Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk

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Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk
Internat III, Haupteingang, Internat II
Schulform Berufsbildungswerk
Gründung 1965
Ort Husum
Land Schleswig-Holstein
Staat Deutschland
Koordinaten 54° 29′ 16″ N, 9° 2′ 56″ OKoordinaten: 54° 29′ 16″ N, 9° 2′ 56″ O
Träger Diakonie-Hilfswerk Schleswig-Holstein (Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband)
Website www.tsbw.de

Das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk ist ein Berufsbildungswerk in Husum für etwa 1000 Auszubildende mit etwa 400 Mitarbeitern (Stand 2017). Es wurde am 15. November 1965 gegründet und trägt den Namen des deutschen Theologen Theodor Schäfer. Das Werksgelände entstand schrittweise auf dem ehemaligen Gelände eines Krankenhauses, einer Anlaufstelle für Kriegsversehrte sowie einer Behindertenwerkstatt.[1] Träger ist das Diakonie-Hilfswerk Schleswig-Holstein (DHW) in der Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie (NGD) mit Sitz in Rendsburg.

Behinderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschen mit folgenden Behinderungen können im TSBW eine Ausbildung absolvieren. Dabei wird auch Menschen mit Mehrfachbehinderungen die Möglichkeit gegeben, eine geeignete Ausbildung zu erhalten.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das TSBW bietet ein umfangreiches Paket an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen an.
Menschen, die sich im Berufsleben orientieren müssen oder sich ihrer Fähigkeiten unsicher sind, können verschiedene Praktika zur Berufsfindung und Arbeitserprobung in den Lehrwerkstätten machen.
Ein soziales Training für den Umgang mit anderen Lehrlingen und den Ausbildern sowie ein ergänzender Schulunterricht wird angeboten, um für den tatsächlichen Ausbildungsstart ein ähnliches Bildungsniveau zu erreichen.

Ausbildungsberufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das TSBW bietet 70 Ausbildungsberufe in zwölf Berufsfeldern an (Stand: 2017). Die Ausbildungsdauer beträgt im Allgemeinen drei Jahre.

Umschulung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im TSBW Husum werden auch Umschulungen von jungen Erwachsenen durchgeführt, die durch Unfall oder Krankheit ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können. Diesen Menschen stehen auch Möglichkeiten zur Berufsfindung, -schulung und -qualifizierung offen. TSBW-Außenstellen in diesem Bereich sind das Norddeutsche Reha-Beratungszentrum Hamburg (Schwerpunkt Hörgeschädigte) und die Trainings- und Integrationszenter in Heide und Husum.

Unterkunft und Betreuung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gelände sind sechs Internatsbereiche, die eine ständige (auch medizinisch/therapeutische) Betreuung ermöglichen. Die Internate sind in Ein- und Zweibettzimmer aufgeteilt. Im Stadtbereich sind weitere Wohnungen vorhanden. Für jede Behinderungsart und Entwicklungsreife ist damit ein geeignetes Umfeld vorhanden.

Seelsorge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sinne einer diakonischen Einrichtung ist im TSBW ständig ein Pastor als Ansprechpartner der Heranwachsenden anwesend. Auch Gottesdienste und Andachten sind Aufgabe dieses Pastors.

Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Freizeithaus hat eine eigene Terrassenanlage, ein Feld mit Korbnetzen für Korbballspiele, eigene Tennisfelder, sowie ein Fußballfeld mit Toren. Das Haus bietet auch Aktivitäten wie Diskoabende, Konzerte und Theater sowie eine Cafeteria.

Ärztlicher Dienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das TSBW unterhält einen Stab an festangestellten Ärzten. Dieser Stab umfasst sowohl Hausärzte als auch spezialisierteres Personal, wie z. B. Diabetologen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Des Weiteren gibt es auch einen Stab an fest angestellten Psychologen, deren Besuch für die Teilnehmer angeboten wird.

Chronik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1945–1948 1945 zogen drei Schwerversehrte und drei Leichtversehrte dauerhaft in die ehemaligen Husumer Reichsbaracken ein. Die sechs versehrten Kriegsheimkehrer stellten einfache kleine Gegenstände her, um mit dem Verkauf zum alltäglichen Bedarf beisteuern zu können.[2] Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden im Jahr 1946 in Flensburg-Mürwik zudem die Mürwiker Versehrtenwerkstätten des Gemeinnützigen Vereins Versehrtenwerk Schleswig-Holstein e.V.[3] Als Selbsthilfeorganisation für die Kriegsversehrten wurde anschließend am 15. November 1948 ein Husumer Versehrtenwerk gegründet,[4] das dem Gemeinnützigen Verein Versehrtenwerk Schleswig-Holstein e.V. angeschlossen war.[5] Gefördert wurde das Husumer Versehrtenwerk durch die Propstei Husum-Bredstedt.

Ziel des Versehrtenwerkes war die Wiedereingliederung der Kriegsversehrten durch Umschulung und Ausbildung in den Handwerksberufen Schneider, Sattler, Polsterer, Schuhmacher und Tischler.[6]

1949 Das Versehrtenwerk wurde Einrichtung der inneren Propstei Husum-Bredstedt für die Umschulung und Ausbildung von Kriegsversehrten. Dadurch wurde die Finanzierung sichergestellt.
1950 Mit Hilfe der Evangelischen Landeskirche und des Landes Schleswig-Holstein konnte sich das Werk nach wenigen Jahren so erweitern, dass ab 1950 abschnittsweise ein großer Komplex mit mehreren Werkstätten entstand.
1951 Das Versehrtenwerk hatte seine Tätigkeit seit dem 23. November offiziell auf die Schulung von Unfallverletzten und Körperbehinderten erweitert.
1. April 1952

In enger Zusammenarbeit mit den Schulungswerkstätten Versehrtenwerk, aber als eine besondere Einrichtung der Inneren Mission der Propstei Husum-Bredstedt, wurde ein Lehrlingswohnheim eröffnet. Dieses wurde errichtet, um allen Gruppen von Lehrlingen, versehrte, körperbehinderte, vertriebene und einheimische Lehrlinge, die in der weiteren Umgebung der Stadt wohnhaft waren und dort keine Ausbildungsmöglichkeit hatten, eine Wohnstatt zu bieten, wenn sie in Husum einer Ausbildung nachgingen.

1958 Aufnahme der Ausbildung im Metallbereich in den neugeschaffenen Räumen der Schulungswerkstätten.
1959 Das Versehrtenwerk und das Lehrlingswohnheim, unter bisheriger Trägerschaft des Kirchenkreises Husum-Bredstedt, wurden als Sondervermögen offiziell an die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein übertragen.
1961 Das Lehrlingswohnheim wurde erweitert. Das Versehrtenwerk erhielt weitere Werkstätten.
1965 Am 1. April wurden beide Einrichtungen verbunden, am 15. November wurde der offizielle Name Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk bekanntgegeben.
1966 Es wurden erstmals auch behinderte Mädchen aufgenommen. Mit vier schwerhörigen Mädchen wurde in der alten Schuhmacherwerkstatt die Bauzeichnerausbildung begonnen.
1967 Bau einer Schlosserei, Beginn der Mechanikerausbildung, Durchführung von Berufsfindungsmaßnahmen.
1968 Ein Anwesen im Stadtbereich Husum wurde als Außeninternat angemietet.
1969 Im Erdgeschoss dieses Internats wurde eine weitere Werkstatt für Behinderte eingerichtet.

Ausbau des TSBW als Reha-Einrichtung.

1972 Aufnahme der Ausbildungen in Elektrotechnik, Feinmechanik, Näher,-innen und Raumausstatter,-innen.

Eigener ärztlicher und psychologischer Dienst und eigene Berufsfindung.
In diesem Jahr fand erstmals ein "Tag der offenen Tür" statt, der seitdem nur durch die Covid-19-Pandemie unterbrochen jährlich durchgeführt wird.

1973 Beginn des Förderungslehrgangs für noch nicht „berufsreife“ Jugendliche. Pachtung weiterer Außenwohnstellen.
1975 Die Werkstatt für Behinderte wurde als eigenes Unternehmen vom TSBW unabhängig, angegliedert an die schon bestehende Husumer Werkstatt für Behinderte.
1988 Fertigstellung weiterer Modernisierungsmaßnahmen (Blockheizkraftwerk, Elektrotechnik u. a.)
1991 Die Behindertenwerkstatt O.N.P.LI. in Montevideo/Uruguay erhält den Namen Escuela Theodor Schäfer.
2003 Fertigstellung der Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen Internat III. mit Plätzen für schwer- und schwerstkörperbehinderte Menschen und Wohnungen für Umweltkranke.
2005 Aufstellung eines 68 Meter hohen Übungsturmes für angehende Servicetechniker für Windkraftanlagen (Abriss 2017)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadtentwicklungskonzept Husum, TSBW, abgerufen am: 1. April 2017
  2. Norddeutsche Gesellschaft für Diakoni Versehrtenwerk / Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk, Husum, abgerufen am: 1. April 2017
  3. Flensburger Tageblatt: Versehrtenwerk: Soziale Tat gegen größte Widerstände, vom: 15. Mai 2009; abgerufen am: 5. April 2017
  4. Norddeutsche Gesellschaft für Diakoni Versehrtenwerk / Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk, Husum, abgerufen am: 1. April 2017
  5. Flensburger Tageblatt: Versehrtenwerk: Soziale Tat gegen größte Widerstände, vom: 15. Mai 2009; abgerufen am: 5. April 2017
  6. Norddeutsche Gesellschaft für Diakoni Versehrtenwerk / Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk, Husum, abgerufen am: 1. April 2017

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]