Tōjin Okichi

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Tōjin Okichi

Tōjin Okichi (japanisch 唐人 お吉, eigentlich Saitō Kichi (斎藤 きち); geboren 1841 in Shimoda (Provinz Izu[A 1]); gestorben 27. Mai 1890 in der Präfektur Shizuoka) war eine japanische Frau, die durch ihren schwierigen Lebensweg bekannt wurde.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tōjin Okichi war die Tochter von Kiwa (きわ), der Frau des Schiffsbauers Saitō Ichibee (斎藤 市兵衛), und hieß Saitō Kichi. Bekannt wurde sie unter dem Namen „Tōjin Okichi“ erst später. Mutter und Tochter verdienten ihren Lebensunterhalt durch das Waschen der Boote, die in den Hafen von Shimoda ein- und ausfuhren.

Im Jahr 1857 bat der US-Generalkonsul Harris, der im Tempel Gyokusen–ji (玉泉寺) in Shimoda residierte, den Kommissar von Shimoda (下田奉行, Shimoda bugyō) um zwei Krankenschwestern. Um Schwierigkeiten bei der Aushandlung des Treaty of Amity and Commerce (United States–Japan) zu vermeiden, dachten der Stadtkommissar an das Mädchen „Kichi“ (きち) und der Dolmetscher Hendrick Heusken an das Mädchen „Fuku“ (ふく) für diese, aus ihrer Sicht „sogenannten Krankenschwestern“.

Kichi traf Harris zum ersten Mal am 22. Mai desselben Jahres für eine Probezeit. Sie wurde aber nach drei Tagen (es können auch mehr Tage gewesen sein) nach Hause geschickt, weil sie einen Ausschlag hatte. Selbst nachdem sie vollständig geheilt war, betrat sie nie wieder den Gyokusen–ji, auch weil Harris krank war. Kichi erhielt trotzdem 25 Ryō als Einstellungsgeld und dann 10 Ryō pro Monat. Nachdem sie sich von Harris zurückgezogen hatte, zum Schluss bekam sie 18 Ryō als Überbrückungsgeld, wurde sie von den Bootsleuten gemieden und begann zu kämpfen, um über die Runden zu kommen.

1868 lebte Okichi bei einem Zimmermann namens Tsurumatsu (鶴松) in Yokohama. 1871 kehrte sie nach Shimoda zurück und begann als Frisörin zu arbeiten. 1882 eröffnete sie in Shimoda ein kleines Speiselokal. Acht Jahre später kämpfte sie mit dem drohenden Bankrott, hatte wohl auch dem Alkohol zugesprochen. Am 23. März 1890 im Alter von knapp 50 beging sie Suizid, indem sie sich am Kadokuri-no-fuchi (門栗の淵) am Fluss Inozawa (稲生沢川), anderthalb Kilometer von Shimoda entfernt, ertränkte. Später wurde dieser Ort zum Gedenken „Okichi-ga-fuchi“ (お吉が淵) genannt. Ihr Grab befindet sich am Tempel Hōfuku-ji (宝福寺) in der Stadt Shimoda, wo sich auch das Gedenkmuseum „Tōjin Okichi kinenkan“ (唐人お吉記念館) befindet.

Nachklang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dieser Lebensgeschichte aufbauend entstanden viele Werke, so

  • 1928 der Roman „Tōjin Okichi“ von Jūichiya Gisaburō (十一谷 義三郎; 1897–1837)
  • 1929 das Schauspiel „Nyonin Aishi, Tōjin Okichi Monogatari“ (女人愛史 唐人お吉 物語) von Yamamoto Yūzō (1887–1974)
    • Der Text wurde von Glenn William Shaw ins Englische übersetzt und erschien unter dem Titel „The Sad Tale of a Woman, the story of Chink Okichi“
  • 1930 der Stummfilm „Tōjin Okichi“ unter der Regie von Mizoguchi Kenji
  • 1940/2006 das Schauspiel „Die Judith von Shimoda“ begonnen von Bertolt Brecht
  • 1954 der Film „Tōjin Okichi“ unter der Regie von Wakasugi Mitsuo (若杉 光夫; 1922–2008)
  • ohne Jahr: die Ballade „Tōjin Okichi ko’uta“, verfasst von Saijō Yaso, komponiert von Sakki Kōka (佐々紅華; 1886–1961), gesungen u. a. von Fujimoto Fumikichi (藤本 二三吉; 1897–1976)

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heute Präfektur Shizuoka.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • S. Noma (Hrsg.): Tōjin Okichi. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 1572.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]