Tiberios (Sohn Theodosios’ III.)

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Tiberios (mittelgriechisch Τιβέριος; † nach 717) war ein Sohn und möglicherweise Mitkaiser des byzantinischen Kaisers Theodosios III.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden Angriffs der Araber auf Konstantinopel hatte sich der Strategos des Themas Anatolikon, Konon, im März 717 in Kleinasien als Leo III. gegen Theodosios III. zum Kaiser ausgerufen. Theodosios stattete seinen Sohn daraufhin mit Krone und Purpurkleidern aus und sandte ihn mit einer Armee gegen den Usurpator. Der Kaisersohn wurde bei Nikomedia gefangen genommen, wobei Leo dessen kaiserliche Insignien vielleicht zu seiner eigenen Krönung verwendete. Zusammen mit seinem Vater Theodosios dankte er in Chrysopolis ab und wurde ebenso wie dieser zum Mönch geschoren.[1]

Der Name des Theodosios-Sohnes ist zeitgenössisch nicht belegt, kann aber indirekt erschlossen werden. In den 730er-Jahren trat in Kleinasien ein Prätendent unter dem Namen Tiberios auf, der den syrischen Quellen zufolge vorgab, der Sohn des Kaisers „Konstantin“ zu sein.[2] Theodosios III. ist der einzige Kaiser der fraglichen Epoche, für den dieser Name überliefert ist, und zwar bei Pseudo-Dionysios als Doppelname Theodosios-Konstantinos. Auch eine Identität des Kaisersohnes mit Theodosios, dem ikonoklastischen Erzbischof von Ephesos und Vorsitzenden des Konzils von Hiereia, wurde schon vermutet,[3] doch wird dieser traditionell mit einem Sohn des Kaisers Tiberios II. identifiziert. Kedrenos kennt außerdem den Beinamen Chrysographos („Goldschreiber“), der aber möglicherweise eher auf Kaiser Theodosios III. selbst als auf seinen Sohn zu beziehen ist.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philip Grierson: The Tombs and Obits of the Byzantine Emperors (337–1042). In: Dumbarton Oaks Papers. Bd. 16, 1962, S. 3–63.
  • Ralph-Johannes Lilie, Claudia Ludwig, Thomas Pratsch, Ilse Rochow, Beate Zielke: Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. 1. Abteilung: (641–867). Band 4: Platon (#6266) – Theophylaktos (#8345). Nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. De Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-016674-7, S. 502–503, Nr. 7793A (anonym).
  • Ilse Rochow: Byzanz im 8. Jahrhundert in der Sicht des Theophanes. Quellenkritisch-historischer Kommentar zu den Jahren 715–813 (= Berliner byzantinistische Arbeiten. Bd. 57). Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-05-000700-1, S. 78–79.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lediglich Agapios berichtet, Leo III. habe den Sohn des Theodosios töten lassen.
  2. Den griechischen Quellen zufolge gab sich dieser Pseudo-Tiberios als Sohn Justinians II. (und damit als Enkel Konstantins IV.) aus. Dieser wurde allerdings im Dezember 711 nach dem Sturz seines Vaters in Blachernae ermordet und in Konstantinopel bestattet. Diese Umstände waren den Zeitgenossen zwei Jahrzehnte später sicher noch bekannt und dürften den Prätendenten, sollte diese Version zutreffen, a priori vor ein erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem gestellt haben. Vgl. hierzu auch PmbZ, Nr. 2593 (Hišām ibn ʿAbd al-Malik) und 8166 (Theophantos).
  3. Grierson, Tombs, S. 52.