Ulmer Verein – Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften

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Ulmer Verein. Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e. V.
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 8. Oktober 1968 in Ulm
Sitz Berlin
Zweck Berufsverband und Fachverband
Vorsitz Henrike Haug, Andreas Huth, Franziska Lampe, Isabelle Lindermann, Christopher Nixon, Judith Utz
Website www.ulmer-verein.de

Der Ulmer Verein – Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e. V. (UV) ist ein 1968 in Ulm gegründeter Berufsverband für deutschsprachige Kunsthistoriker.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Reaktion auf den 11. Deutschen Kunsthistorikertag, dem Kongress des Verbands Deutscher Kunsthistoriker, gründete sich im Oktober 1968 in Ulm der Ulmer Verein als Vertretung des sogenannten Mittelbaus (Assistenten, Volontäre, wissenschaftliche Mitarbeiter bzw. Hilfskräfte etc.) sowie der Studierendenschaft, da sich diese beiden Gruppen nicht durch den VDK vertreten sahen und ihre Anträge und Vorstellungen von einer Diskussion der aktuellen Hochschulreformthemen auf dem Deutschen Kunsthistorikertag nicht berücksichtigt wurden. Die Gründung der „radikalen universitären Vereinigung“[1] (Dario Gamboni) wurde zudem als bewusste Schaffung einer politisch links orientierten Alternative zur arrivierten Generation von Kunsthistorikern und als „Auseinandersetzung mit der konservativen Auffassung“[2] des Fachs verstanden, mit denen sich prominente Vertreter der jüngeren Wissenschaftler wie Martin Warnke medienwirksam stritten. Für den folgenden 12. Kunsthistorikertag, an dessen Planung sich der Ulmer Verein 1972 beteiligte, wurden so von den Vertretern der 1968er (unter anderem von Horst Bredekamp, Klaus Herding und Franz-Joachim Verspohl) vorrangig Beiträge zu marxistisch inspirierten Themen und Theorien wie „Basis und Überbau“, „Kunstwissenschaft und ökonomische Basis“, „Klassencharakter der Kunst“, „Geschichte der Kunstgeschichte im Konkurrenz- und Monopolkapitalismus“ und „Kunstwissenschaft und Kapital“ in der Form von Sektionen und Referaten vorbereitet, die vom VDK abgelehnt und von den Aktivisten deshalb in einem „Alternativprogramm“ zur offiziellen Veranstaltung präsentiert wurden.[3] Ihre Tradition, die programmatischen Publikationen und Veranstaltungen des Ulmer Vereins als „beispielhaft für eine engagiert-politische, links orientierte Kunstwissenschaft“[4] zu verstehen, setzt der Verein bis heute fort, etwa mit den Themenheften Was ist links? (2006) und Ästhetik(en) des Widerstands (2016) der kritischen berichte.[5]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als gemeinnütziger Interessenverbund von Kunst- und Kulturwissenschaftlern vertritt er die Interessen der fachspezifischen Berufsgruppen in Universität und Forschung, Museen, Denkmalpflege, Kulturpolitik, Journalismus und Bildungsarbeit. Ein besonderes Anliegen des Ulmer Vereins ist die Förderung von Studierenden der Kunstgeschichte. Anders als im Verband Deutscher Kunsthistoriker können Studierende schon vor dem Bachelorabschluss Vereinsmitglieder werden. Im Sinne einer Nachwuchsförderung für das Fach Kunstgeschichte unterstützt der Ulmer Verein finanziell und logistisch daher auch den jedes Semester stattfindenden Kunsthistorischen Studierendenkongress (KSK).

Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorstand wurde am 7. November 2022 neu gewählt und besteht aus den folgenden Mitgliedern: Henrike Haug (Köln), Andreas Huth (Berlin), Franziska Lampe (München), Isabelle Lindermann (Hamburg/München), Christopher Nixon (Dresden) und Judith Utz (Berlin).[6]

Publikationsorgan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Publikationsorgan des Ulmer Vereins sind die viermal jährlich erscheinenden kritischen berichte. Sie erschienen bis 2022 im Jonas-Verlag, seit 2023 erscheinen sie Open Access bei arthistoricum.net und der Universitätsbibliothek Heidelberg.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annette Dorgerloh (Red.): 30 Jahre Ulmer Verein. Strategien des Überdauerns I. Jonas-Verlag, Marburg 1999. (= kritische berichte, 27.1999, 2).
  • Henrike Haug, Ann-Kathrin Hubrich, Henry Kaap, Yvonne Schweizer (Hrsg.): Kritische Kunstgeschichte und digitaler Wandel (= kritische berichte, 48.2020, 1), Jubiläumsheft zum 50jährigen Bestehen des Ulmer Vereins, Ilmtal-Weinstraße: Jonas Verlag 2020.
  • Harold Hammer-Schenk, Dagmar Waskönig, Gerd Weiss (Hrsg.): Kunstgeschichte gegen den Strich gebürstet? 10 Jahre Ulmer Verein. 1968–1978. Geschichte in Dokumenten. Ulmer Verein, Marburg 1997, ISBN 3-93758-00-5. (Neuaufl. der Ausg. Hannover 1979).

Weblink[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dario Gamboni: Zerstörte Kunst. Bildersturm und Vandalismus im 20. Jahrhundert. Köln 1998, S. 16.
  2. H. Hammer-Schenk, D. Waskönig, G. Weiss (Hrsg.): Kunstgeschichte gegen den Strich gebürstet? 10 Jahre Ulmer Verein. 1968–1978. Geschichte in Dokumenten. Ulmer Verein, Hannover 1979, S. XIV (Einleitung).
  3. H. Hammer-Schenk, D. Waskönig, G. Weiss (Hrsg.): Kunstgeschichte gegen den Strich gebürstet? 10 Jahre Ulmer Verein. 1968–1978. Geschichte in Dokumenten. Ulmer Verein, Hannover 1979, S. 85–86.
  4. Norbert Krenzlin: Eine Tagung des Ulmer Vereins, in: Weimarer Beiträge, 28, 1, 1982, S. 160.
  5. Ausgabe 2006, Heft 3, sowie Ausgabe 2016, Heft 1.
  6. Ulmer Verein - Vorstandshistorie. Abgerufen am 9. Februar 2023.