Supreme Court of Nauru

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Der Supreme Court of Nauru ist das Oberste Gericht im Rechtssystem des Inselstaates Republik Nauru im Pazifischen Ozean.

Verfassungsgrundlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gericht wurde eingerichtet auf Grundlage des part V der Verfassung von Nauru, die im Zuge von Naurus Unabhängigkeit von Australien 1968 angenommen wurde. Art. 48 der Constitution begründet den Supreme Court als „einen höchsten court of record“ (Appellationsgericht), mit Rechtssprechungskompetenz, die verfassungsrechtlich und gesetzlich festgelegt sind. Art. 49 bestimmt, dass der Chief Justice vom Präsident ernannt wird und zusammen mit anderen Richtern urteilt, die ebenfalls vom Präsidenten ernannt sind, die Anzahl dieser Richter ist durch Gesetz geregelt. Nur Barrister und Solicitors, die wenigstens fünf Jahre Berufserfahrung haben, können in den Supreme Court berufen werden. Die Art. 50 und 51 beschreiben, dass ein Richter/eine Richterin des Supreme Court sein/ihr Amt im Alter von 65 Jahren abgibt, es sei denn, dass das Alterslimit durch Gesetze angepasst wird; oder dass er aufgrund von Unfähigkeit oder Falschverhaltens abgesetzt werden kann, wenn mindestens zwei Drittel der Mitglieder des Parlaments dem zustimmen, oder wenn eine Rücktrittserklärung beim Präsidenten abgegeben wird. Art. 54 bestimmt, dass „der Supreme Court soll, exklusiv gegenüber allen anderen Gerichten, die Rechtssprechungskompetenz haben um jede Frage zu klären, die unter oder mit Einbeziehung der Interpretation oder mit Einfluss von jeglicher Voraussicht der Verfassung auftritt“[1] beschreibt, dass das Kabinett „sich in Verfassungsfragen auf den Supreme Court beziehen soll“ („may refer questions on Constitution to the Supreme Court“), und dass „der Supreme Court soll in einer öffentlichen Sitzung seine Meinung zu der Frage darlegen“ („the Supreme Court shall pronounce in open court its opinion on the question“).[2] Damit ist der Supreme Court ermächtigt eine „Anweisende Meinung“ (advisory opinion) zu erteilen, auch wenn dies nur auf Fragen des Kabinetts hin erfolgt.[3]

Jurisdiktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Supreme Court hat sowohl direkte Jurisdiktion (original jurisdiction) als auch appellative Jurisdiktion (appellate jurisdiction). Das Pacific Islands Legal Information Institute verzeichnet, dass der Supreme Court „unbeschränkte bürgerliche Jurisdiktion hat und, obwohl der Courts Act von 1972 dies nicht ausführt, auch unbeschränkte Kriminal-Jurisdiktion hat.“[4] Außerdem legt der Appeals Act von 1972 fest, dass der Supreme Court auch Widersprüche des District Court sowohl für Kriminalgerichtsbarkeit als auch für Bürgerliches Recht entscheidet.[5] Der Family Court entscheidet jedoch separat und keine Berufung beim Supreme Court ist möglich.[4]

Trotz seines Namens ist der Supreme Court in vielen Fällen nicht die höchste Instanz. Die Entscheidungen in Verfassungsfragen sind final, aber jeder andere Fall kann an den Appellate Court of Nauru weiterverwiesen werden.[6] Zusätzlich legt Art. 57 der Verfassung fest, dass das Parlament eine Anrufung eines Gerichts in einem anderen Land zulassen kann.[7] Diese Vorsichtsmaßnahme wurde in Übereinkunft zwischen Nauru und Australien 1976 gestaltet, damit im Zweifelsfall auch der High Court of Australia angerufen werden kann.[8]

Diese Regelung mit Australien endete am 12. März 2018, nachdem die Regierung von Nauru einseitig die Vereinbarung aufgegeben hatte.[9][10][11] Schon vorher hatte die Australian Law Reform Commission[12] darauf hingewiesen, dass diese Regelung Schwierigkeiten mit anderen Aufgaben des High Court of Australia mit sich bringt.[9][13] Der Schritt wurde begrüßt als weiterer Schritt auf dem Weg eine eigenständige Nation zu werden.[14]

Da das Rechtssystem von Nauru auf dem angelsächsischen Recht aufbaut, werden Präzedenzfälle, die der Supreme Court entscheidet, Teil des nationalen Rechts und die Interpretation des Supreme Court bindet die Entscheidung der niederen Gerichte. Solche Präzedenzfälle können jedoch durch die Legislative ausgesetzt werden.[15]

Entscheidungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Supreme Court entschied seinen ersten Fall, Detamaigo v. Demaure, im April 1969. Es handelte sich um einen Widerspruch gegen eine Entscheidung des Nauru Lands Committee.[16] In einer kurzen Entscheidung schlug Richter Thompson den Widerspruch aus, da er nicht befugt sei, eine Entscheidung aufgrund von „Personalty“ zu treffen.[17]

Der erste verfassungs-relevante Fall des Supreme Court war Jeremiah v Nauru Local Government Council im März 1971. In diesem Fall wandte sich der Nauruer Jeremiah an das Gericht, weil das Nauru Local Government Council keine Einwilligung geben wollte, als er eine Ausländerin heiraten wollte (Births, Deaths and Marriages Ordinance 1957). Der Kläger argumentierte, dass eine Verletzung von Art. 3 der Verfassung vorläge, welcher jedem Bürger die „fundamentalen Rechte und Freiheiten“ zuspricht.[18] Richter Thompson entschied, dass kein verfassungsmäßiges Recht bestehe zu heiraten.[19]

Im Oktober 2010 hatte der Supreme Court über die Ausrufung des Ausnahmezustands durch Präsident Marcus Stephen zu entscheiden, der In the Matter of the Constitution and in the Matter of the Dissolution of the Eighteenth Parliament den Ausnahmezustand verhängt hatte, weil das Parlament keine Möglichkeit hatte, eine Entscheidung herbeizuführen. Die Klage war von den Mitgliedern der Opposition eingereicht worden. Richter John von Doussa entschied zu Gunsten des Präsidenten, weil Art. 77 der Verfassung dem Präsidenten die volle Entscheidungsgewalt beimisst, zu entscheiden, wann der Ausnahmezustand erklärt werden darf.[20]

Der gegenwärtige Chief Justice ist Filimone Jitoko, der 2017 Ratu Joni Madraiwiwi nachfolgte. Jane Crulci (2014–2017) und Resident Magistrate Emma Garo (2014–2016) waren die ersten Frauen, die in die Position der Judiziare in Nauru eingesetzt wurden.

Oberste Richter (Chief Justices)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „[t]he Supreme Court shall, to the exclusion of any other court, have original jurisdiction to determine any question arising under or involving the interpretation or effect of any provision of th[e] Constitution“; Art. 55
  2. Constitution of Nauru.
  3. Barry Connell CJ.: Constitutional Reference; In re Dual Nationality and Other Questions. Supreme Court of Nauru 2004.
  4. a b „has unlimited original civil jurisdiction and although the Courts Act [1972] does not so specify it is assumed that it has original criminal jurisdiction“. "Nauru Courts System Information", Pacific Islands Legal Information Institute.
  5. Appeals Act 1972.
  6. "Nauru: Courts & Judgments", United States Department of State.
  7. „Parliament may provide that an appeal lies as prescribed by law from a judgment, decree, order or sentence of the Supreme Court to a court of another country“.
  8. Agreement between the Government of Australia and the Government of the Republic of Nauru relating to Appeals to the High Court of Australia from the Supreme Court of Nauru. (Memento des Originals vom 25. Juni 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www8.austlii.edu.au 6. September 1976.
  9. a b Jeremy Gans: News: Court may lose Nauru appellate role. In: Opinions on High. Melbourne Law School, Universität Melbourne, 20. Februar 2018, abgerufen am 2. April 2018 (englisch).
  10. Melissa Clarke: Justice in Nauru curtailed as Government abolishes appeal system. ABC News, 2. April 2018
  11. Calla Wahlquist: Fears for asylum seekers as Nauru moves to cut ties to Australia's high court. In: The Guardian 2. April 2018.
  12. Australian Law Reform Commission: The Judicial Power of the Commonwealth: A Review of the Judiciary Act 1903 and Related Legislation. 30. Juni 2001, Appeals from the Supreme Court of Nauru to the High Court, S. 341–346 (edu.au [PDF; abgerufen am 2. April 2018]): Recommendation 19—1. The Attorney-General should consult with the Minister for Foreign Affairs and Trade regarding the feasibility of terminating the treaty between Australia and Nauru, which provides for certain appeals to be brought to the High Court from the Supreme Court of Nauru. If termination is considered feasible, the Nauru (High Court Appeals) Act 1976 should be repealed.
  13. Andrew Roberts: Appeals to Australia from Nauru: The High Court's Unusual Jurisdiction. In: AusPubLaw. 4. Dezember 2017, abgerufen am 2. April 2018.
  14. In a speech to parliament on the occasion of the 50th anniversary of Nauru's independence, President Baron Waqa stated: "Severance of ties to Australia’s highest court is a logical step towards full nationhood and an expression of confidence in Nauru’s ability to determine its own destiny." Jeremy Gans: News: Court may lose Nauru appellate role. Opinions on High. Melbourne Law School, The University of Melbourne. 20. Februar 2018.
  15. Consolidation of Legislation Project. Parliament of Nauru.
  16. „appeal against a decision of the Nauru Lands Committee as to the persons beneficially entitled to the personality of the estate of a deceased Nauruan.“
  17. In a very brief ruling, Chief Justice Thompson struck out the appeal, on the grounds that "this Court has no jurisdiction to entertain appeals from the Nauru Lands Committee's determinations in respect of personalty", as such jurisdiction was not specifically provided by the Nauru Lands Committee Ordinance 1956. Detamaigo v Demaure, Supreme Court of Nauru, 1969
  18. every person in Nauru is entitled to the fundamental rights and freedoms of the individual.
  19. In re the Constitution, Jeremiah v Nauru Local Government Council, Supreme Court of Nauru, 1971.
  20. In the Matter of the Constitution and in the Matter of the Dissolution of the Eighteenth Parliament. Supreme Court of Nauru, 2010.