Typhlographie

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Typhlographie (von gr. τυφλός – blind und γράφειν – schreiben, zeichnen) beschreibt eine Folie, auf der man eine Grafik ertasten kann. Sie hilft blinden und sehbehinderten Menschen, sich ein Bild von etwas zu machen. Typhlographien werden vor allem im Unterricht als Lehrmittel eingesetzt. Besonders im Chemie-, Biologie-, Physik- und Geographie-Unterricht[1] finden sie Verwendung, aber auch im Bereich der Architektur.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Prinzip wurde 1953 von Nikolai Semevsky erfunden, um blinden Kindern nicht nur das Erkennen von Grafiken zu ermöglichen, sondern auch das Zeichnen.[3] Die Methode verbreitete sich schnell an Blindenschulen in Russland.[4]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da es Typhlographien kaum zu kaufen gibt, haben viele Blindenschulen eine eigene Werkstatt für ihre Fertigung. Zur Herstellung des Modells (auch Matrize oder Negativ genannt) wird zunächst die gewünschte Darstellung an einem Computer vereinfacht, d. h. auf die wichtigsten Informationen reduziert. Mit den Daten der Zeichnung wird dann an einem Lasercutter eine dünne Holzplatte, z. B. aus Birkenholz, geschnitten. Die einzelnen ausgeschnittenen Holzteile werden auf die Grundplatte geleimt. Um verschiedene Bereiche und Ebenen taktil unterscheiden zu können, werden anstelle der für ein visuelles Bild genutzten Farben unterschiedliche Oberflächen genutzt wie z. B. Schmirgelpapier oder Nägel mit rundem Kopf. Ergänzend kann dann noch eine Beschriftung der verschiedenen Bereiche mit Braille erfolgen. Die Matrize wird dann in einer Tiefziehmaschine unter Hitze in eine gespannte Folie hineingedrückt.[5][6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. Andrejka, E. Mičietová: Interactive creation of tactile maps using geographic information system. In: Advances and Trends in Geodesy, Cartography and Geoinformatics II: Proceedings of the 11th International Scientific and Professional Conference on Geodesy, Cartography and Geoinformatics (GCG 2019), September 10 - 13, 2019, Demänovská Dolina, Low Tatras, Slovakia. CRC Press 2020, ISBN 9781000074543. S. 147ff.
  2. Agnieszka Duniewicz, Monika Magdziak: Typology of Tactile Architectural Drawings Accessible for Blind and Partially Sighted People, 2022, DOI:10.3390/su14137847
  3. Boris Sadekov: Drawing for the Blind, in: USSR., Ausgaben 88-99. Embassy of the Union of Soviet Socialist Republics in the USA, 1964. S. 18f.
  4. New Outlook for the Blind. Vol. 65, 1971, S. 198
  5. R. Lindner, F. Weichert et al.: Neue Perspektiven des E-Learning für Blinde und hochgradig Sehbehinderte, GMS Med Inform Biom Epidemiol 2006;2(3):Doc18.
  6. Julia Dobroschke: Produktionsprozesse für Lehrwerke im Universellen Design unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen blinder und sehbehinderter Kinder im Inklusionsunterricht, Leipzig 2015 (Diss.), S. 113f.