südstau der Alpen gab es große Schneemengen, so 60 cm 10./11. Dezember in Sion, Wallis, deutlich über dem bisherigen Rekord von 1971.[1] An der Vorderseite des Tiefs entstand ein starker Sturm, der als intensiver Nordföhn über die Alpen zog. Meteoschweiz ermittelte eine maximale Druckdifferenz zwischen Lugano und Kloten (südlich respektive nördlich des Alpenhauptkamms) von 17,5 hPa, das war der dritthöchste in den letzten 50 Jahren ermittelte Wert.[1] Dadurch erreicht der Föhn noch in den Niederungen hohe Orkanstärken und war stellenweise der heftigste je gemessene Sturm. Beim Tauerntunnel-Nordportal am Feuersang (2090 m) bei Bad Gastein (Land Salzburg) wurden 249 km/h gemessen[9] (der Wert gilt aber als umstritten),[2] am Piz Martegnas (2670 m) oberhalb Savognin (Graubünden) 196 km/h,[1] auf dem Gütsch ob Andermatt (2283 m, Uri) lag der Höchstwert bei 191 km/h,[1] oder am Aineck bei St. Margarethen im Lungau (Salzburg) 189 km/h,[9] am Patscherkofel bei Innsbruck (Tirol) 176 km/h (höchster Messwert der ZAMG).[10] Im Flachland und den Föhntälern erreichte der Sturm in den Schweizer Voralpen[1] und im Raum der Ostalpen[2] von den Karawanken über das Grazer Becken bis an den Alpenostrand Werte um 120 bis 130 km/h. Die Temperaturen in den Tälern erreichten +15 °C.[9]

Das Tief war das erste, das nach dem neu eingeführten Namenssystem von Météo-France (Frankreich), AEMET (Spanien) und IMPA (Portugal) spanisch benannt wurde.[11] Dass die FU Berlin einen französisch klingenden Namen vergab, ist Zufall.

Das Unwetter gehört zu einer Serie von außergewöhnlichen Stürmen ab Anfang Oktober des Jahres, vom Sturmtief Xavier über Irland-Hurrikan Ophelia, den Schnellzieher Herwart, den Mittelmeerorkan (Medicane) Numa/Attila wie auch den Skandinavien-Orkan Ylva. Sie wurden alle durch eine Phase extrem schwankender und instabiler Westwinddrift, starker Verwirbelungen der Polarfront und einer hochaktiven nordatlantischen und arktischen Oszillation verursacht.

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders vom Sturm betroffen waren die österreichischen Bezirke Völkermarkt in Unterkärnten (insbesondere Rosental und Jauntal),[12][10] Deutschlandsberg in der West- und Leibnitz in der Südsteiermark.[13][10] Im Raum Völkermarkt wurde am 12. vormittags der Zivilschutzalarm ausgelöst, die Einsatzkräfte konnten aus Selbstschutz nicht mehr ausrücken. In Kärnten und der Südoststeiermark rückte das Bundesheer zum Assistenzeinsatz aus.[14] Es kam zu Schäden an Gebäuden, Fahrzeugen, an Stromleitungen mit Stromausfällen, zu Verkehrsbehinderungen und Sperren von Straßen und Bahnlinien, etlichen Unfällen und starkem Windwurf. Schwere Schäden gab es auch in Liechtenstein,[15] Vorarlberg (Rheintal),[16] Salzburg (Innergebirg),[17][14] und Niederösterreich (Most- und Industrieviertel).[18]

In der Westschweiz hielten sich die Folgen in Grenzen, in der Südostschweiz sorgte der Schnee verbreitet für Verkehrsbehinderungen.[15]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Föhnsturm und viel Neuschnee im Wallis. MeteoSchweiz: Blog, 11. Dezember 2017.
  2. a b c Wo der Föhnsturm am heftigsten blies: Am Feuersang in Gastein wurden 250 km/h gemessen. In: Salzburger Nachrichten online, 12. Dezember 2017.
  3. Vorhersage für Mo 17.06.2013, 12:00 UTC. DWD-Wetterkarte, Website der Freien Universität Berlin;
    Wetterlage vom 17. Juni 2017, 12 UTC. ZAMG: Aktuelle Wetterkarte und Kartenarchiv;
    NCEP, 17. Juin 2017, 19:00 locale. Meteofrance, meteociel.fr.
  4. Prognose für Mo 11.12.2017, 12:00 UTC. DWD; Wetterlage vom 11. November 2017, 12 UTC. ZAMG; NCEP, 11. Decembre 2017, 19:00 locale. meteociel.fr.
  5. Prognose für Di 12.12.2017, 12:00 UTC. DWD; Wetterlage vom 12. November 2017, 12 UTC. ZAMG; NCEP, 12. Decembre 2017, 19:00 locale. meteociel.fr.
  6. Viharos széllel érkezik a rekordközeli meleg a jövő hét első napjaiban. OMSZ: Meteorológiai hírek, 12. Dezember 2017.
  7. Prognose für Mi 13.12.2017, 12:00 UTC. DWD; Wetterlage vom 13. November 2017, 12 UTC. ZAMG; NCEP, 13. Decembre 2017, 19:00 locale. meteociel.fr.
  8. Tief "YVES" - eine kurze Bilanz. DWD: Thema des Tages, 12. Dezember 2017.
  9. a b c Föhnsturm fegte mit 249 km/h übers Land. wetter.at, 11. Dezember 2017.
  10. a b c Föhnsturm verursacht schwere Schäden. ORF.at, 12. Dezember 2017.
  11. Ana, la primera borrasca con nombre en España. In: ABC online, 7. Dezember 2017.
  12. Föhnsturm wurde zum Orkan. kärnten.ORF.at, 12. Dezember 2017;
    Föhnsturm fegt über Südösterreich (Zivilschutzalarm wegen Föhnsturms im gesamten Bezirk Völkermarkt). In: Wiener Zeitung, 12. Dezember 2017.
  13. Sturm: Weiter Tausende Haushalte ohne Strom. steiermark.ORF.at, 12. Dezember 2017.
  14. a b Föhnsturm-Bilanz in Salzburg: Windspitzen von 170 km/h, 54 Feuerwehreinsätze. salzburg24.at, zuletzt aktualisiert 13. Dezember 2017.
  15. a b Schneefälle sorgen im Tessin für prekäre Verhältnisse. (Memento vom 14. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Luzerner Zeitung online, 11. Dezember 2017.
  16. Föhnsturm wird zur Gefahr in Vorarlberg. in: Vorarlberg online (vol.at), 11. Dezember 2017;
    Sturm löst 100 Feuerwehreinsätze aus. vorarlberg.ORF.at, 11. Dezember 2017.
  17. Aufräumen nach dem Föhnsturm. salzburg.ORF.at, 12. Dezember 2017.
  18. Feuerwehr rückte zu 91 Sturmeinsätzen aus. nö.ORF.at, 12. Dezember 2017.