Thomas Scheitenberger

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Wappen des Thomas Scheitenberger

Thomas Scheitenberger war ein deutscher Vogt und Richter in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprünglich aus dem schwäbischen Ort Jettingen stammende Thomas Scheitenberger schrieb sich, vermutlich im Alter von etwa 14 Jahren, am 9. Juni 1586 an der katholischen Universität Dillingen ein, um kirchliches und weltliches Recht zu studieren.[1][2]

Thomas Scheitenberger war direkter Nachfahre des königseggischen Vogts Gallus Scheitenberger, dem 1539 Kaiser Karl V. in Toledo aufgrund seiner Verdienste um das Heilige Römische Reich und seines klugen, rechten Rates, den er als Jurist gegenüber dem Kaiser aussprach, ein Wappen verlieh.[1] Auch Thomas Scheitenberger führte dieses vertikal geteilte, hälftig schwarz und gold blasonierte Wappen, das im Schild zwei überkreuzte Scheiter in rot und grün über einem grünen Dreiberg zeigt. Noch zu Studienzeiten trug sich Thomas Scheitenberger in das Stammbuch des Stephan Klingshirn ein,[1] was uns auch ein gemaltes Bild des von ihm geführten Wappens überlieferte.[3]

Thomas Scheitenbergers Bruder Johann Scheitenberger, der ebenfalls an der Universität Dillingen studierte, war von den 1620er- bis zu den 1640er-Jahren Verwalter der Gnadenkapelle in Altötting.[4] Ihr Vetter Philipp Scheitenberger war zum Ende des 17. Jahrhunderts Bediensteter der Fugger von der Lilie.[5]

Von 1620 bis 1632 war Thomas Scheitenberger Vogt des baumgartischen Teils der Herrschaft Kißlegg.[6] In diesem Amt betätigte er sich vor allem in der Strafrechtspflege, in der Ausführung und Leitung allgemeiner Verwaltungsaufgaben sowie der Beratung und Vertretung der Herrschaft vor Ort.[1][6] Besondere Verdienste werden Scheitenberger im Rahmen der rechtlichen Vertretung der Maria Gräfin zu Hohenems, geborene zu Baumgarten, gegenüber den Freiherren zu Schellenberg als Inhabern des anderen Teils der Herrschaft in der Kißleggischen Sache zugesprochen.

Nach seinem Amt als Vogt in Kißlegg, das er vermutlich aufgrund der Pestepidemie, die Allgäu-Oberschwaben von 1632 bis 1635 heimsuchte, aufgab, wurde Thomas Scheitenberger um 1640 als Pfleger zu Schwabmünchen und 1641 als Richter des Augsburger Domkapitels zu Langerringen bei Schwabmünchen erwähnt.[1]

Kißleggische Sache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kißleggische Sache war ein Rechtsstreit zwischen den Inhabern der beiden Kißlegger Herrschaftshälften und betraf im Kern die Verteidigung der Besitzansprüche der Gräfin Maria zu Hohenems an der von ihr geerbten baumgartischen Herrschaftshälfte Kißleggs gegenüber den juristischen Anfechtungen ihres Besitzrechtes von Seiten der Reichsfreiherren zu Schellenberg als Inhaber der anderen Hälfte der Herrschaft.[7] Thomas Scheitenberger vertrat als Vogt Maria Anna zu Hohenems und konnte ihren Anspruch gegen den der Reichsfreiherren zu Schellenberg behaupten, was dazu führte, dass dieser Herrschaftsteil später durch Erbfolge an die Reichserbtruchsessen zu Waldburg-Trauchburg überging.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Breit: Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Reichskammergericht. Band 16. Nr. 6706 – 7308 (Buchstabe M). München 2009, ISBN 978-3-938831-16-8.
  • Michael Grimm: Versuch einer historisch-statistischen Beschreibung Kißleggs samt seiner Umgebung. Erweiterter Nachdruck der Ausgabe Kißlegg 1864. Herausgegeben von Thomas Weiland. Kißlegg 1994.
  • Rolf Kießling (Hrsg.): Die Universität Dillingen und ihre Nachfolger. Stationen und Aspekte einer Hochschule in Schwaben, Dillingen an der Donau 1999.
  • Heinrich Lutz: Reformation und Gegenreformation. Oldenbourg, München 2005.
  • Thomas Specht: Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen (1549–1804) und der mit ihr verbundenen Lehr- und Erziehungsanstalten. Freiburg im Breisgau 1902.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Archive Kißlegg | 200 Jahre Gemeinde Kißlegg. Abgerufen am 29. April 2020.
  2. Specht, Thomas; Schröder, Alfred: Die Matrikel der Universität Dillingen. Band 1: 1551 – 1645. Dillingen 1909, S. 163.
  3. Eduard Zimmermann: Augsburger Zeichen und Wappen. Augsburg 1970, S. Tafel 103, Abb. 3080.
  4. Karl Koetschau: Repertorium für Kunstwissenschaft. Band XLIV. Berlin und Leipzig 1924, S. 67.
  5. Wolfgang Reinhard (Hrsg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. Prosographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500-1620. Berlin 1996, S. 167.
  6. a b Paul-Dieter Mehrle: Die Strafrechtspflege in der Herrschaft Kißlegg. Von den Anfängen bis zum Jahre 1633. Pfullingen 1961, S. 48 f.
  7. a b Rudolf Rauh: Systematische Übersicht über die Bestände des Fürstl. von Waldburg-Zeil’schen Gesamtarchivs in Schloß Zeil vor 1806 (1850). Archiv Kißlegg und Archiv Ratzenried. Stuttgart 1953, S. 12 ff.