Torsten Heinrich

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Torsten Heinrich (2023)

Torsten Heinrich (* 9. Oktober 1982 in Würzburg)[1] ist ein ehemaliger deutscher Politiker (AfD). Heute betreibt er mehrere YouTube-Kanäle über militärische und politische Themen, insbesondere über den russischen Überfall auf die Ukraine.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich wuchs mit seinem Bruder Olaf Heinrich in Würzburg auf. Er absolvierte seinen Grundwehrdienst beim Gebirgspanzeraufklärungsbataillon 8.[2] Danach studierte er an der Universität Würzburg Geschichte und Europäische Ethnologie auf Magister artium.[3] Seit 2017 gibt Heinrich an, offiziell in Panama zu leben, wo er über keine postalisch erreichbare Adresse verfügt und somit keine Briefe vom deutschen Finanzamt erhalten kann.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eintritt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Torsten Heinrich trat der Alternative für Deutschland im März 2013 bei. Er wurde im Mai 2013 zum Vorsitzenden des Bezirksverbandes Unterfranken gewählt.[3]

Im Juni 2013 wurde Heinrich zum Bundesvorsitzenden der Jungen Alternative für Deutschland gewählt. Die ebenfalls aufgestellte jedoch unterlegene Bundespressesprecherin Dagmar Metzger warf Heinrich vor, nationalistische Parolen propagiert zu haben. Heinrich selbst konnte sich den Vorwurf nach eigenen Angaben „nicht erklären“.[4]

Politische Positionen als AfD-Politiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlplakat zur Eurorettung

Heinrich gab an, vor dem Eintritt in die AfD regelmäßig die FDP gewählt zu haben.[5] Von dieser fühlte er sich allerdings nicht mehr vertreten. Er vertrat von 2013 bis 2014 in der AfD größtenteils „freiheitlich“-liberale Positionen. So sprach er sich beispielsweise gegen die Eurorettung aus und kritisierte die Übertragung von Rechten an die Europäische Union. Ebenso lehnte er staatliche Anstrengungen zum Klimaschutz wie den geförderten Ausbau erneuerbarer Energien ab.[6] Auch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen lehnte er mit Verweis auf die Einschränkung der individuellen Freiheit des einzelnen Autofahrers ab. Gleichzeitig vertrat er aber auch Positionen, die konträr zu aktuellen Zielen der Partei stehen,[7][8] so sprach er sich für die gleichgeschlechtliche Ehe und eine Legalisierung weicher Drogen wie Marihuana aus, den Staat habe dies in beiden Fällen „nichts anzugehen“. Er gehörte dem liberalen Flügel der AfD an und war damit vergleichsweise gemäßigt.

Kritik, die AfD sei antisemitisch und rassistisch eingestellt, wies er damals zurück. Die Partei stehe „fest auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ und habe auch „mit den Rechten nichts am Hut“, sie sei lediglich in Teilen konservativ. Mitglieder würden „als Nazis diffamiert“, doch den Ursprung dieser „Idee“, AfD-Mitglieder so zu bezeichnen, könne er sich nur bei „radikalen Linken“ vorstellen.[9]

Austritt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war bis Februar 2014 Bundesvorsitzender der Jugendorganisation. Des Weiteren erklärte er laut eigener Darstellung im März 2014 noch vor dem 2. Bundesparteitag in Erfurt seinen Austritt aus der Partei und trat im Zuge dessen auch von seinem Posten im Bezirksverband Unterfranken zurück.[10][11] Als Gründe für den Austritt nannte Heinrich im Nachhinein die „Goutierung“ der russischen Annexion der Krim 2014 und die „Marginalisierung“ und Chancenlosigkeit des libertären Flügels in der Partei.[5] Kurz nach dem Austritt sagte er außerdem, die AfD sei eine „Partei der Spinner“ geworden, keine Verschwörungstheorie sei „so irre, als dass sie nicht ihre Anhänger in der Partei hätte.“[12] Von der heutigen AfD grenzte er sich 2022 erneut ab und sagte, die Partei sei „kein politisches Zuhause“ mehr für ihn.

Verbindungen zur Rechten Szene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch nach seinem Austritt und der erneuten Distanzierung von der AfD 5 Jahre nachdem er angeblich nach Panama umgezogen ist, unterhält Heinrich weiterhin freundschaftliche und berufliche Beziehungen zu der rechten Szene. Die Webseite spartanat.com, wo Heinrich Ende 2022 ein Werbe-Interview geben durfte[13], ist insbesondere durch ihren Chefredakteur Jürgen Hatzenbichler und die Rolle bei den Asgaard-Affären für ihre Verbindungen zur österreichischen rechts-radikalen Szene bekannt. Auch André F. Lichtschlag und sein Magazin "eigentümlich frei", wo Heinrich gelegentlich Gastbeiträge publizieren darf, sind für radikale Ansichten und eindeutige Einordnung in die neurechte Szene bekannt. Mark Reicher, der Heinrichs Co-Produzent in einem anderen Projekt ist, wurde auf seinem YouTube-Kanal wegen anti-israelischer/antisemitischer Inhalte von YouTube demonetarisiert und das Video wurde durch YouTube Moderatoren gelöscht.[14]

Eigendarstellung im Internet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Februar 2022 startete Heinrich den YouTube-Kanal Militär & Geschichte mit Torsten Heinrich. Nach seiner eigenen Darstellung "berichtet" er seit dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine mehrmals pro Woche von der aktuellen Lage in der Ukraine. Seine Informationen bezieht er laut eigenen Angaben aus Open-Source-Quellen, jedoch beziehen sich seine "Berichte" lediglich auf Beiträge von diversen privaten Twitter und Telegram Konten, die wiederum keine Quellen für ihre Informationen nennen. Heinrich bezeichnet sich selbst als nicht neutral und pro-ukrainisch, ist aber der Meinung, dass er in der Lage sei, „so objektiv wie möglich“ über den Krieg zu berichten.[13] Mittlerweile betreibt er diesen Kanal hauptberuflich. Der Kanal hat aktuell mehr als 160.000 Abonnenten (Stand: Mai 2024).

Neben seinem YouTube-Kanal betreibt Heinrich einen Twitter-Account, auf dem er ebenfalls regelmäßig seine "Einschätzungen" postet. Focus Online griff einige seiner Aussagen zur Mobilmachung in Russland 2022 auf. Diese bezeichnete Heinrich als „völlig unorganisiert und chaotisch“, sie sei „das Ende des Russlands, wie wir es kennen“.[15] Abseits des Krieges in der Ukraine führt ihn das rechtspopulistische Magazin "eigentümlich frei" auf der Interviewpartner- und Autorenliste.[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lebenslauf von Torsten Heinrich. In: LovelyBooks. Abgerufen am 24. April 2023.
  2. Torsten Heinrich: Wer ist Torsten Heinrich? In: YouTube. 11. November 2022, abgerufen am 20. Mai 2023.
  3. a b Torsten Heinrich: Über mich. In: torstenheinrich.online. Abgerufen am 27. April 2023.
  4. Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der FH Düsseldorf, Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.): Mut zur Wahrheit? Entstehungskontext, Entwicklung und gesellschaftspolitische Positionen der „Alternative für Deutschland“. S. 62. https://www.allianz-gegen-rechtsextremismus.de/fileadmin/user_upload/extern/Gut_zu_wissen_materialien/Mut_zur_Wahrheit__2_.pdf, aufgerufen am 31. Januar 2024
  5. a b Torsten Heinrich: Meine Geschichte in der AfD. In: YouTube. 13. November 2022, abgerufen am 20. Mai 2023.
  6. »Wahrheit ist niemals politisch korrekt!« In: wen-waehlen.de. Abgerufen am 20. Mai 2023.
  7. AfD will Klage gegen Ehe für alle. In: focus.de. Abgerufen am 21. Mai 2023.
  8. Andreas Winhart: Drogenpolitik: AfD für Cannabis-Nutzung zu medizinischen Zwecken, nicht zum bloßen Konsum. In: afdkompakt.de. 20. Oktober 2022, abgerufen am 21. Mai 2023.
  9. Stephan Hörhammer: AfD-Kandidat Torsten Heinrich: „Wir werden jetzt als Nazis diffamiert!“ In: hogn.de. 14. September 2013, abgerufen am 20. Mai 2023.
  10. Torsten Heinrich: AfD: Partei der Spinner. In: Huffington Post Deutschland. 30. Oktober 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. November 2018; abgerufen am 24. April 2023 (Blog).
  11. Benjamin Stahl: Torsten Heinrich verlässt die AfD. In: mainpost.de. 24. März 2014, abgerufen am 20. Mai 2023.
  12. Lars Wienand: Die Partei der geflüchteten Funktionäre. In: t-online.de. Abgerufen am 20. Mai 2023.
  13. a b Warum machst du Militär & Geschichte, Torsten? In: spartanat.com. 24. Oktober 2022, abgerufen am 25. April 2023.
  14. Mark Reicher: Beliebtestes Video auf Mark Reicher demonetarisiert! VPDE-Video über Israel geshadowbanned! Danke, YouTube! In: Marks Substack. 11. November 2023, abgerufen am 3. Mai 2024.
  15. Militärhistoriker über Massen-Mobilisierung „Das ist das Ende des Russlands, wie wir es kennen“. In: focus.de. 14. September 2022, abgerufen am 20. Mai 2023.
  16. Autoren. In: ef-magazin.de. Abgerufen am 26. Juni 2023.