Derny-Europameisterschaften

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Joop Zijlaard ist mit sechs EM-Titeln der erfolgreichste Schrittmacher bei UEC Derny-Europameisterschaften; hier führt er den zweifachen Europameister Matthé Pronk
Podium der UEC Derny-Europameisterschaft 2015 in Hannover
Europameister Achim Burkart (l.) mit Schrittmacher Christian Ertel (2017)

Die Derny-Europameisterschaften werden von der Union Européenne de Cyclisme (UEC) veranstaltet. Seit dem Jahr 2000 wurde die Europameisterschaft jährlich für Männer ausgerichtet, seit 2019 wird sie auch von Frauen bestritten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Derny-Europameisterschaften wurden ab 1956 als inoffizielle Europameisterschaft von der Union Européenne des Vélodromes d‘Hiver (UEVH) und seit 1979 von der Union Internationale des Vélodromes (UIV), dem Verband der kommerziellen Bahnradsport-Veranstalter, durchgeführt. Sie waren nicht ausschließlich auf Starter aus europäischen Ländern beschränkt und nur eingeladenen Sportlern vorbehalten. Deshalb gelten sie als inoffiziell. Ab dem Winter 1971/72 hat der damalige internationale Verband der Berufsradfahrer, die Fédération Internationale de Cyclisme Professionnel (FICP), diese Meisterschaften als offizielle Meisterschaften übernommen unter der Namen Championnats d’Hiver. Die Meisterschaften waren weiterhin auch für „nicht-Europäer“ offen und in engere Zusammenarbeit mit der UIV veranstaltet. Seit 2000 richtet die Union Européenne de Cyclisme (UEC) offizielle Derny-Europameisterschaften aus.

Der Belgier Matthew Gilmore (2001 und 2002), der Niederländer Matthé Pronk (2007 und 2008) sowie der Deutsche Achim Burkart gewannen den Europameister-Titel jeweils zwei Mal. Erfolgreichster Schrittmacher ist der Niederländer Joop Zijlaard mit insgesamt sechs Siegen. Die EM-Titel errang er gemeinsam mit Gilmore, Pronk, Bradley Wiggins (2003) und Peter Schep (2011). Nach Zijllard folgen mit je drei Titeln Michel Vaarten und Cordiano Dagnoni, der bei seinem dritten Titelgewinn Marta Cavalli zur ersten UEC Derny-Europameisterschaft für Frauen pilotierte. (Stand 2019)

In den bisherigen Austragungen konnte erstmals am 19. August 2017 der Bund Deutscher Radfahrer mit Achim Burkart und seinem Schrittmacher Christian Ertel den Titel erringen. Nach einem dritten Platz in 2018 in Erfurt wiederholten die beiden ihren Titelgewinn 2019 in Pordenone (Italien). Stefan Steinweg/Peter Bäuerlein (2000), Theo Reinhardt/Karsten Podlesch (2013) und Achim Burkart/Peter Bäuerlein (2014) erreichten jeweils den zweiten Platz. Gerd Dörich/Sam Mooij (2002), Christian Grasmann/Jacques Petitpierre (2005), Stefan Löffler/Christian Dippel (2006), Roger Kluge/Peter Bäuerlein (2009), Marcel Franz/Peter Bäuerlein (2019) und Romy Kasper/Peter Bäuerlein (2019), wurden jeweils Dritte. Mario Vonhof nahm als Rennfahrer an fünf Derny-Europameisterschaften teil und erreichte vier Mal das Finale. Damit weist er die meisten Teilnahmen aller deutschen Rennfahrer aus. Peter Bäuerlein ist mit 16 Teilnahmen an Derny-Europameisterschaften der UEC der Schrittmacher, der die meisten Teilnahmen aufweisen kann. Er erreichte mit seinen Rennfahrern dabei 13 Mal den Endlauf.

Der Österreicher Franz Stocher wurde in Amsterdam 2002 Vize-Europameister, sein Landsmann Andreas Graf belegte in Kopenhagen 2014 und 2016 Platz drei.

2004 und 2010 fiel der Wettbewerb aus organisatorischen Gründen aus. 2019 wurde die Derny-Europameisterschaft im italienischen Pordenone gemeinsam mit der Stehereuropameisterschaft ausgetragen. Erstmals wurde auch eine Derny-EM für Frauen ausgetragen.[1]

Regeln und Durchführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Derny-Europameisterschaft wird innerhalb eines Tages – in Ausnahmefällen auch an zwei Tagen – veranstaltet. Das Format sieht Vorläufe zwischen 20 und 30 Kilometer sowie ein Finale über 30 bzw. 40 Kilometer vor. Das Ergebnis wird durch den Zieleinlauf bestimmt. Die Anzahl der Vorläufe und der für das Finale qualifizierten Teilnehmer ist abhängig von der Anzahl der Starter.

Der Ausrichter einigt sich mit dem Veranstalter (UEC) über die technischen Details des Wettbewerbs, wie z. B.

  • die technischen Merkmale der Dernys
  • die technische Abnahme der Dernys
  • die Herkunft der Dernys
  • ob die Schrittmacher ihre eigenen Dernys mitbringen oder sie vom Ausrichter gestellt werden
  • wie sich der Schrittmacher-Pool zusammensetzt (Schrittmacher aus dem Pool stehen den Rennfahrern zur Verfügung, die keinen eigenen Schrittmacher melden)
  • wie das System zur Zuordnung der Pool-Schrittmacher auf die Rennfahrer ohne Schrittmacher angewandt wird.

Palmarès[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Männer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr / Ort Gold Silber Bronze
Fahrer / Schrittmacher Fahrer / Schrittmacher Fahrer / Schrittmacher
2000 / Amsterdam Danemark Jimmi Madsen / NiederlandeNiederlande Bruno Walrave Deutschland Stefan Steinweg / Deutschland Peter Bäuerlein Belgien Matthew Gilmore / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard
2001 / Amsterdam Belgien Matthew Gilmore / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard NiederlandeNiederlande Robert Slippens / NiederlandeNiederlande Sam Mooij Danemark Jimmi Madsen / NiederlandeNiederlande Bruno Walrave
2002 / Amsterdam Belgien Matthew Gilmore / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard OsterreichÖsterreich Franz Stocher / NiederlandeNiederlande Cees Stam Deutschland Gerd Dörich / NiederlandeNiederlande Sam Mooij
2003 / Newport Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Bradley Wiggins / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard Belgien Steven De Neef / Belgien Michel Vaarten NiederlandeNiederlande Robert Slippens / NiederlandeNiederlande Bruno Walrave
2004 ausgefallen
2005 / Dalmine RusslandRussland Alexei Schmidt / ItalienItalien Cordiano Dagnoni RusslandRussland Konstantin Ponomarjow / ItalienItalien Christian Dagnoni Deutschland Christian Grasmann / Schweiz Jean Jacques Petitpierre
2006 / Ballerup Belgien Iljo Keisse / Belgien Michel Vaarten NiederlandeNiederlande Matthé Pronk / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard Deutschland Stefan Löffler / Deutschland Christian Dippel
2007 / Alkmaar NiederlandeNiederlande Matthé Pronk / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard (NL) Belgien Iljo Keisse / Belgien Michel Vaarten NiederlandeNiederlande Jos Pronk / NiederlandeNiederlande Sam Mooij
2008 / Alkmaar NiederlandeNiederlande Matthé Pronk / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard RusslandRussland Alexei Markow / Deutschland Christian Dippel Danemark Michael Mørkøv / Danemark Jimmi Madsen
2009 / Gent Belgien Kenny De Ketele / Belgien Michel Vaarten NiederlandeNiederlande Matthé Pronk / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard Deutschland Roger Kluge / Deutschland Peter Bäuerlein
2010 ausgefallen
2011 / Montichiari NiederlandeNiederlande Peter Schep / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard NiederlandeNiederlande Jeff Vermeulen / NiederlandeNiederlande Ron Zijlaard ItalienItalien Manuel Cazzaro / ItalienItalien Christian Dagnoni[2]
2012 / Montichiari ItalienItalien Davide Viganò / ItalienItalien Cordiano Dagnoni Danemark Jesper Mørkøv / René Dupont NiederlandeNiederlande Peter Schep / NiederlandeNiederlande Joop Zijlaard
2013 / Montichiari ItalienItalien Elia Viviani / ItalienItalien Christian Dagnoni Deutschland Theo Reinhardt / Deutschland Karsten Podlesch ItalienItalien Marco Coledan / ItalienItalien Cordiano Dagnoni
2014 / Ballerup Danemark Jesper Mørkøv / René Dupont Deutschland Achim Burkart / Deutschland Peter Bäuerlein OsterreichÖsterreich Andreas Graf / Danemark Michel Rasmussen
2015 / Hannover Belgien Kenny De Ketele / Belgien Michel Vaarten ItalienItalien Davide Viganò / ItalienItalien Cordiano Dagnoni NiederlandeNiederlande Jesper Asselman / NiederlandeNiederlande Herman Bakker[3]
2016 / Ballerup Danemark Casper von Folsach / Danemark Stinus Roslund NiederlandeNiederlande Jesper Asselman / NiederlandeNiederlande Herman Bakker OsterreichÖsterreich Andreas Graf / Danemark Michel Rasmussen
2017 / Hannover Deutschland Achim Burkart / Deutschland Christian Ertel Deutschland Christoph Schweizer / Deutschland Christian Dippel ItalienItalien Riccardo Minali / ItalienItalien Cordiano Dagnoni
2018 / Erfurt NiederlandeNiederlande Nick van der Lijke / NiederlandeNiederlande René Kos NiederlandeNiederlande Maikel Zijlaard / NiederlandeNiederlande Ron Zijlaard Deutschland Achim Burkart / Deutschland Christian Ertel
2019 / Pordenone Deutschland Achim Burkart / Deutschland Christian Ertel NiederlandeNiederlande Yoeri Havik / NiederlandeNiederlande René Kos Deutschland Marcel Franz / Deutschland Peter Bäuerlein

Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr / Ort Gold Silber Bronze
Fahrerin / Schrittmacher Fahrerin / Schrittmacher Fahrerin / Schrittmacher
2019 / Pordenone ItalienItalien Marta Cavalli / ItalienItalien Cordiano Dagnoni NiederlandeNiederlande Marit Raaijmakers / NiederlandeNiederlande Ron Zijlaard Deutschland Romy Kasper / Deutschland Peter Bäuerlein

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Steher- und Derny-EM: «Wollen Medaillen in allen Rennen». In: classic.rad-net.de. 22. Juli 2019, abgerufen am 24. Juli 2019.
  2. Peter Schep gewinnt Derny-EM - Lampater Vierter auf rad-net.de vom 12. November 2011
  3. Amtliches Ergebnis auf uec.ch (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uec.ch

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • EM Banecykling, Programmheft der Europameisterschaften 2006 in Kopenhagen