Tunnel in Island

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Trotz der anspruchsvollen Topographie gibt es nur recht wenige Tunnel in Island.

Jetzt, im Januar 2020, sind im Land zwölf Tunnel in Betrieb, einer im Bau und zwei weitere in Planung. In der Planung von Tunneln[1] aus dem Jahr 2000 der isländischen Straßenverwaltung Vegagerðin wurden 24 mögliche Projekte untersucht. Davon sind inzwischen sieben Tunnel fertiggestellt und ein weiterer befinden sich im Bau. Das isländische Wort göng[2] für Tunnel ist ein Neutrum, das es nur im Plural gibt.

Erste Tunnel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erster Tunnel wurden im Jahr 1948 die Arnarnessgöng mit 30 m Länge in den Westfjorden fertig gestellt. Als Nächstes folgten 1967 die Strákagöng mit 800 m auf der Halbinsel Tröllaskagi im Nordwesten von Island. Der dritte Tunnel waren 1978 die Oddsskarðsgöng mit 640 m in den Ostfjorden Islands. Und dieser wurde 2017 durch die 7542 m langen Norðfjarðargöng ersetzt. Alle übrigen (und längeren) Tunnel wurden erst ab 1990 erbaut.

Gründe für Tunnel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die isländischen Tunnel wurden in der Regel aus einem von zwei Gründen erbaut:

Entweder sie verbinden Ortschaften in geringer Entfernung, aber die Topographie (Fjorde, Berge) erfordern wesentliche Umwege. Beispiele dafür sind die Hvalfjarðargöng, Héðinsfjarðargöng, Múlagöng und Fáskrúðsfjarðargöng. Die Almannaskarðsgöng, Bolungarvíkurgöng, Norðfjarðargöng, Vestfjarðagöng und Strákagöng ersetzen Passstraßen, die aufgrund der nordischen Witterungsbedingungen nicht wintersicher und mitunter wochenlang gesperrt war, im letzten Beispiel sogar 7–8 Monate im Jahr. Da jeweils eine Alternativroute bestand (entweder eine lange Fahrt über Land oder der Umstieg auf das Schiff, von dem aus jeder betroffene Ort erreichbar war), war das Bedürfnis nach Tunneln unter Berücksichtigung der hohen Kosten und geringer Bevölkerungsdichte weniger ausgeprägt als in anderen gebirgigen Ländern.

Verteilung im Land[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tunnel verteilen sich sehr unregelmäßig über Island:

Drei der Tunnel (Arnarnessgöng, Bolungarvíkurgöng, Vestfjarðagöng) sind in den nördlichen Westfjorden in Ísafjarðarbær und der Nachbargemeinde Bolungarvík zu finden. Drei weitere Tunnel (die Strákagöng, Héðinsfjarðargöng und Múlagöng) sind in der Gemeinde Fjallabyggð mit den Städten Ólafsfjörður und Siglufjörður im Norden Islands. Zwei Tunnel werden in den Ostfjorden betrieben. Das sind die Fáskrúðsfjarðargöng und Norðfjarðargöng. An der Ringstraße liegen drei Tunnel:

Die Hvalfjarðargöng nördlich von Reykjavík, die Vaðlaheiðargöng bei Akureyri im Norden und die Almannaskarðsgöng bei Höfn im Südosten.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Besonderheit weisen die Vestfjarðagöng auf. Sie verfügen über drei Tunnelportale und eine Verzweigung im Berg (und damit über drei Tunneläste). Dementsprechend ist auch die Frage nach dem längsten Tunnel nicht leicht zu beantworten. Gemäß offizieller Darstellung des isländischen Straßenverkehrsamts Vegagerðin sind die Héðinsfjarðargöng mit 10,5 km der längste Tunnel. Dieser Tunnel besteht jedoch aus zwei Tunneln mit 6,9 und 3,7 km Länge. Dazwischen wird ein Tal auf knapp 600 m durchquert. Alle drei Äste der Vestfjarðagöng weisen dagegen zusammen eine Länge von 9160 m auf. Dies kann jedoch nicht am Stück gefahren werden. Die beiden längsten Äste, Fahrt vom Súgandafjörður Richtung Südwesten, sind zusammen 7057 m lang. Die Vestfjarðagöng sind noch der längste durchgehende Tunnel Islands.

Seit dem 1. Januar 2019 muss man für die Fahrt durch die Vaðlaheiðargöng Maut bezahlen. Davon abgesehen sind sämtliche Tunnel in Island aktuell mautfrei, seit Ende September 2018 auch die zuvor privat betriebenen Hvalfjarðargöng. Dieser Tunnel ist der erste und einzige unter dem Meeresspiegel.

Bild Name Länge Baubeginn Eröffnung Region Straße Verkehr Bemerkung
Arnarnessgöng 0030 m 1947 1948 Vestfirðir S61 512 erster Tunnel in Island
Strákagöng 0800 m 1959 10. November 1967 Norðurland vestra S76 330 Einstreifig mit Ausweichmöglichkeiten
Oddsskarðsgöng 0640 m 1974 14. Dezember 1977[3] Austurland früher S92 Einstreifig mit Ausweichmöglichkeiten
stillgelegt und durch die
Norðfjarðargöng ersetzt
Múlagöng 3.400 m 1988 1. März 1991 Norðurland eystra S82 682 Einstreifig mit Ausweichmöglichkeiten
soll verbreitert werden[4]
Vestfjarðagöng 9.120 m 1991 14. September 1996 Vestfirðir S60
S65
772
697
263
Tunnel verzweigt sich unter Tage
teils zweistreifig, meist einstreifig
mit Ausweichmöglichkeiten
Hvalfjarðargöng 5.770 m 1996 11. Juli 1998 Höfuðborgarsvæðið
Vesturland
R1 7266 bis zu 165 m unter dem Meeresspiegel
war bis 2018 mautpflichtig
Almannaskarðsgöng 1.308 m 2004 24. Juni 2005 Austurland R1 662 ersetzt eine Passstraße
mit bis zu 17 % Gefälle
Fáskrúðsfjarðargöng 5.850 m 2003 9. September 2005 Austurland R1 858 verkürzt die Straße um 45 km
Bolungarvíkurgöng 5.156 m 2008 25. September 2010 Vestfirðir S61 980 ersetzt eine von Steinschlag
und Lawinen gefährdete Straße
Héðinsfjarðargöng 10.572 m 2006 2. Oktober 2010 Norðurland eystra S76 720 3.642 m + 6930 m dazwischen
ein Teil oberirdisch
Húsavíkurgöng 0943 m 2016 31. August 2017 Norðurland eystra --- Nicht für den allgemeinen Straßenverkehr
Norðfjarðargöng 7.542 m 2013 11. November 2017 Austurland S92 466 Nachfolger der Oddsskarðsgöng
Vaðlaheiðargöng 7.400 m 2013 12. Januar 2019 Norðurland eystra R1 1825 mautpflichtig
Dýrafjarðargöng 5.600 m 2017 25. Oktober 2020 Vestfirðir S60
Álftafjarðargöng 2.700 m unbekannt unbekannt Vestfirðir S61 In Planung
soll den Arnarnessgöng ersetzen
Fjarðarheiðargöng 13.500 m geplant 2024 geplant 2030 Austurland S93 in Planung[4]; Planungsstand März 2023[5]
Lónsheiðargöng unbekannt unbekannt unbekannt Austurland R1 löst die Strecke um den Hvalnesskriður ab[4]
Tröllaskagagöng unbekannt unbekannt unbekannt Norðurland vestra / eystra R1 in Planung[4]
Vopnarfjarðargöng unbekannt unbekannt unbekannt Austurland S917 in Planung[4]

In der Spalte Verkehr wird das Verkehrsaufkommen[6] ist mit Fahrzeugen pro Tag im Jahresdurchschnitt angegeben.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jarðgangaáætlun. Abgerufen am 10. Januar 2020 (isländisch).
  2. Beygingarlýsing íslensks nútímamáls: göng. Abgerufen am 11. Januar 2020 (isländisch).
  3. Morgunblaðið 14. Dezember 1977 Seite 48
  4. a b c d e Níu ný jarðgöng á lista í nýrri samgönguáætlun. 3. Juli 2020, abgerufen am 3. Juni 2021 (isländisch).
  5. Forval á Fjarðarheiðargöngum í vor og útboð með haustinu. 15. März 2023, abgerufen am 23. Mai 2023 (is-is).
  6. Jarðgöng á vegakerfinu. Abgerufen am 10. Januar 2020 (isländisch).