Trolleybus St. Gallen

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Trolleybus St. Gallen
Bild
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Hess lighTram der VBSG in der Schleife Wolfganghof
Basisinformationen
Staat Schweiz
Stadt St. Gallen
Eröffnung 18. Juli 1950
Betreiber Verkehrsbetriebe St. Gallen (VBSG)
Verkehrs­verbund Ostwind
Infrastruktur
Streckenlänge 22,6 km
Stromsystem 600 V Gleichstrom
Betriebshöfe Steinachstrasse
Betrieb
Linien 8
Fahrzeuge 54 (36 Gelenk- und 18 Doppelgelenkwagen)
Statistik
Bezugsjahr 2012
Fahrgäste 27'100'000 (gesamtes Busnetz)
Netzplan
Netzplan
Karte des Trolleybusnetzes in St. Gallen

Der Trolleybus St. Gallen ist das Trolleybus-System der schweizerischen Stadt St. Gallen. Die Verkehrsbetriebe St. Gallen (VBSG) betreiben – neben diversen Autobus-Linien – vier Linien elektrisch, die sich alle am Bahnhof St. Gallen treffen. Die gesamte Netzlänge beträgt 22,6 Kilometer.[1] Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018 wurde das Netz grundsätzlich überarbeitet und ergänzt. Die Linie 4 wurde in Linie 2 umbenannt, verkehrt aber immer noch auf der gleichen Strecke.[2]

Linien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linie Strecke Fahrzeit min. Taktfolge max. Auslauf Art
1 Winkeln – Erlachstrasse – BahnhofNeudorf – Stephanshorn 39 / 38 Minuten 12 Minuten 7 Kurse Durch­messer­linien
2 Wolfganghof – Erlachstrasse – Bahnhof – Neudorf – Guggeien 34 / 33 Minuten 12 Minuten 6 Kurse
3 Abtwil St. Josefen – Bahnhof – Heiligkreuz 36 / 36 Minuten 15 Minuten 6 Kurse
4 Säntispark – Bahnhof – Heiligkreuz – Wittenbach Bahnhof 40 / 40 Minuten 15 Minuten 7 Kurse
5 Riethüsli – Bahnhof – Rotmonten 18 / 16 Minuten 10 Minuten 4 Kurse
6 Bach St. Georgen – Bahnhof – Heiligkreuz 28 / 26 Minuten 10 Minuten 6 Kurse

Elektrifizierung des gesamten Liniennetzes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbau des Fahrleitungsnetzes der VBSG für den gemischtem Ober­leitungs- und Batteriebetrieb
Batterie-Trolleybus auf der Linie 6 im Batteriebetrieb im März 2021

Die Stadt St. Gallen entschied, sämtliche Linien der VBSG (mit Ausnahme der Linie 12) in zwei Etappen zu elektrifizieren und mit Batteriebussen oder Batterie-Trolleybussen zu betreiben. Die erste Etappe umfasst die Linien 3, 4 und 6, wobei ab Mitte 2021 17 neue Batterie-Trolleybusse unterwegs sein sollten.[3]

Von 2018 bis 2021 kamen auf den Linien 3 und 4 unter anderem neue Dieselbus-Züge zum Einsatz, bis die notwendigen Fahrleitungsabschnitte gebaut sind und neue Hybridbusse für gemischten Oberleitungs- und Batteriebetrieb zum Einsatz kommen.[4] Zum gleichen Zeitpunkt sollte auch die neue Linie 6 zur Trolleybuslinie mit gemischtem Betrieb umgewandelt werden. Die Umstellung konnte offiziell aber wegen Einsprachen gegen die neuen Leitungen nicht zum geplanten Termin vorgenommen werden.[3]

Allerdings wurden die Batterie-Trolleybusse, trotz der noch nicht erstellten Fahrleitungsabschnitte, bereits ab Anfang 2021 auf den drei Linien eingesetzt. Wegen des erhöhten Energiebedarfs für die Heizung und den fehlenden Fahrleitungsabschnitten mussten im Winter 2021/22 die Batterietrolleybusse auf den Linien 3 und 4 wieder durch Dieselbus-Züge ersetzt werden.[5] Aktuell werden die Linien 1 bis 6 elektrisch bedient während auf den Linien 7 und 8 Gelenktrolleybusse im Mischbetrieb mit klassischen Dieselbussen eingesetzt werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Trolleybus St. Gallen ersetzte in den 1950er-Jahren sukzessive die Strassenbahn St. Gallen, die letzte Strassenbahn fuhr am 30. September 1957. Die einzelnen Trolleybus-Streckenabschnitte gingen wie folgt in Betrieb:

Datum Strecke Linie Änderung
18. Juli 1950 Bahnhof–Riethüsli Linie 5 Strassenbahnersatz
15. November 1950 Bahnhof–Heiligkreuz Linie 3 Strassenbahnersatz
1. Oktober 1957 Stocken–Erlachstrasse–Bahnhof–Neudorf Linie 1 Strassenbahnersatz
1968 Neudorf–Stephanshorn Linie 1 Neuerschliessung
1970 Bahnhof–Rotmonten Linie 5 Autobusersatz
1. April 1989 Stocken–Bahnhof Winkeln Linie 1 Autobusersatz
September 1991 Neudorf–Guggeien Linie 1 Autobusersatz
28. September 1996 Erlachstrasse–Wolfganghof Linie 1 Autobusersatz
28. Mai 2000 Bahnhof Winkeln–Winkeln (500 Meter) Linie 1 Neuerschliessung
Unterwerk Marktplatz für die Stromversorgung des städti­schen Trolleybus und des Innenstadt­abschnitts der Bahnstrecke nach Trogen

In der Innenstadt nutzt die Bahnstrecke Appenzell–St. Gallen–Trogen zwischen Bahnhof und Brühltor bis heute die Infrastruktur der ehemaligen Strassenbahn und verläuft parallel zum Trolleybus. Beide Verkehrsmittel teilen sich dabei ein gemeinsames Unterwerk. Die Fahrdrahtspannung beträgt auf dem betreffenden Abschnitt, wie beim Trolleybus üblich, nur 600 Volt Gleichstrom. Im Gegensatz dazu fahren die Appenzeller Bahnen auf ihrem restlichen Meterspurnetz mit 1500 Volt Gleichstrom.

In Riethüsli, der Endstelle der Linie 5, besteht auch nach der Einstellung des Zahnradbahnbetriebs auf der Bahnstrecke St. Gallen–Appenzell im Jahr 2018 eine Umstiegsmöglichkeit zwischen Trolleybus und der Bahnstrecke St. Gallen–Appenzell. Beide nutzten dort bis 2018 auf einer Länge von circa 300 Metern eine gemeinsame Fahrdrahtaufhängung, waren aber elektrisch voneinander isoliert.

Die bisherige Liniennummer 4 und aktuelle Liniennummer 2 bestand erst seit dem 9. Dezember 2007.[6] Zuvor hatte die Linie 1 ab 1991 drei und ab 1996 sogar vier verschiedene Endstationen.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegenwärtiger Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Trolleybus St. Gallen stehen zusammen 54 Fahrzeuge zur Verfügung. Darunter befinden sich 36 Gelenkwagen und 18 Doppelgelenkwagen, alle sind durchgehend niederflurig:

Aufnahme Nummern Stück Hersteller Elektrik Typ Art Baujahr
171–187 17 Hess Kiepe BGT-N2C Gelenk 2008
188–194 7 Hess Kiepe BGGT-N2C Doppelgelenk 2009
101–120 20 Hess ABB lighTram 19DC Gelenk 2020–2022
131–141 11 Hess ABB lighTram 25DC Doppelgelenk 2021

Die Doppelgelenkwagen kommen im Mischbetrieb mit Gelenkbussen auf den Linien 1, 2, 3 und 4 zum Einsatz. Im Gegensatz dazu werden auf den Linien 5, 6, 7 und 8 ausschliesslich Gelenkwagen eingesetzt.

Ehemaliger Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufnahme Nummern Stück Hersteller Elektrik Typ Art Baujahre Bemerkungen
101–118 18 Saurer BBC 4 TP Solo 1950 1968–1975 neu karossiert und mit Batterie-Notfahrt versehen, seither neue Nummern 131–148, 1985–1992 ausgemustert
119–130 12 Saurer BBC 4IILM Solo 1957–1958 1991–1992 ausgemustert
101–111 11 Saurer / Hess BBC-Sécheron GT 560/620-25 Gelenk 1984 101 und 109 ab September 2001 Ersatzteilspender, übrige 2008 ausgemustert
151–154,
156–168
17 NAW / Hess ABB BGT 5-25 Gelenk 1991–1992 2008–2009 ausgemustert
155 01 NAW / Hess ABB BGGT 5-25 Doppelgelenk 1991 2005 umgebaut, 2016 ausgemustert
151–152,
ab 1957: 301–302
02 Moser / Ramseier & Jenzer keine ? Anhänger 1953–1954 1966 ausgemustert
303–327 25 Moser / FFA keine ? Anhänger 1957 ab 1985 ausgemustert
328–339 12 Hess / Moser / Ramseier & Jenzer keine ? Anhänger ? 1985–1992 ausgemustert

Der ursprünglich zweiteilige und durchgehend hochflurige Gelenkwagen mit der Nummer 155 stellte eine Besonderheit dar, da er erst 14 Jahre nach seiner Inbetriebnahme um einen niederflurigen zweiten Nachläufer ergänzt wurde. Damals änderte sich die Typenbezeichnung von BGT 5-25 in BGGT 5-25. Ursprünglich war geplant, acht[7] oder neun[1] weitere Wagen dieses Typs derart umzubauen. Aufgrund technischer Probleme mit dem Prototyp entschloss man sich alternativ zur Beschaffung der sieben fabrikneuen Doppelgelenkwagen 188 bis 194.

Der Umbau der Serie 101–118 erfolgte wie folgt:[8]

131 Umbau 1968 ex 111
132 Umbau 1968 ex 112
133 Umbau 1968 ex 104
134 Umbau 1969 ex 106
135 Umbau 1969 ex 117
136 Umbau 1969 ex 102
137 Umbau 1969 ex 103
138 Umbau 1969 ex 108
139 Umbau 1969 ex 109
140 Umbau 1969 ex 114
141 Umbau 1970 ex 105
142 Umbau 1970 ex 115
143 Umbau 1973 ex 116
144 Umbau 1975 ex 101
145 Umbau 1971 ex 118
146 Umbau 1971 ex 110
147 Umbau 1971 ex 107
148 Umbau 1971 ex 113

Der Anhängerbetrieb endete am Samstag, dem 21. März 1992.[9][10]

Abgabe ins Ausland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warschau: Der ausgemusterte Motorwagen 126, dahinter Anhänger Nummer 8
Wagen 142 in Valparaíso
  • Zwölf nicht umgebaute Wagen der Ursprungsserie wurden 1992 samt Anhängern in die polnische Hauptstadt Warschau verkauft, wo der Trolleybusbetrieb dann allerdings schon 1995 endete. Einer von ihnen gelangte anschliessend als betriebsbereiter Museumswagen nach Gdynia.
  • Die umgebauten Wagen 142, 143, 144, 146 und 147 wurden 1992 an den Oberleitungsbus Valparaíso in Chile abgegeben, wo sie noch einige Jahre im Einsatz standen, mittlerweile aber alle ausgemustert sind. Wagen 142 dient dort seit dem 17. November 2008 als Wartehalle und Souvenir-Verkaufsstelle an der Endhaltestelle Plaza Barón.[11]
  • Neun Fahrzeuge des Typs GT 560/620-25 gaben die VBSG in den Jahren 2008 und 2009 ins bulgarische Plowdiw ab.
  • Die Wagen des Typs BGT 5-25 wurden 2010 an den Oberleitungsbus Sarajevo in Bosnien-Herzegowina verkauft.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Trolleybusse in St. Gallen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Offizielle Website der Verkehrsbetriebe St. Gallen
  • Geschichte der Verkehrsbetriebe St. Gallen (Memento vom 4. September 2011 im Internet Archive) (PDF)
  • Informationen zum Trolleybus St. Gallen auf ostbus.ch
  • Informationen zum Trolleybus St. Gallen. In: trolleymotion.com. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar);
  • Trolleybus St. Gallen auf public-transport.net

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Mit dem lighTram wirtschaftlich zu mehr Kapazität. (Memento vom 5. April 2012 im Internet Archive) (PDF; 214 kB)
  2. Fahrplanumstellung: Neue Busnummern, neuer Netzplan, neue Abfahrtszeiten. Archiviert vom Original am 11. Dezember 2018; abgerufen am 10. Dezember 2018.
  3. a b Luca Ghiselli: Noch ist kein Meter der Fahrleitungen für die neuen Batterietrolleybusse in der Stadt St.Gallen gebaut – das sind die Gründe. In: St. Galler Tagblatt (online), 2. Mai 2021.
  4. David Gadze: Die neuen VBSG-Busse sind da – aber noch nicht alle. In: St. Galler Tagblatt (online), 7. Dezember 2018
  5. Luca Ghiselli: Die Dieselflotte ist zurück: Rechtsstreit wegen VBSG-Fahrleitungen legt die neuen Elektrobusse lahm. In: St. Galler Tagblatt (online), 16. Dezember 2021.
  6. Geschäftsbericht 2007. (PDF) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Juni 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadt.sg.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Leichtfüssig zu einem echten Tram? (Memento vom 2. Juni 2013 im Internet Archive) VCS-Ortsgruppe zum «LighTram»
  8. Verein Rollmaterial Schweiz, Verzeichnis der Trolleybusse in der Schweiz 1911 – 1997
  9. Blickpunkt Strassenbahn 3/92 S. 153
  10. Trolleybus Magazine Nummer 184 (Juli–August 1992), S. 103
  11. Ganz neue Verwendung