Tareq Alaows

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Porträt des Menschenrechtsaktivisten Tareq Alaows vor roter Kulisse
Tareq Alaows (2023)

Tareq Alaows (* um 1989 in Syrien) ist ein deutscher Migrationsaktivist. Er ist flüchtlingspolitischer Sprecher und Referent für Kampagnen und Netzwerkarbeit der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl sowie ehemaliges[1] Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Alaows wollte als erster aus Syrien Geflüchteter für die Bundestagswahl 2021 antreten; hierzu war er von Bündnis 90/Die Grünen als Kandidat für Oberhausen und in Dinslaken nominiert worden. Ende März 2021 gab Alaows bekannt, von seiner Kandidatur Abstand nehmen zu wollen. Als wichtigsten Grund hierfür nannte er eine „hohe Bedrohungslage für mich und vor allem für mir nahe stehende Menschen“. Seine mögliche Kandidatur und sein Rückzug wurden medial intensiv rezipiert.[2][3][4][5]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tareq Alaows stammt aus Damaskus. In Syrien studierte er islamisches Recht, ohne einen Abschluss zu erreichen. Er engagierte sich beim Roten Halbmond in der humanitären Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten.[2] 2015 floh er wegen seiner Einberufung zum Wehrdienst aus Syrien.[6] Nach einigen Monaten in Deutschland wurde Alaows bei der selbstorganisierten Gruppe „Refugee Strike Bochum“ politisch aktiv. Er engagiert sich auch im Koordinierungskreis der internationalen Bewegung Seebrücke, die sich für die Rettung und Aufnahme von Geflüchteten einsetzt.

Alaows beantragte und erhielt[7] 2021 die deutsche Staatsbürgerschaft, die eine Voraussetzung für eine Kandidatur zum Deutschen Bundestag ist.[8]

Im Dezember 2023 trat Tareq Alaows mit anderen Geflüchteten aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen aus. Grund war das von Partei mitgetragene EU-Asylsystem GEAS.[1]

Bundestagskandidatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alaows wollte sich für das Direktmandat im Wahlkreis 117, Oberhausen-Wesel III, bewerben. Seine Partei nominierte ihn als gemeinsamen Kandidaten für Oberhausen und in Dinslaken. Alaows erhielt infolge seiner Ankündigung, sich für den Bundestag zu bewerben, immer wieder Drohungen, darunter anonyme Morddrohungen gegen seine in Syrien lebende Familie.[4][3]

Als bekannt wurde, dass Alaows die Bewerbung für eine mögliche Bundestagskandidatur zurückziehen wollte, wurde umfassend darüber berichtet. Alaows äußerte sich wie folgt: „Die hohe Bedrohungslage für mich, und vor allem für mir nahestehende Menschen, ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur.“[4]

Nach Auskunft eines Parteisprechers hatte es anonyme Morddrohungen gegen die Familie des Politikers in Syrien gegeben. Alaows sprach auch von „massiven Rassismuserfahrungen“ während seiner Kandidatur. Andererseits habe er innerhalb und außerhalb seiner Partei aber auch viel Unterstützung bekommen.[3]

Außenminister Heiko Maas äußerte in einem Tweet, die Notwendigkeit des Rückzugs von Alaows sei „erbärmlich für unsere Demokratie“. Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sagte, der Vorgang sei „hochgradig beschämend für unsere demokratische Gesellschaft“. Zudem wurde der Hashtag #SolidaritätMitTareq populär.[5]

Pro Asyl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tareq Alaows engagierte sich im Berliner Flüchtlingsrat und wurde 2022 Mitglied bei Pro Asyl. Dort ist er heute flüchtlingspolitischer Sprecher und Referent für Kampagnen und Netzwerkarbeit. Er vertritt Pro Asyl in der Öffentlichkeit und in flüchtlingspolitischen Bündnissen.[9] Er engagiert sich dabei unter anderem für die politische Teilhabe von Ausländern, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben.[7] Er trat dabei auch in Talk-Sendungen wie auf der Couch (18. November 2022)[10] oder hart aber fair (7. März 2023)[11] auf.

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland hatte Alaows gefordert, die Inschrift „Dem deutschen Volke“ am Reichstagsgebäude in „Für alle Menschen, die in Deutschland leben“ zu ändern. Diese Forderung zog er nach starker Kritik auf Twitter zurück.[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Christian Jakob: Ex-Grüner zum Austritt wegen Asylpolitik: „Ich kann das nicht mittragen“. In: Die Tageszeitung: taz. 22. Dezember 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. Dezember 2023]).
  2. a b c zeit.de: Syrien-Flüchtling will in den Bundestag
  3. a b c Morddrohungen: Geflüchteter Syrier Alaows zieht Kandidatur zurück IslamiQ, 31. März 2021
  4. a b c Syrischer Flüchtling Alaows zieht Bundestagskandidatur zurück. In: dw. Abgerufen am 31. März 2021.
  5. a b Außenminister Maas über Rassismus und Drohungen gegen Tareq Alaows: „Erbärmlich für unsere Demokratie“. Abgerufen am 31. März 2021.
  6. Tareq Alaows. In: WDR. 3. März 2023, abgerufen am 13. März 2023.
  7. a b deutschlandfunkkultur.de: Wählen für Ausländer - "Unsere Demokratie verlangt, inklusiv zu sein". Abgerufen am 13. März 2023.
  8. "Wegen „hoher Bedrohungslage“: Syrischer Flüchtling zieht Bundestagskandidatur zurück" Focus.de vom 30. März 2021
  9. Tareq Alaows. 3. März 2023, abgerufen am 13. März 2023.
  10. Pressemitteilung. Abgerufen am 13. März 2023 (deutsch).
  11. Über eine Million Menschen suchen Zuflucht: Deutschland an der Belastungsgrenze? 7. März 2023, abgerufen am 13. März 2023.