Tille Trader 3300

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Tille Trader 3300
Scot Mariner
Scot Mariner
Schiffsdaten
Schiffsart Küstenmotorschiff
Bauwerft Tille Scheepsbouw, Kootstertille
Bauzeitraum 2000 bis 2002
Gebaute Einheiten 7
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 91,25 m (Lüa)
84,99 m (Lpp)
Breite 13,75 m
Tiefgang (max.) 4,92 m
Vermessung 2548 BRZ / 1428 NRZ
 
Besatzung 6
Maschinenanlage
Maschine 1 × Wärtsilä-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 1.950 kW (2.651 PS)
Dienst­geschwindigkeit

13 kn (24 km/h) Vorlage:Infobox Schiff/Antrieb/Geschwindigkeit_B

Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 3.330 tdw
Rauminhalt 5.196 m³
Sonstiges
Klassifizierungen Bureau Veritas

Der Tille Trader 3300 ist ein Küstenmotorschiffs­typ der niederländischen Werft Tille Scheepsbouw in Kootstertille. Von dem Schiffstyp wurden Anfang des 21. Jahrhunderts mehrere Einheiten für europäische Reedereien gebaut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von dem Schiffstyp wurden Ende 1999 zunächst je zwei Einheiten von den niederländischen Reedereien Navigia Shipping in Groningen und JR Shipping in Harlingen bestellt.[1] Ende 2000 bestellte die britische Reederei Scotline Marine zwei Einheiten des Schiffstyps mit der Option auf zwei weitere Schiffe.[2] JR Shipping bestellte ein weiteres Schiff, das zur Erhöhung der Anzahl der an Deck zu ladenden Container mit einem höheren Deckshaus als die vorhergegangenen Bauten ausgerüstet wurde.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schiffe wurden mit teilweise abweichenden Ausstattungen gebaut. Sie werden von einem Viertakt-Sechszylinder-Dieselmotor des Herstellers Wärtsilä (Typ: 6L26) mit 1950 kW Leistung angetrieben. Der Motor wirkt über ein Untersetzungsgetriebe auf einen Verstellpropeller. Die Schiffe sind mit einem von einem Elektromotor mit 205 kW Leistung angetriebenen Bugstrahlruder ausgerüstet. Für die Stromversorgung an Bord stehen ein von der Hauptmaschine angetriebener Stamford-Wellengenerator mit 300 kW Leistung sowie ein von einem Sisu-Valmet-Dieselmotor (Typ: 612DSBG) mit 134 kW Leistung angetriebener Stamford-Generator mit 125 kVA Scheinleistung zur Verfügung. Als Notgenerator dient ein Stamford-Generator mit 80 kVA Scheinleistung, der von einem Sisu-Valmet-Dieselmotor (Typ: 420DSG) mit 70 kW Leistung angetrieben wird. Bei den später gebauten Einheiten kamen teilweise Cummins-Dieselmotoren für den Antrieb der Generatoren zum Einsatz.[4]

Der Laderaum der Schiffe ist 61,88 m lang, 10,80 m breit und 7,93 m hoch. Die Höhe des Lukensülls beträgt 2,65 m. Der Laderaum ist größtenteils boxenförmig, lediglich im vorderen Bereich verjüngt er sich etwas. Zur Unterteilung des Laderaums sind die Schiffe mit zwei zweiteiligen Schotten ausgestattet, die an acht Positionen errichtet werden können. Der Laderaum der Schiffe ist mit zehn Stapellukendeckeln verschlossen. Die Lukendeckel können mithilfe eines Lukenwagens bewegt werden. Die Tankdecke kann mit 15 t/m², die Lukendeckel mit 1,6 t/m² belastet werden.

Die Containerkapazität der Schiffe beträgt 126 TEU. Im Laderaum können zehn 20-Fuß-Container hintereinander in drei Lagen übereinander und bis zu vier Container nebeneinander, an Deck sechs 20-Fuß-Container hintereinander in einer Lage und vier Containern nebeneinander geladen werden. Die Container an Deck können unter Berücksichtigung des Sichtstrahls nur auf der hinteren Hälfte der Lukendeckel geladen werden. Im Raum finden insgesamt 102 TEU, an Deck 24 TEU Platz. Das Maximalgewichte der einzelnen Stapel im Raum beträgt 81 t bei 20-Fuß-Containern bzw. 92 t bei 40-Fuß-Containern. Die Containerkapazität des als Eclipse gebauten Schiffes beträgt 197 TEU. Hier finden 99 TEU im Raum und 98 TEU an Deck Platz.[5]

Zum Unterqueren von Brücken können die Masten geklappt werden. Die Rümpfe der Schiffe sind eisverstärkt (Eisklasse 1D). Der Schiffsrumpf basiert auf dem Entwurf des Conofeeders 200.

Die Schiffe sind in ihrer Ursprungsversion mit sieben Kabinen ausgestattet. Die Besatzungsstärke beträgt üblicherweise sechs Personen.

Untergang der Verity im Oktober 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verity im Hafen von Brügge, 2020
Letzte aufgezeichnete Position der Verity laut AIS-Daten (OpenSeaMap.org)

Am 24. Oktober 2023 kollidierte die Verity (2001 als Estime in Dienst gestellt) gegen 5 Uhr Ortszeit etwa 12 Seemeilen südwestlich von Helgoland bei rauer See mit dem weitaus größeren, 2009 erbauten Frachtschiff Polesie (IMO-Nummer 9488097) und sank innerhalb von 20 Minuten. Die Polesie blieb schwimmfähig und beteiligte sich an der Suche nach Überlebenden.[6] Bis zum Abend des 24. Oktober konnten zwei der sieben Besatzungsmitglieder gerettet werden, ein weiteres wurde tot geborgen. Das mit Stahl beladene Schiff befand sich auf einer Fahrt von Bremen nach Immingham, die Polesie sollte von Hamburg nach A Coruña fahren.[7]

An der Rettungsaktion waren neben Seenotrettungskreuzern und Hubschraubern andere Schiffe beteiligt, unter ihnen das Kreuzfahrtschiff Iona.[8] Das Wrack der Verity liegt in etwa 30 Metern Tiefe. Taucher suchten dort seit dem Nachmittag des 24. Oktober nach Überlebenden, auch mit Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten.[9] In der Nacht auf den 25. Oktober 2023 wurde die Suche eingestellt nachdem es keine Überlebenschance für die Vermissten mehr gab.[10]

Die Masten des gesunkenen Frachters sollen gekürzt werden, damit der Schiffsverkehr an der vielbefahrenen Stelle des Untergangs nicht gefährdet wird. Auch eine Bergung des Schiffes wird erwogen.[11]

Die gering beschädigte Polesie fuhr am frühen Morgen des 25. Oktober mit eigener Kraft nach Cuxhaven. Nach Abschluss der Ermittlungen setzte sie am 28. Oktober ihre Fahrt nach A Coruña fort.[12]

Im November wurden die Masten gekappt und auf dem Meeresgrund in 30 Metern Tiefe abgelegt. Die Bergung des Schiffes soll mittelfristig erfolgen.[13]

Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tille Trader 3300
Bauname Baunummer IMO-
Nummer
Auftraggeber Stapellauf
Ablieferung
Umbenennungen
und Verbleib
Esprit 333 9229166 JR Shipping 2. Februar 2001
17. März 2001
2004: Union Mars, 2009: Fri Sea
Lingedijk 334 9224104 Navigia Shipping 28. Juli 2000
14. Oktober 2000
2005: Flinterlinge, 2013: Velox, 2017: Fri River
Hunzedijk 335 9224116 Navigia Shipping November 2000
6. Januar 2001
2005: Flinterhunze, 2013: Vanguard, 2016: Rignator*)
Estime 336 9229178 JR Shipping 20. April 2001
9. Juni 2001
2004: Union Mercury, 2008: Verity,
am 24. Oktober 2023 in der Deutschen Bucht nach Kollision mit der Polesie gesunken
[14]
Scot Mariner 339 9243916 Scotline Marine 24. August 2001
28. September 2001
Scot Venture 340 9243928 Scotline Marine 22. März 2002
26. April 2002
Eclipse 341 9243930 JR Shipping 8. November 2001
15. Dezember 2001
2001: Somers Isles, 2006: Scot Isles, 2021: Scot Bay
*) 
Die Rignator wurde 2016 zu einem Selbstentlöscher umgebaut. Dafür wurde das Schiff mit einem auf einem Wagen über dem Laderaum verfahrbaren Bagger ausgerüstet. Im Zuge des Umbaus wurde der Rumpf auf 78,88 m verkürzt.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lingedijk. In: Schip en Werf de Zee, November 2000, S. 67–69, ISSN 0926-4213

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tille Trader 3300 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tille boekt vier schepen van een nieuw type. In: Schip en Werf de Zee, Januar 2000, S. 11, ISSN 0926-4213.
  2. Scotline Marine And Tille Shipyards Sign Contract. In: Maritime Reporter and Engineering News, Januar 2001, S. 20, ISSN 0025-3448. Abgerufen am 21. November 2019.
  3. Tille boekt drie Traders 3300. In: Schip en Werf de Zee, Februar 2001, S. 16, ISSN 0926-4213.
  4. Scot Mariner, Ship Technology. Abgerufen am 21. November 2019.
  5. MV Scot Isles, Scotline. Abgerufen am 21. November 2019.
  6. Eckhard-Herbert Arndt: „Verity“ sinkt nach Kollision. In: Täglicher Hafenbericht. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  7. Ein Toter nach Frachter-Kollision in der Nordsee. In: tagesschau.de. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  8. Schiffskollision vor Helgoland: Kein Lebenszeichen von Vermissten. In: Ndr.de. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  9. Schiffskollision vor Helgoland: Vermissten-Suche geht weiter. In: Ndr.de. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  10. deutschlandfunk.de: Frachter gesunken - Suche nach vier Vermissten eingestellt. In: deutschlandfunk.de. 30. Oktober 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  11. Nach Frachter-Kollision vor Helgoland: Starker Wind und hohe Wellen erschweren Bergung des Wracks. In: ndr.de. 27. Oktober 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  12. Nach Kollision in der Nordsee: Frachter „Polesie“ fährt wieder. NDR, 29. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023.
  13. Arbeiten an gesunkener "Verity" in Nordsee unterbrochen. In: ndr.de. 13. November 2023, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  14. Schiffskollision auf der Nordsee: Mehrere Vermisste vor Helgoland. In: ndr.de. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  15. MV Rignator, Schiffsdaten, Strand Shipping. Abgerufen am 21. November 2019.