Taymur Streng

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Taymur Streng (* 5. Juli 1962 in Riesa in Sachsen; † zwischen dem 29. April und dem 15. Mai 2022 in Berlin[1]) war ein deutscher Komponist, der hauptsächlich im Rahmen der Neuen und zeitgenössischen Musik sowie der Elektronischen Musik, Computermusik und des Deep Listening arbeitete.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der allgemeinbildenden Schule in Sonneberg (Thüringen) erfolgte 1979 der Umzug nach Berlin, wo er erste Experimente mit Elektroakustischer Musik, unter anderem dem Eigenbau von Instrumenten, unternahm. Als obsessiver Bastler von Analog-Synthesizern und Keyboard-Effekten entwickelte er in der Folge Sequenzer und „musik-erzeugende Programme“.[2]

In den 1980er Jahren war Taymur Streng 1988 Mitbegründer der Kult-Dark-Wave-Band Neun Tage in der DDR[3], Musiker in diversen Bands des DDR-Magnettonband-Undergrounds der Achtziger Jahre[4] und spielte in seinem Mahlsdorfer Studio mit Ornament & Verbrechen.[5] In diese Zeit fällt auch die Teilnahme am Ferienkurs für Zeitgenössische Musik in Gera und der Klasse für Elektroakustische Musik, die zu der Zeit von Lothar Voigtländer und Gerald Bennett geleitet wurde. 1991 folgte ein Duo-Projekt mit Ziggy Schöning von der West-Berliner Underground- und Avantgarde-Band DIN A Testbild und weitere Aufnahmen mit Rene Glofke von Neun Tage. 1995 gründete Streng mit Manfred Machlitt und Dirk Specht das elektronische Ensemble Kunstkopf. Später kam Patrick Laschet hinzu. Als Techniker hat er Aufnahmen zum Beispiel von Floating di Morel betreut. Mit Kunstkopf wurde er 1996 Newcomer des Jahres beim Berliner Rockwettbewerb Metrobeat. 1997 entwarf die Band den Soundtrack zur Multimedia-Oper Extrasense – die Vorhersage für die Internationale Theaterwerkstatt Schloss Bröllin. Kunstkopf produzierte zwei Alben und spielte 2001 im Rahmen des Programms der Kulturhauptstadt Europa in Rotterdam.

Bereits 1995 nahm Streng ein Kompositionsstudium Tonsatz und Gehörbildung bei Helmut Zapf auf und lernte Klavier bei Daniel Werts und Ellen Hünigen. Kompositorische Anregungen bekam Streng auch von Georg Katzer, dessen Kurse für elektroakustische Musik an der Akademie der Künste er 1989/90 besuchte. Weiterhin nahm er an diversen Musik-Wettbewerben, Aufführungs-Zyklen und Musik-Wochen teil. Installationen und Performances folgten. Seit 1996 war Taymur Streng regelmäßig an der NoiseFactory des Hörbar e.V. Hamburg vertreten.[6] Seit 2002 erstellte er Installationen unter anderem bei den Randspielen in Zepernick. Uraufführungen seiner Werke erfolgten bei den Intersonanzen in Potsdam[7] und der Pyramidale in Berlin.[8] Einige seiner Werke, so zum Beispiel die Elektronische Studie Nr. 7 und einige Teile des el-ac-Zyklus wurden von Matthias Schuster von den Geisterfahrern verfilmt.[9] Seine Kompositionen für traditionelle Instrumente mit oder ohne elektronische Beigaben wurden von unterschiedlichen Interpreten aufgeführt. Darunter diverse Klavierstücke[10][11], ein Stück für Horn und Elektronik[12], Piece pour accordeon & electronique (var. facile)[13], Weise mir Herr für fünfstimmigen Chor und elektronisches Zuspiel von 2018[14] oder Weise für Akkordeon und Kontrabass von 2020.[15] Außerdem erschienen weitere Fragmente und Studien für traditionelle Instrumente (Klavier, Schlagzeug, Harfe, Horn, Bassklarinette, Akkordeon, Orgel, Gesang und Kontrabass) und elektronisches Zuspiel.[16]

Taymur Streng Folgte Dem Weg: / Texte zu Kompositionen / mit Collagen, eine Collage aus Texten von Wolfgang Hilbig, der kurz vor der Uraufführung verstarb, initiiert von Helmut Zapf, wurde 2006 als Installation zu den Randspielen Zepernick uraufgeführt und 2014 bei CANDIRU Media veröffentlicht.

Seine Komponistentätigkeit verdiente Streng sich mit der Arbeit als Metallhandwerker und Bibliotheksfacharbeiter, zum Beispiel in der Kinderbibliothek und Phonothek in der Wörtherstraße, in der Bibliothek am Wasserturm und der Heinrich-Böll-Bibliothek in Prenzlauer Berg sowie einer Grundschule in Karow.

el ac[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit etwa 2012 entstand das monumentale etwa siebenstündige Werk el ac. Die Teile des Werks wurden seit 2020 sukzessive auf Strengs YouTube-Kanal in einer Playlist veröffentlicht.[17] Die Visuals stammen ebenfalls von Taymur Streng.

Literatur und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Heydecke (Hrsg.) und Piet R. Hexdelk / Taymur Streng (Autoren): Taymur Streng Folgte Dem Weg: / Texte zu Kompositionen / mit Collagen (2014). ISBN 3-7375-1117-9, ISBN 978-3-7375-1117-9.[18]
  • Bei CANDIRU media werden die CD fixed UP 2.0 und die Video-CD Taymur Streng Folgte Dem Weg vertrieben.
  • Ronald Galenza / Alexander Pehlemann: Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979–1990.[19][20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert Mießner: Elektronikpionier Taymur Streng gestorben: Ikonoklast am Stadtrand (2022) bei der Taz, abgerufen am 27. Mai 2022
  2. Synclavier in Max/MSP – Emulation Max/MSP-Patch bei sequencer.de
  3. Eintrag 9 Tage beim Parocktikum
  4. DDR-Magnettonband-Underground der DDR 1984–1989 bei Discogs
  5. Profil bei allmusic
  6. Andi Schoon: Produktiv umdeuten (2002) bei der taz
  7. Taymur Streng: Elektroakustische Studie I (2017, UA) bei field-notes.berlin
  8. Taymur Streng und Namesi: Elektroakustische Studie IV vor bewegten Bildern (2019) bei field-notes.berlin
  9. DIN A Testbild & Friends bei ru-ru.facebook.com
  10. Taymur Streng: Klavierstück 3 / 1999 ohne elektronische Verwandlung, Ensemble JungeMusik Berlin/Brandenburg, Nadezda Tseluykina, Aufführung am 13. September 2013 innerhalb der „intersonanzen 2013“ in der Fabrik Potsdam bei YouTube
  11. Taymur Streng: Klavierstück 4 (2001). Aufführung vom 23. April 2016, Fabrik Potsdam im Rahmen der Intersonanzen 2016. Simone Nocchi (Nyky Trio – Italien) – Klavier. Kamera – Michael Schenk, Schnitt – Henry Mex, Ton – Dietrich Petzold bei YouTube
  12. Taymur Streng: Stück für Horn und Elektronik, Uraufführung des Ensembles JungeMusik Berlin/Brandenburg. Margarita Kakaliagou (Horn), Taymur Streng (Elektronik), im Rahmen der Intersonanzen 2014, Fest der Neuen Musik Brandenburg am 16. Mai 2014 im Treffpunkt Freizeit Potsdam. Kamera: Jan Rehwinkel, Kamera und Schnitt: Henry Mex, Ton: Johannes Scherzer bei YouTube
  13. Taymur Streng: Piece pour accordeon & electronique (var. facile) – Uraufführung für Akkordeon. Aufführung im Rahmen der Intersonanzen 2017, Fest der Neuen Musik Brandenburg, 27. Oktober 2017, Kunsthaus sans titre Potsdam. Neza Torkar (Akkordeon). Kamera: Jan Rehwinkel, Enikö Kümmel, Ton: Dietrich Petzold, Schnitt: Henry Mex bei YouTube
  14. Taymur Streng: Weise mir Herr für 5-stimmigen Chor und Zuspiel. Uraufführung 2. Juni 2018, Kunsthaus sans titre Potsdam. Vox Nostra, Winnie Brückner (Mezzosopran), Ellen Hünigen (Alt), Christoph Burmester (Tenor), Burkhard Werner (Bariton, Leitung), Tobias Hagge (Bass), Kamera und Schnitt: Henry Mex, Dietrich Petzold (Ton) bei YouTube
  15. Taymur Streng: Weise für Akkordeon und Kontrabass. Uraufführung vom 24. August 2020, Kunsthaus sans titre Potsdam, im Rahmen der Intersonanzen 2020, Veranstalter BVNM – Brandenburgischer Verein Neue Musik; Ensemble Junge Musik, Christine Paté (Akkordeon), Matthias Bauer (Kontrabass); Kamera und Schnitt – Henry Mex, Ton – Dietrich Petzold bei YouTube
  16. Taymur Streng: Stueck fuer Orgel & Zuspiel – Zuspiel T3 bei YouTube
  17. Playlist el ac in etwa 50 Teilen bei YouTube
  18. Leseprobe Taymur Streng Folgte Dem Weg … bei google.books, ISBN 3-7375-1117-9, ISBN 978-3-7375-1117-9.
  19. Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979–1990. Mit Beiträgen und Interviews von Ronald Galenza, Christoph Tannert, Peter Wawerzinek, Sascha Anderson, Thomas Roesler, Wolfram „Wollo“ Ehrhardt, Tom Error, Andrea Hübner, Karen Matting, Taymur Streng, Trötsch, Christian „Flake“ Lorenz, Bo Kondren, Bert Papenfuß, Robert Lippok, Ronald Lippok, Leonard Lorek, Frank Bretschneider, Mario Mentrup, Wolfgang Müller, Robert Linke und Alfred Hilsberg, beim Verbrecher Verlag
  20. Various: Magnetband (Experimenteller Elektronik-Underground DDR 1984–1989) bei Discogs