Timofei Alexandrowitsch Kuljabin

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Timofei Alexandrowitsch Kuljabin

Timofei Alexandrowitsch Kuljabin (russisch Тимофей Александрович Кулябин; * 10. Oktober 1984 in Ischewsk, Sowjetunion) ist ein russischer Schauspiel- und Opern-Regisseur.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuljabin wuchs zunächst in Ischewsk auf, im Alter von 13 Jahren zog die Familie nach Nowosibirsk. Sein Vater war in Ischewsk Theateragent und in Nowosibirsk lange Zeit Direktor des Theaters Rote Fackel, an dem sein Sohn 2015 Chefregisseur wurde.[1][2]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Timofei Kuljabin ist einer der prominentesten jungen Theaterregisseure in Russland. Nach seinem Abschluss an der Russischen Akademie für Theaterkunst (bei Oleg Kudrjaschow) im Jahr 2007 arbeitete er erfolgreich an russischen und ausländischen Theatern, mit (bis März 2015) 15 Schauspiel- und zwei Operninszenierungen. Kritiker stellten seine Fähigkeit heraus, sowohl in großen als auch in Kammer-Formaten konsequente und originelle Konzepte zu entwickeln. Seine Inszenierungen klassischer Stücke und Opern haben eine große Resonanz in professionellen wie in Laien-Theaterkreisen gefunden. Sein Onegin am Theater Rote Fackel in Nowosibirsk, wo er auch als künstlerischer Leiter fungierte, wurde mit dem Spezialpreis des Russischen Festivals für Darstellende Künste und dem nationalen Theaterpreis Goldene Maske ausgezeichnet. Seine Inszenierung von Wagners Oper Tannhäuser am Opern- und Balletttheater Nowosibirsk kam am 20. Dezember 2014 heraus und fand großen Beifall bei der Kritik. Nach seiner Onegin-Produktion und der Aufführung #Shakespearesonette am Moskauer Theater der Nationen wurde er eingeladen, am Moskauer Bolschoi-Theater im April 2016 Donizettis Don Pasquale zu inszenieren.

Wegen seiner Tannhäuser-Inszenierung, in deren Venusberg-Szene Tannhäuser als Jesus Christus dargestellt wurde, wurde der Opernintendant des Nowosibirsker Theaters, Boris Mesdritsch, im März 2015 entlassen.[3]

Kuljabins Inszenierung der Drei Schwestern von Tschechow war eine viereinhalbstündige Aufführung ohne Worte und tourte seit ihrer Premiere im Oktober 2015 in Russland durch die Welt.[4][5]

Zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine 2022 verließ Kuljabin – nach einem kritischen Statement seines Teams zum Krieg – Russland. Ab April wurden seine Inszenierungen am Bolschoi-Theater ausgesetzt, im Dezember verlor sein Vater seine Direktorenstelle in Nowosibirsk,[1] welche er für 23 Jahre innegehabt hatte.[6]

Inszenierungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pique Dame nach Alexander Puschkin:

  • Theaterfestspiele „Spielzeit an der Wolga,“ Samara: Preis für die beste Regie, 2007
  • Theaterfestival „Paradies“ (unter Schirmherrschaft des Verbands der Theaterschaffenden): Preis für die beste Regie, 2007
  • Preis des Gouverneurs der Region Nowosibirsk „für die zeitgemäße Interpretation der russischen Klassik“, 2007

Macbeth von William Shakespeare:

  • Theaterfestival „Paradies“ (unter Schirmherrschaft des Verbands der Theaterschaffenden): Preis für die beste Regie, 2009

Elektra nach Euripides:

  • Preis der Tageszeitung Moskovski Komsomolets in der Kategorie Bestes Kammerspiel, 2013

Onegin nach Alexander Puschkin:

  • Nationaler Theaterpreis „Die Goldene Maske“, Sonderpreis der Jury, 2013.

KILL nach Kabale und Liebe von Schiller:

  • Preis des Theaterfestivals „Der neue Sibirische Transit“, Beste Inszenierung, 2014.

Tannhäuser:

  • Inszenierung des Jahres, Preis der Fachzeitschrift Muzikalnoje obozrenie (‚Musikrevue‘), 2015

Sonstige Auszeichnungen:

  • „Person des Jahres“ der Stadt Nowosibirsk in der Kategorie Kunst und Kultur, 2010.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Porträt beim Theater der Nationen, Moskau
  2. Eintrag über Kuljabin. Webpräsenz der Goldenen Maske
  3. Kuljabin. Seite des Theaters Rote Fackel
  4. Christine Dössel: Groll und Gesten. Experimentierfreudiges Theater hat es unter Putin immer schwerer. Die Wiener Festwochen zeigen jetzt zwei mutige Projekte aus Russland, in: Süddeutsche Zeitung
  5. Ronald Pohl: Drei Schwestern, in: Der Standard
  6. Barbara Petsch: „Drei Schwestern“: Bei Tschechow ist das Dunkel licht genug, in: Die Presse

Trailer & Teaser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b «Есть одна страна, которая точно отменяет русскую культуру. Эта страна — Россия» (Es gibt ein Land, das die [russische] Kultur definitiv abschafft. Dieses Land ist Russland.), Meduza, 3. Januar 2023
  2. Timofej Kuljabin, Internetauftritt des Deutschen Theaters Berlin, abgerufen am 5. Januar 2023
  3. Opernchef wegen Regietheater gefeuert. Welt Online, 30. März 2015; abgerufen am 31. März 2015
  4. Simon Strauss: Und sagten kein einziges Wort, in: FAZ, 11. März 2019, S. 13.
  5. «Ich habe keine Angst», Tages-Anzeiger, 14. November 2018
  6. In Russia, the director of the theater was fired because of the anti-war position of his son, 24. Dezember 2022
  7. Am Kältepol – Erzählungen aus dem Gulag. In: residenztheater.de. Abgerufen am 4. März 2018.
  8. Egbert Tholl: Schrecklich schön. In: sueddeutsche.de. 2. März 2018, abgerufen am 4. März 2018.