The Vanishing Soldier

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Film
Titel The Vanishing Soldier[1]
Originaltitel החייל הנעלם
Produktionsland Israel
Originalsprache Hebräisch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 101 Minuten
Stab
Regie Dani Rosenberg
Drehbuch Dani Rosenberg,
Amir Kliger
Produktion Chilik Micheali,
Avraham Pirchi
Musik Yuval Semo
Kamera David Stragmeister
Schnitt Nili Feller
Besetzung

The Vanishing Soldier (Hebräisch החייל הנעלם) ist ein Thriller von Dani Rosenberg. Das an einem einzigen Tag in Tel Aviv spielende Coming-of-Age-Drama feierte Anfang August 2023 beim Locarno Film Festival seine Premiere.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 18-jährige Shlomi leistet seinen Wehrdienst bei der israelischen Armee. Der junge Soldat ist in Gaza stationiert. Eines Tages kehrt er einfach zu seiner Freundin Shiri nach Tel Aviv zurück, ohne seiner Truppe Bescheid zu sagen. Dass ihm für die Fahnenflucht eine Gefängnisstrafe droht, ist dem 18-Jährigen durchaus bewusst. Doch der Wunsch, seine Freundin Shiri noch ein letztes Mal zu sehen, bevor sie für ein Studium nach Kanada zieht, ist größer. Shiri arbeitet als Sous-Chefin in einem der vielen Touristenrestaurants der Stadt.

Als Shlomi mitbekommt, dass die Armeeführung ihn in palästinensischer Gefangenschaft wähnt und sein Vater zudem nach einem vom Schrecken eines Bombenangriffs ausgelösten Herzinfarkt im Krankenhaus liegt, wird ihm das tatsächliche Ausmaß seiner Entscheidung zusehends bewusst. Er gesteht seiner Mutter Rachel, dass er desertiert ist, und sie bittet ihn, wieder zu seiner Einheit zurückzukehren.[2][3][4]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie führte Dani Rosenberg.[3] Er wurde 1979 in Tel Aviv geboren, wo die im Film erzählte Geschichte spielt. Es handelt sich bei The Vanishing Soldier nach The Death of Cinema and My Father Too von 2020 um Rosenbergs zweiten Spielfilm.[5] Zudem führte er bei dem Dokumentarfilm Uri Zohar Khozer von 2018 Regie. Zuvor realisierte er einige Kurzfilme wie den 2005 bei der Berlinale lobend erwähnten Don Kishot be'Yerushalaim, in dem er Don Quixote und Sancho Pancha in die Gegenwart nach Israel schickt. Er führte auch bei der von ihm gemeinsam mit Tom Shoval entwickelten Fernsehserie Johnny and the Knights of Galilee Regie.

Die Idee für die Geschichte ist in einer persönlichen Erfahrung Rosenbergs begründet, der selbst im Alter von 18 Jahren während des Militärdienstes eines Nachts seinen Wachposten in der judäischen Wüste verließ. Anders als Shlomi in seinem Film war er bereits nach einer Stunde wieder zurückgekehrt, bevor sein Verschwinden bemerkt worden wäre. „Das war der unbeholfene Versuch, mich gegen das System aufzulehnen“, so Rosenberg. Damals habe er angefangen, darüber nachzudenken, was wohl passiert wäre, wenn er wirklich den Mut gehabt hätte, sich aufzulehnen. Bis heute ringe er als israelischer Staatsbürger damit, Teil eines Systems zu sein, mit dem er sich eigentlich nicht identifizieren könne.[3] Das Drehbuch für The Vanishing Soldier schrieb Rosenberg gemeinsam mit Amir Kliger.

Ido Tako, der zuvor durch mehrere israelische Fernsehserien bekannt wurde, spielt in der Haupt- und Titelrolle den 18-jährigen Soldaten Shlomi. Efrat Ben-Zur und Shmulik Cohen spielen seine Mutter Rachel und seinen Vater[5] und Tikva Dayan seine Großmutter. Mika Reiss ist in der Rolle seiner Freundin Shiri zu sehen, die als Sous-Chefin in einem Restaurant arbeitet.

Die Filmmusik komponierte Yuval Semos, der dies bereits für Rosenbergs The Death of Cinema and My Father Too getan hat und der zuletzt mit Tal Lazar für den Horrorfilm Unborn zusammenarbeitete.[5]

Die weltweiten Rechte am Film sicherte sich Intramovies.[6][7] Die Premiere erfolgte am 5. August 2023 beim Locarno Film Festival, wo der Film im Hauptwettbewerb gezeigt wurde.[8] Zu dieser Zeit wurde der erste Trailer vorgestellt.[9] Ab Ende September 2023 wurde The Vanishing Soldier beim Reykjavik International Film Festival vorgestellt[10] und im November 2023 beim Internationalen Filmfestival Thessalonik.[11] Im Januar 2024 wird der Film beim Palm Springs International Film Festival gezeigt.[12]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tim Grierson schreibt in seiner Kritik bei screendaily.com, Regisseur Dani Rosenberg und sein Hauptdarsteller Ido Tako würden dem Zuschauer nicht vorschreiben, was sie von Shlomi halten sollen. Während der Film den anhaltenden Konflikt mit Israel kritisch betrachtet, sei in Shlomi eine spürbare Leere zu spüren, aber auch das unterentwickelte Gewissen in seinem Innersten. Rosenberg habe die ersten Kampfszenen aus ironischer Distanz gedreht und lasse den Krieg höllisch, aber auch sinnlos erscheinen. Er verzichte so auf heroische oder emotionale Momente. Als Shlomi von dort flüchtet, werde der meditative Charakter der Geschichte stärker. Shlomi verbinde sich wieder mit Teilen von sich selbst, die er als Soldat verloren hat. Aufgewachsen in einer Welt, in der Krieg und Wehrpflicht allgegenwärtig sind, sehne sich Shlomi nach Freiheit, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie diese überhaupt aussehen könnte. Der Film entwickele sich schließlich zu einer Tragödie, als die israelische Armee im Glauben, dass die Hamas ihn als Geisel hält, mit massiver Gewalt reagiert, was zu einem schrecklichen Blutvergießen führt. Ob sich Shlomi dafür verantwortlich fühlen sollte, lasse Rosenberg den Zuschauer beurteilen.[5]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Vanishing Soldier befand sich in der Vorauswahl zum Europäischen Filmpreis 2023.[13] Im Folgenden weitere Nominierungen und Auszeichnungen.

Internationales Filmfestival Thessaloniki 2023

  • Nominierung im Meet the Neighbours+ Competition[14]

Locarno Film Festival 2023

  • Nominierung für den Goldenen Leoparden[8]

Montpellier Mediterranean Film Festival 2023

  • Lobende Erwähnung im Spielfilmwettbewerb (Dani Rosenberg)
  • Auszeichnung mit dem Critics’ Award (Dani Rosenberg)
  • Auszeichnung mit dem Jam Prize für die Beste Filmmusik (Yuval Semo)[15]

Ophir Awards 2023

  • Nominierung als Bester Film
  • Nominierung für die Beste Regie (Dani Rosenberg)
  • Nominierung als Bester Schauspieler (Ido Tako)
  • Nominierung als Beste Nebendarstellerin (Efrat Ben-Zur)
  • Nominierung für das Beste Drehbuch (Amir Kliger und Dani Rosenberg)
  • Nominierung für die Beste Musik (Yuval Semo)
  • Nominierung für den Besten Filmschnitt (Nili Feller)
  • Nominierung für das Beste Make-up (Shir Matzrafi und Limor Shmila)
  • Nominierung für das Beste Casting (Limor Shmila)
  • Nominierung für den Besten Ton (Neal Gibbs)
  • Auszeichnung für die Beste Kamera (David Stragmeister)[16][17]

Reykjavik International Film Festival 2023

  • Nominierung für den Golden Puffin (Dani Rosenberg)[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.filmdienst.de/film/details/621461/the-vanishing-soldier
  2. The Vanishing Soldier. In: filmsfromisrael.com. Abgerufen am 26. September 2023.
  3. a b c Patrick Heidmann: »Ich will das Schiff nicht verlassen«. In: Jüdische Allgemeine, 16. August 2023.
  4. Douglas Johnson: Locarno 2023 review: The Vanishing Soldier (Dani Rosenberg). In: icsfilm.org, 11. August 2023.
  5. a b c d Tim Grierson: 'The Vanishing Soldier': Hamburg Review. In: screendaily.com, 29. September 2023.
  6. The Vanishing Soldier / החייל הנעלם. In: intramovies.com. Abgerufen am 26. September 2023.
  7. Nick Vivarelli: Italy’s Intramovies Takes World Rights on Israeli Director Dani Rosenberg’s Gaza-Strip drama 'The Vanishing Soldier'. In: Variety, 20. Mai 2023.
  8. a b The Vanishing Soldier. In: dmovies.org. Abgerufen am 26. September 2023.
  9. John Bleasdale: Locarno Title 'The Vanishing Soldier' Drops Trailer, as Helmer Dani Rosenberg Talks Buster Keaton, Israeli Protests. In: Variety, 6. August 2023.
  10. a b Fabien Lemercier: The Reykjavík International Film Festival celebrates its 20th anniversary. In: cineuropa.org, 27. September 2023.
  11. The Vanishing Soldier. In: filmfestival.gr. Abgerufen am 13. November 2023.
  12. Valerie Wu: Palm Springs International Film Festival to Open With 'Wicked Little Letters', Full Lineup Announced. In: Variety, 5. Dezember 2023.
  13. More than 40 % of the selected films directed by women. In: europeanfilmawards.eu, 27. September 2023.
  14. Vassilis Economou: The 64th Thessaloniki International Film Festival unveils its competition line-ups. In: cineuropa.org, 24. Oktober 2023.
  15. Fabien Lemercier: 'Black Night' triumphs in Montpellier. In: cineuropa.org, 30. Oktober 2023.
  16. The Ophir Awards 2023: Nominees for Best Film. In: jer-cin.org. Abgerufen am 26. September 2023.
  17. Jessica Steinberg: '7 Blessings' wins big at Ophir Awards; ceremony features protest of Arab crime wave. In: Times of Israel, 11. September 2023.