Tomoko Sawada

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Tomoko Sawada (jap. 澤田 知子, Sawada Tomoko; * 1977 in Kōbe, Präfektur Hyōgo) ist eine japanische Fotografin.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tomoko Sawada wurde 1977 in Kōbe geboren und graduierte 2003 an der Seian Zōkei Daigaku (engl. Seian University of Art and Design). Sawadas Arbeiten widmen sich vorwiegend der Darstellung von Frauenrollen in der (japanischen) Gesellschaft und dem Widerspruch zwischen Tradition und Moderne. Gegenstand ihrer Fotografie ist stets sie selbst, sowohl in Porträts, als auch Szenenbildern. Durch Wandlungen von Umfeldern, Frisuren und Kostümen deckt sie Kodierungen von „Normalheit“ und „Unterschiedlichkeit“ auf und thematisiert die Beziehung von Erscheinungsbild und Realität.[1][2] Dabei tritt sie selbst als ausführende Fotografin zunehmend in den Hintergrund und zeichnet verantwortlich für Planung und Arrangement der Aufnahmen, die dann von einem Assistenten nach ihren Vorgaben durchgeführt werden.

Durch einen Pflichtkurs im Rahmen ihres Studiums kam Sawada zur Porträtfotografie und stellte fest, dass Masken und Kostüme ihr halfen, den Minderwertigkeitskomplex in Bezug auf ihr Aussehen abzulegen.[3] In Anlehnung an Andy Warhols Automatenaufnahmen entstand so 1999 ihre Fotoserie ID-400: 400 unterschiedliche Selbstporträts aus dem Fotoautomaten einer Tankstelle, in denen sie die Wandlungsfähigkeit weiblicher Ausdrucksformen und Lebensstile darstellt.[1] Nach dem Ende der Aufnahmen rasierte sich Sawada ein Glatze und besuchte die Ausstellung ohne jegliches Make-up, zumeist ohne erkannt zu werden.[4] In Sawadas Themenausstellung in der Zabriskie Gallery in New York wurden diese Bilder den Aufnahmen der Serie Oimai gegenübergestellt, die sich der Darstellung der Omiai-Tradition widmet und in denen festgefügte, formale Rollenmodelle erscheinen.[5][6]

In ihrem dritten Zyklus Costume verwendete Sawada erstmals auch Mittelformatkameras und erweiterte so die Darstellungsmöglichkeiten. Während sie selbst und ihre Wandlungen mit Hilfe stark prägender Uniformen und Kostüme stets im Fokus bleiben, wird der umgebende Kontext unscharf.[6] In School Days lichtete sie sich selbst als fiktive Abschlussklasse einer Mädchenschule ab, in der alle Schülerinnen trotz einzelner Zeichen der Individualität von Gleichförmigkeit geprägt sind.[1] In der Serie Decoration präsentiert sie sich in verschiedenen Erscheinungsformen von „Gothic Lolitas“, wie sie insbesondere im Stadtteil Harajuku von Tokyo bekannt sind, wo sie sich jede Woche kostümiert an der Takeshita Dori präsentieren.[2]

Werke von Sawada sind heute unter anderem Bestandteil der Sammlungen des International Center of Photography, des Brooklyn Museum und des San Francisco Museum of Modern Art.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1999 Clean Sisters Gallery, Osaka
  • 2001 The Third Gallery Aya, Osaka
  • 2002 galerie p, Brüssels
  • 2002: The Self, Photoespana, Madrid, 2002 (Gruppenausstellung)
  • 2003: Two Photographic Series, Zabriskie Gallery, New York, 2003[5]
  • 2004: About Face: Photography and the Death of the Portrait, Hayward Gallery, London (Gruppenausstellung)
  • 2004: Costumes, Zabriskie Gallery, New York
  • 2005: School Days, Imabashi, Ôsaka
  • 2005: Out of the Ordinary / Extraordinary, Museum für Ostasiatische Kunst, Berlin (Gruppenausstellung)
  • 2006: Desire to Mimic, Museum für angewandte Kunst, Wien
  • 2008: Decoration, Espai 13, Fundació Joan Miró, Barcelona[2]
  • 2008: Heavy Light: Recent Photography and Video from Japan, International Center of Photography (Gruppenausstellung)[7][8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tomoko Sawada: ID400: Relation Between Inside and Outside. Seigensha Art Publishing, 2004 (ISBN 4861520126)
  • Tomoko Sawada & Gen Kobayashi: Omiai. Seigensha Art Publishing, 2005 (ISBN 4861520312)
  • Tomoko Sawada & Gen Kobayashi: School Days. 青幻舎, 2006 (ISBN 4861520614)
  • Tomoko Sawada: Masquerade. 赤々舎, 2006 (ISBN 4903545024)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Midori Matsui: Tomoko Sawada. Interview, Juni 2005
  2. a b c Ausführlicher Bericht zu Sawada und ihren Serien von der Fundació Joan Miró
  3. William A. Ewing &Nathalie Herschdorfer: Face: The New Photographic Portrait. S. 308ff, Thames & Hudson, 2006 (ISBN 0500543216)
  4. ID 400 (Memento des Originals vom 29. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.imow.org im International Museum of Women
  5. a b Ausstellungsbeschreibung (Memento des Originals vom 16. Dezember 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zabriskiegallery.com der Zabriskie Gallery
  6. a b Edward Leffingwell: Sawada at Zabriskie. Art in America, 1. April 2005
  7. Heavy Light: Recent Photography and Video from Japan@1@2Vorlage:Toter Link/www.icp.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. ICP
  8. Japanese Culture, in Vivid Color. New York Times, 13. Juni 2008