Truman-Syndrom

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Das Truman-Syndrom, synonym auch Truman-Wahn oder Truman-Show-Wahn genannt,[1] ist eine seltene psychische Störung, bei der eine Person glaubt, dass ihr Leben eine inszenierte Reality-Show ist und dass alle Menschen um sie herum Schauspieler sind. Das Syndrom ist ein Eponym, das nach dem Film Die Truman Show aus dem Jahr 1998 benannt ist. Die Rolle des Protagonisten Truman Burbank wird darin von Jim Carrey gespielt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei dem Truman-Syndrom (engl. Truman syndrome) handelt es sich primär um einen verfolgungsbedingten Wahn, bei dem der Patient glaubt, dass er gefilmt wird und dass die Filme zur Unterhaltung anderer gesendet werden.[2] Bei den Betroffenen erweist sich die scheinbare Wirklichkeit als eine von höheren Mächten erzeugte Täuschung.[3]

Eine Arbeitsgruppe um den britischen Psychiater Paolo Fusar-Poli deutet das Truman-Syndrom als einen besorgniserregenden Glauben, dass sich die Welt auf irgendeine Art und Weise verändert hat, von der andere Menschen Kenntnis hatten. Dies wird dann von dem Betroffenen als Hinweis darauf interpretiert, dass er in einem Film mitspielt und in einer Filmkulisse lebt (einer „fingierten Welt“). Fusar-Poli und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Betroffenen sich möglicherweise in der Prodromalphase einer Schizophrenie befinden. Sie vermuten, dass das Truman-Syndrom das Ergebnis der Suche der Patienten nach einem Sinn in ihrer Wahrnehmung ist, dass sich für sie die gewöhnliche Welt auf eine bedeutende, aber unerklärliche Weise verändert hat.[4]

Das Truman-Syndrom wurde erstmals im Jahr 2004 von den US-amerikanischen Psychiatern Joel und Ian Gold an einer Person diagnostiziert und 2006 veröffentlicht.[2][5] 2008 gab es 50 weitere Fälle.[3]

Zumindest bis zum Jahr 2014 waren keine deutschen Fälle bekannt.[6]

Der Truman-Syndrom ist offiziell nicht anerkannt und kommt im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders nicht vor.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Daniel Eschkötter: Truman-Syndrom. In: Rupert Gaderer, Wim Peeters (Hrsg.): Syndrome: Fiktionen und Pathologien. Kleine Formate, Band 4, Wehrhahn; 2021, S. 227–245, ISBN 978-3-86525-796-3.
  • Thomas Hartung, Laura Viviana Strauss: Tauchgänge: Psychoanalyse der äußeren und inneren Realität. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, ISBN 3-647-40190-0, S. 207–230 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Marneros: Enzyklopädie der Eponymen Syndrome und Begriffe in Psychiatrie und Klinischer Psychologie. Springer-Verlag, 2019, ISBN 3-662-58624-X, S. 260 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b J. Gold, I. Gold: The "Truman Show" delusion: psychosis in the global village. In: Cognitive neuropsychiatry. Band 17, Nummer 6, November 2012, S. 455–472, doi:10.1080/13546805.2012.666113, PMID 22640240.
  3. a b Philippe Zweifel: Truman-Syndrom: Menschen im falschen Film. In: tagesanzeiger.ch. 25. November 2008, abgerufen am 28. April 2023.
  4. P. Fusar-Poli, O. Howes, L. Valmaggia, P. McGuire: ‘Truman signs’ and vulnerability to psychosis. In: The British journal of psychiatry. Band 193, Nummer 2, August 2008, S. 168, doi:10.1192/bjp.193.2.168, PMID 18670010.
  5. Hubertus Breuer: Menü. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 28. April 2023.
  6. Selten, unglaublich, aber tatsächlich wahr: Truman-Syndrom - Das Leben ist eine Reality-Show. In: Focus Online. 7. Februar 2014, abgerufen am 28. April 2023.