Todesfall Mouhamed Dramé

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Demo Justice for Mouhamed in Dortmund am 19. November 2022

Beim Todesfall Mouhamed Dramé starb der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé am 8. August 2022 bei einem Polizeieinsatz in der Dortmunder Nordstadt durch Schüsse aus einer Maschinenpistole. Der Polizist, der die Schüsse abgab, wurde im Dezember 2023 wegen Totschlags angeklagt, drei weitere Polizisten wegen gefährlicher Körperverletzung sowie der Einsatzleiter wegen Anstiftung.

Mouhamed Dramé[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut einer Akte des Jugendamts Dortmund habe sich Mouhamed Dramé eigenen Angaben nach Ende 2019 aus dem Senegal auf den Weg nach Europa begeben, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Zusammen mit seinem Stiefbruder führte der Weg über Mali und Mauretanien nach Marokko. Ende 2021 fuhr er mit einem Boot von Marokko nach Spanien, wobei sein Stiefbruder im Mittelmeer unter unbekannten Umständen ertrank. Aus einer Unterkunft für Asylsuchende in Sevilla machte er sich mit dem Zug auf den Weg nach Deutschland. Über Worms und Zornheim kam er nach Dortmund. Am 1. August brachte man ihn in die katholische Jugendeinrichtung St. Elisabeth in der Dortmunder Nordstadt.[1]

Er wurde auf Kosten der Stadt Dortmund in den Senegal überführt und in seinem Heimatdorf Ndiaffate begraben.[2]

Polizeieinsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 8. August 2022 rief der Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung in der Dortmunder Nordstadt den Notruf wegen einer Suizidgefährdung des 16-jährigen Mouhamed Dramé. Als die Polizeibeamten in der Jugendhilfeeinrichtung erschienen, saß Dramé zusammengekauert im Hof und richtete ein Küchenmesser gegen sich. Zwölf Polizeibeamte waren vor Ort. Auf die Aufforderung, das Küchenmesser wegzulegen, soll er aufgestanden und auf die Beamten zugegangen sein. Nach einem erfolglosen Einsatz von Pfefferspray feuerten zwei Polizeibeamte mit Taser auf ihn. Fast zeitgleich feuerte ein Polizist sechs Schüsse mit einer Maschinenpistole auf den Jungen. Fünf trafen ihn und verletzen ihn tödlich. Das Geschehen wurde von der Notrufleitstelle aufgezeichnet, da der Leiter der Jugendhilfe vergaß, das Telefon aufzulegen.[3]

Die Bodycams der zwölf eingesetzten Polizisten waren alle ausgeschaltet. Dramé sprach kaum Deutsch, sondern Französisch und die senegalische Landessprache Wolof, was den Polizisten mitgeteilt wurde.[1]

Reaktionen nach dem Todesfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen Herbert Reul kündigte an, die Schusswaffengebräuche sowie sämtliche Zwangsmaßnahmen mit Todesfolge der letzten fünf Jahre darauf überprüfen zu lassen, ob sich aus diesen „Anhaltspunkte ergeben, die einen Anpassungsbedarf in der Aus- und Fortbildung nahelegen“. Auch kündigte er an, einen unabhängigen Polizeibeauftragten zu installieren.[4][5]

Eine Petition mit über 30.000 Unterschriften forderte eine unabhängige Untersuchungskommission zur Aufarbeitung des Polizeieinsatzes.[1]

Am ersten Jahrestag des Todesfalls kamen rund 500 Menschen zur Trauerfeier in den Innenhof der Abu-Bakr-Moschee, darunter der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal. Nach der Trauerfeier folgte eine Demonstration auf dem Friedensplatz, gegen Polizeigewalt und Rassismus. Es gab Rufe „Justice for Mohamed“.[6]

Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. Dezember 2023 begann der Prozess gegen die beteiligten Polizisten.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Todesfall Mouhamed Dramé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Tödliche StaatsgewaltTAZ vom 19. August 2022, abgerufen am 1. April 2024.
  2. Erschossener Dramé im Senegal beigesetzt jungewelt.de vom 20. August 2022, abgerufen am 4. April 2024.
  3. a b Tödliche Polizeischüsse: Prozess gegen Polizisten beginnt - tagesschau.de
  4. Text: Anna Fischhaber, Lena Kampf, Svenja Schlicht, Nadja Tausche, Ralf Wiegand, Illustration: Stefan Dimitrov: Tödlicher Einsatz. Süddeutsche Zeitung, 18. November 2022, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  5. Aaron Wörz: Wieso starb Mouhamed D.? taz, 11. August 2022, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  6. Gedenkfeier für von Polizei erschossenen 16-Jährigen bis auf Zwischenrufe ruhig. welt.de, 14. August 2022, abgerufen am 1. April 2024.