Tiefenstockheim

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Tiefenstockheim
Markt Seinsheim
Wappen von Tiefenstockheim
Koordinaten: 49° 40′ N, 10° 12′ OKoordinaten: 49° 39′ 48″ N, 10° 12′ 26″ O
Höhe: 219 m
Einwohner: 218 (1987)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 97342
Vorwahl: 09332
Tiefenstockheim (Bayern)
Tiefenstockheim (Bayern)

Lage von Tiefenstockheim in Bayern

Tallage von Tiefenstockheim im Breitbachgrund
Tallage von Tiefenstockheim im Breitbachgrund

Tiefenstockheim ist ein Ortsteil des Marktes Seinsheim im unterfränkischen Landkreis Kitzingen mit etwa 250 Einwohnern.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Pfarrdorf liegt im südlichen Steigerwald-Vorland in einem der schönsten Täler Unterfrankens, dem Breitbachgrund.

Naturräumlich liegen die Ortsteile von Seinsheim in drei verschiedenen Untereinheiten. Von Nordwesten ragt der Ifftalbereich mit seinen kleinen Bächen und den steilen Ufern in das Gemeindegebiet. Nordöstlich ist die Hellmitzheimer Bucht zu finden, während kleinere Teile in der höheren Ochsenfurt-Uffenheimer Gäufläche liegen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grundwort heim im Namen heißt Haus oder Heimat. Als Bestimmungswort kommt stock dazu, was Baumstumpf oder –stamm bedeutet. Die Rodungssiedlung entstand an einem Platz, an dem die Baumüberreste stehen blieben und vermoderten. Der Zusatz tiefen soll wohl der Hinweis auf die Tallage des Pfarrdorfes sein. Damit war der Ort von anderen naheliegenden „Stockheimen“ wie Mainstockheim und Fröhstockheim zu unterscheiden.[1]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bodenfunde aus der Bandkeramiker- und Hallstattzeit beweisen, dass das Tiefenstockheimer Gebiet bereits vor Christus besiedelt war.[2]

Im 12. Jahrhundert wird der Ort unter den Besitztümern des Domkapitels Würzburg erstmals urkundlich genannt. Das Domkapitel besaß bis 1803 die Grundherrschaft im Dorf. 1810 kam Tiefenstockheim zu Bayern.[3]:56

Tiefenstockheim wurde 1818 mit dem bayerischen Gemeindeedikt eine selbständige Gemeinde mit folgenden Teilorten:

  • Gumpertsmühle
  • Riedmühle

Am 1. Mai 1978 wurde der Ort in den Markt Seinsheim eingegliedert.[4]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „St. Kilian in goldenem Bischofsornat und der Mitra, in der Rechten das silberne Schwert, in der Linken den Krummstab; unten in Silber ein Baumstumpf“[5]
Wappenbegründung: Der obere Teil verweist auf die historische Zugehörigkeit von Tiefenstockheim zum Hochstift Würzburg, der untere symbolisiert den Ortsnamen. Die Tingierung in Silber und Rot spielt dagegen auf das Wappen des Hochstifts Würzburg an.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1330 findet sich der erste urkundliche Eintrag im Lehenbuch des Hochstifts Würzburg. Ein Friedrich Hornung erhielt Fläche im Kirchhof von Tiefenstockheim. Im Jahre 1475 bekam der Dompropst das Öffnungsrecht. Er durfte bei Gefahr in der Kirchenburg Zuflucht suchen. Weiterhin berichteten die Unterlagen aus dem 16. Jahrhundert von 13 Gaden und Kirchhäusern sowie sechs Kellern.[3]:56

Die Kirchenburganlage wurde nach umfänglichen Renovierungsarbeiten im Jahr 2002 der Öffentlichkeit übergeben. Aus ehemals fünf Gaden entstand ein Dorfgemeinschaftszentrum. Es bietet heute Raum für Veranstaltungen aller Art.

Rathaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelpunkt des Ortes steht das in den Jahren 1581/82 erbaute Rathaus. Es besitzt ein reich verziertes Fachwerkobergeschoss und ein Glockentürmchen. Das Haus diente dem Schultheißen und seinen Schöffen als Aufenthaltsort. Auch fanden Gemeindeversammlungen und Gerichtstage hier statt. Diese waren vorher unter der Dorflinde abgehalten worden. Die 1698 angebrachte Uhr im Giebel ist heute noch in Betrieb. Am Eckstein zur Durchgangsstraße hin blickt ein maskenartiges Gesicht auf Besucher.[3]:56,57

Fronhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Fronhof des Würzburger Dompropstes. Dieser Gutshof liegt dem Rathaus schräg gegenüber.

Weinbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tiefenstockheim ist heute Weinbauort im Anbaugebiet Franken. Eine großlagenfreie Weinlage existiert um das Dorf, der Wein wird seit den 1970er Jahren unter dem Namen Tiefenstockheimer Stiefel vermarktet, der auf die Form der Weinberge verweist. Tiefenstockheim ist Teil des Bereichs Schwanberger Land, bis 2017 waren die Winzer im Bereich Steigerwald zusammengefasst. Die Muschelkalkböden um Tiefenstockheim eignen sich ebenso für den Anbau von Wein, wie die Lage in der Maingauklimazone, die zu den wärmsten Deutschlands gehört.

Bereits seit dem Frühmittelalter betreiben die Menschen um Tiefenstockheim Weinbau. Die fränkischen Siedler brachten wohl im 7. Jahrhundert die Rebe mit an den Main. Im Mittelalter gehörte die Region zum größten zusammenhängenden Weinbaugebiet im Heiligen Römischen Reich. Die Menschen betrieben zumeist Nebenerwerbsweinbau zur Selbstversorgung, gleichzeitig bildeten sich bereits Exportzentren insbesondere entlang des Maines heraus. In Tiefenstockheim blieb man beim Weinbau für den Hausgebrauch.

Der Weinbau erlebte nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Niedergang. Vor allem klimatisch weniger begünstige Lagen gab man vollständig auf. Zusätzlich erschwerte das Aufkommen von Schädlingen wie der Reblaus den Anbau. Konsolidieren konnte sich die Weinbauregion Franken erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Einsatz von Düngern und verbesserte Anbaumethoden hatten dazu ebenso beigetragen wie die Organisation in Genossenschaften und die Flurbereinigung der 1970er Jahre.[6] Heute wird in Tiefenstockheim wieder in begrenztem Umfang Weinbau betrieben.

Weinlage[7] Größe 1993[8] Himmelsrichtung Hangneigung Hauptrebsorten Großlage
Stiefel 1,5 ha Südosten 35–40 % Müller-Thurgau, Silvaner großlagenfrei

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Ambrosi, Bernhard Breuer: Deutsche Vinothek: Franken. Begleiter zu den Weinberg-Lagen, Winzern und ihren Küchen. Herford2 1993.
  • Hans Bauer: Alte und neue Wappen im Landkreis Kitzingen. In: Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 1980. Im Bannkreis des Schwanbergs. Kitzingen 1980. S. 53–70.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tiefenstockheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ortsinfo
  • Kirchenburg Info (Memento vom 7. Mai 2004 im Internet Archive) (PDF; 124 kB)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Literatur |Autor=Wolf–Armin Frhr. v. Reitzenstein |Titel=Lexikon Fränkischer Ortsnamen |Verlag=C.H.Beck oHG |Ort=München |Datum=2009 | ISBN=978 3 406 59131 0
  2. Literatur |Herausgeber=Landkreis Kitzingen |Titel= Die Orte der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit |Sammelwerk=Kunst- und Kulturführer durch den Landkreis Kitzingen |Verlag=Farbendruck Brühl |Ort=Marktbreit |Auflage=2 |Datum=1993 |Seiten=100
  3. a b c Kurt Andermann: Tiefenstockheim. In: Jesko Graf zu Dohna (Hrsg.): Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Vier Türme GmbH, Benedict Press, Münsterschwarzach 2004.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 748.
  5. Bauer, Hans: Alte und neue Wappen im Landkreis Kitzingen. S. 67.
  6. Ambrosi, Hans (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 50–52.
  7. Regierung von Unterfranken: Weinbergslagen in Bayern gegliedert nach Bereichen (Memento des Originals vom 28. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regierung.unterfranken.bayern.de, PDF-Datei, abgerufen am 16. Mai 2019.
  8. Ambrosi, Hans (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 237.