Tarnogród

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Tarnogród
Wappen der Gmina Tarnogród
Tarnogród (Polen)
Tarnogród (Polen)
Tarnogród
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lublin
Powiat: Biłgorajski
Gmina: Tarnogród
Fläche: 10,69 km²
Geographische Lage: 50° 22′ N, 22° 45′ OKoordinaten: 50° 21′ 40″ N, 22° 44′ 30″ O
Höhe: 208 m n.p.m.
Einwohner: 3406 (31. Dez. 2016)
Postleitzahl: 23-420
Telefonvorwahl: (+48) 84
Kfz-Kennzeichen: LBL



Tarnogród ist eine Stadt sowie Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Biłgorajski der Woiwodschaft Lublin in Polen.

Marktplatz in Tarnogród

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt an einem linken Zufluss von Tanew im Sandomirer Becken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die königliche Stadt wurde 1567 angelegt, ab 1588 eine private Stadt im Zamośćer Familienfideikommiss im Przemyśler Land der Woiwodschaft Ruthenien. Bei der Ersten Teilung Polens kam Tarnogród 1772 zum neuen Königreich Galizien und Lodomerien des habsburgischen Kaiserreichs (ab 1804). Ab 1783 eine Stadt im Zamoscer Kreis. Er wurde am 14. Oktober 1809 als der einzige Kreis der Ersten Teilung Polens an das Herzogtum Warschau abgetreten. Die neue staatliche Grenze lag 3 km westlich von Tarnogród. Ab 1815 gehörte sie Kongresspolen, als Sitz eines Powiats im Département Lublin. Die Stadt wurde von Polen, Ruthenen bzw. Ukrainern und Juden bewohnt. Ab 1866 lag sie im Powiat Biłgoraj. 1870 wurde Tarnogród zur osada degradiert, ab 1915 wieder eine Stadt. 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam Tarnogród zu Polen. Im Zweiten Weltkrieg gehörte es zum Distrikt Lublin im Generalgouvernement. Von 1975 bis 1998 gehörte die Stadt zur Woiwodschaft Zamość.

Der Zweite Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmal auf dem Marktplatz zu Ehren der in Konzentrationslagern Ermordeten und auf dem Schlachtfeld gegen den Faschismus Gefallenen

Zwei Wochen nach dem Überfall auf Polen erreichte die Wehrmacht die Stadt um am 16. September einen Teil in Brand zu setzen, unter anderem das Gemeindehaus und jüdische Häuser. Am 26. Oktober wurde Tarnogród ins Distrikt Lublin im Generalgouvernement eingegliedert. Bereits zu Beginn der Besetzung bildeten sich verschiedene Gruppen der Untergrundaktion Tarnogród. Die Heimatarmee erwies sich als die stärkste politische Ausrichtung.

Eine Tafel im Museum in Bełżec zum Gedenken an die 1943 hingerichteten Tarnóweeinwohner

Nachdem die Gestapo die Regierung übernahm, begann die Massenverfolgung der Juden. Ab dem 1. November 1942 kam es tzu einer Reihe von Massakern, Hinrichtungen und Deportationen in nationalsozialistische Konzentrationslager; mehr als 1.000 Juden wurden hingerichtet. Wie auch in anderen Städten und Dörfern Osteuropas verwüstete der deutschen Besatzer – dem Plan die Juden und ihre Kultur zu vernichten folgend – den jüdischen Friedhof, deren Geschichte bis ins 1588 zurückging. Um die Region Zamość zu kolonisieren, führten die deutschen Besetzungskräfte 1943 zahlreiche Umsiedlungen von Polen zur Zwangsarbeit durch. Wegen Misserfolgen an der Ostfront entschieden sich die Deutschen zur Deportation anstatt sofortigen Mordes. Am 30. Juni 1943 wurden etwa 1.000 Einwohner aus Tarnogród umgesiedelt, hauptsächlich nach Bełżec und Majdanek, in Durchgangslager in Zwierzyniec und Zamość und nach Deutschland.

Ein vollständiger Abzug der Deutschen erfolgte am 21. Juli 1944 unter dem Druck polnischer und sowjetischer Truppen. Er endete mit einer deutschen Vergeltung und einer Bombardierung von Tarnogród am 22. Juli 1944, bei der etwa ein Dutzend Menschen ums Leben kamen.

Der Gesamtverlust an Bevölkerung beträgt etwa 2.650, darunter 2.600 Polen jüdischer (1.600 in Tarnogród getötet und 1.000 in Lager geschickt) und 50 Polen nichtjüdischer Herkunft. Um an die tragischen Momente in der Geschichte von Tarnogród zu erinnern wurde 1963 auf dem Marktplatz ein Denkmal Zu Ehren der in Konzentrationslagern Ermordeten und auf dem Schlachtfeld gegen den Faschismus Gefallenen errichtet.

Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde gehören neben der Stadt Tarnogród weitere Ortschaften mit Schulzenämtern.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jüdischer Friedhof in Tarnogród, Mai 2007
  • Die von 1686 stammende Synagoge, heute Kulturzentrum und Bibliothek
  • Der jüdische Friedhof in der Różanieckie Vorstadt, der von 17. Jahrhundert bis 1942 benutzt und 1986 renovieren wurde.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tarnogród – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien