Tschitscheringrün

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„Tschitscheringrüner“ Trabant 601

Als Tschitscheringrün bezeichnet man umgangssprachlich verschiedene „undefinierbare“ Grüntöne.

Da der Farbton nicht genau festgelegt ist, wird der Name für alle möglichen mehr oder weniger grünen Farbtöne verwendet. Gelegentlich werden damit auch andere nicht genauer definierbare Farbtöne bezeichnet.[1] Verbreitet war das Wort insbesondere im thüringisch-obersächsischen[2] und Berliner Sprachraum.[3] In der DDR wurde der Begriff zum Beispiel für den Farbton des hellgrünen Trabant und für die Farbe der Uniformen russischer Soldaten verwendet.[4]

Nach landläufiger Meinung soll die Bezeichnung auf den russischen Politiker Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin zurückgehen, der 1922 bei der Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo einen auffälligen Anzug mit ungewöhnlicher Farbgebung getragen haben soll.[5] Dies ist jedoch falsch, da der Begriff bereits 1895 in einer Sammlung mundartlicher Ausdrücke aus Thüringen erwähnt wurde und dort auf das italienische Wort ciceri (= Kichererbse, Aussprache: ‚tschitscheri‘) zurückgeführt wird.[2]

2010 wurde das Wort „dschidschoriengrien“ im Rahmen der Auszeichnung zum Sächsischen Wort des Jahres zum bedrohtesten Wort des Jahres gekürt.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Doreen Kirschke: Wer oder was ist Tschitscheringrün?, Sächsische Zeitung, 29. März 2001, S. 14
  2. a b Ludwig Hertel: Thüringer Sprachschatz: Sammlung mundartlicher Ausdrücke aus Thüringen. Verlag H. Böhlaus Nachfolger, 1895, S. 248. (Online)
  3. Der Sprachdienst Bände 26–27, Gesellschaft für Deutsche Sprache, 1982, S. 26. (Online)
  4. Hans-Jürgen Brandt: Witz mit Gewehr. S. 14 (Online)
  5. Hermann Eberhart: Wertingen: 1910-1950. Verlag Stadt Wertingen, 2001, S. 147.
  6. Peter Ufer: Der Haderlump katscht bomforzionös. In: Sächsische Zeitung, 4. Oktober 2011 (Online)