Tarf

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Tarf I (Tarf-Gilera) (1954)
Fahrer im linken, Motor im rechten Rumpf
Tarf I (Tarf-Gilera)

Die Tarf war ein doppelrumpfiges Rekordfahrzeug, das von dem italienischen Ingenieur und Rennfahrer Piero Taruffi konstruiert und in zwei Versionen von 1951 bis 1954 für insgesamt 18 Weltrekordfahrten eingesetzt wurde.[1]

Tarf I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Piero Taruffi beantragte im Oktober 1949 ein US-Patent auf ein mehrrumpfiges Rekordfahrzeug, das gegenüber dem späteren aerodynamischen Tarf-Konzept eine dreirumpfige Variante („trisiluro“) darstellte. Diese Form des Fahrzeugs wurde nicht gebaut.[2] Bei der zweirumpfigen Tarf I („bisiluro“) war ursprünglich der Einbau eines 500-cm³-Rennmotors der Bicilindrica von Moto Guzzi vorgesehen. Der V-Zweizylinder mit 120 Grad Zylinderwinkel leistete zu der Zeit 47 PS.[3] Als Taruffi 1953 in der Funktion des Renndirektors zu Gilera zurückkehrte, wurde der leistungsstärkere Rennmotor der Gilera 500 Vierzylinder mit 65 PS bei 10.400/min[4] in die rechte Seite des Rumpfs der Tarf I eingebaut, der Fahrer saß in der linken Rumpfseite.[5] Mit der Tarf-Gilera erzielte Taruffi am 14. Oktober 1954 auf der Rennstrecke in Montlhéry einen Stundenweltrekord von 201 km in der Klasse bis 500 cm³ Hubraum.[6] Die Tarf-Gilera ist heute im Museo dell’Automobile in Turin zu besichtigen.[7]

Tarf II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tarf II (auch Italcorsa) entwickelte Taruffi für Rekordfahrten in der Sportwagenklasse bis 2000 cm³ Hubraum. Taruffi baute dazu einen Vierzylinder-Maserati-Motor mit 1720 cm³ Hubraum in die linke Rumpfhälfte des torpedoförmigen Fahrzeugs ein, der Fahrer saß in der rechten Hälfte.[8] Durch zwei Kompressoren soll der Motor eine Leistung von 280 PS erreicht haben. Das Vierganggetriebe übertrug die Leistung über eine Kette an das linke Hinterrad. Gelenkt wurde mittels zweier Steuerknüppel; die zwei Heckflossen waren vom Fahrer verstellbar, um den Seitenwind auszugleichen.[9] Am 20. März 1951 erzielte Taruffi einen Rekord über den fliegenden Kilometer in 298,507 km/h. Am 15. Januar 1952 stellte er weitere Rekorde mit der Tarf II auf, so den 50-Meilen-Rekord (231,744 km/h), und am 3. April 1952 den jeweiligen 50-100-200 km-Rekord sowie den Rekord über 1 Stunde (217,414 km/h). Der Rekordwagen Tarf II, der nach einer Restaurierung den Motor des Ferrari Dino 246 erhielt, wurde am 12. Mai 2012 bei einer Auktion für 89.600 Euro versteigert.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mick Walker: Gilera. S. 87
  2. Patent US2608264A: Racing car. Angemeldet am 12. Oktober 1949, veröffentlicht am 26. August 1952, Erfinder: Piero Raruffi.
  3. Vgl. Mario Colombo: Moto Guzzi. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-613-01274-X, S. 354.
  4. Siegfried Rauch: Berühmte Rennmotorräder. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-87943-590-1, S. 74
  5. Mick Walker: Gilera. S. 86
  6. Mick Walker: Gilera. S. 87
  7. museoauto.it (Memento vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive) Tarf (abgerufen am 16. Oktober 2014)
  8. Mick Walker: Gilera. S. 86
  9. modernmechanix.com Double Bullet on Wheels (Januar 1952) (abgerufen am 16. Oktober 2014)
  10. rmauctions.com Lot 374, 1951 Piero Taruffi "Italcorsa/Tarf II" Speed-Record Car (abgerufen am 16. Oktober 2014)