Unfug (Theologenfamilie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Unfug, latinisiert Unfugius, ist der Name einer 1746 im Zedler-Lexikon beschriebenen gelehrten Theologenfamilie, die zur württembergisch-fränkischen Geistlichkeit zählte und in die altwürttembergische Ehrbarkeit eintrat.

Historie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stammreihe beginnt mit Johann Unfug (1523–1586) aus Windsbach, der sich durch ein markgräfliches Stipendium 1551 in Wittenberg dem Studium der Theologie widmen konnte. Der Geistliche stieg im Laufe seines Wirkens in hohe Würden auf. So versah er als Nachfolger Georg Kargs die Stadtpfarrei Ansbach und wirkte als Hofprediger des Markgrafen Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach.[1] Fernerhin fungierte Pfarrer Johann Unfug als Kirchenrat sowie Konsistorialrat.[2]

Als Kirchenmann war Johann Unfug einer der Gutachter über das Torgische Buch, das als Vorläufer der Konkordienformel gilt.[3]

Alle drei Söhne des lutherischen Geistlichen folgten ihrem Vater in die theologische Laufbahn.[4] Der jüngste diente in den Türkenkriegen als Feldprediger des Grafen zu Hohenlohe.[5] Der älteste, seinem Vater gleichnamige Sohn († 1611) bekleidete neben seinem Pfarramt das Seniorat (Oberpfarrer) des geistlichen Kapitels im brandenburg-ansbachischen Amt Schwabach.[2] Dessen Sohn Johann Philipp Unfug (1596–1675) wurde Pfarrer in Michelbach an der Heide und Senior des fürstlich brandenburgischen Kapitels im Amt Crailsheim.[6] Magister Unfug war ein Enkelsohn des Reformators Georg Parsimonius und hatte die Tochter eines Senators sowie Gastgebers in Gunzenhausen zur Gemahlin.[2][5][7][8] Sein Grabmal ist in der Michelbacher Kirche erhalten.[9]

Johann Philipp Unfug der Ältere hatte mit Johann Philipp Unfug dem Jüngeren (1643–1691) und Johann Albrecht Unfug (1630–1702) zwei Söhne.[10] Johann Philipp Unfug der Jüngere folgte seinem Vater in den geistlichen Stand und ehelichte die Tochter eines hohenlohischen Kammerrats.[11] Der Grabstein des kinderlos verstorbenen Theologen soll sich erhalten haben.[9]

Der Chirurgus Johann Albrecht Unfug,[12] der als Hof-Barbier dem Hofstaat der Grafen zu Hohenlohe-Langenburg angehörte und aus dessen Feder sich casualpoetische Schriften erhalten haben,[13] ehelichte in erster Ehe die Tochter des Langenburger Stadtvogts Hohenbuch[11] aus einer seit 1544 wappenführenden hohenlohischen Beamtenfamilie.[14] Aus erster Ehe hatte der Hof-Barbier Unfug einen Sohn, Johann Philipp Unfug († 1729), der nach absolviertem Theologiestudium Kaplan in Cadolzburg wurde.[9]

Ein Enkelsohn des hohenlohe-langenburgischen Hof-Barbiers war Rektor am Gymnasium zu Schleiz und wurde nachfolgend Organist sowie Kantor in Cadolzburg.[15][16][17]

Johann Friedrich Unfug (1695–1773), Sohn des Chirurgen Johann Albrecht Unfug aus dessen zweiter Ehe mit der Tochter des Schlosstorwarts Fischer,[11][18] übte das mit Vermögen einhergehende Bäckergewerk aus.[19] Er wurde aus dem zwölfköpfigen amtsstädtischen Gerichtskollegium heraus, das unter anderem den Blutbann ausübte und die Stadtverwaltung besorgte,[20] zum Amtsbürgermeister von Gochsheim erkorenen.[18][21] Als Gerichtsverwandter eines Stadtgerichts gehörte Johann Friedrich Unfug zum Stand der Ehrbarkeit. Amtsbürgermeister Unfug hatte lediglich eine Tochter.[18]

1746 wurde die Theologenfamilie in Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon aufgenommen.[22] Die Nachfahren von Magister Johann Unfug († 1611) stehen über die Vorfahrenlinie seiner Gemahlin Hedwig Karg in Ahnengemeinschaft mit Johann Wolfgang Goethe.[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Simon: Unfug. In: Ansbachisches Pfarrerbuch – Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528–1806 (= Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, Band 28). Herausgegeben vom Vereins für bayerische Kirchengeschichte. Nürnberg 1957, OCLC 185201758, S. 514–515.
  • Max-Adolf Cramer: Unfug. In: Pfarrerbuch Württembergisch-Franken. Teil 2 – Die Kirchen- und Schuldiener (= Baden-Württembergisches Pfarrerbuch 2). Herausgegeben vom Verein für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden und dem Verein für württembergische Kirchengeschichte. Stuttgart 1981, ISBN 3-923107-00-5, S. 467–468.
  • Andreas Hammer: Schulmeister im ehemaligen markgräflichen Dekanat Langenzenn. Vierter Teil: Pfarrei Cadolzburg. In: Blätter für fränkische Familienkunde. Herausgegeben von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken, Band 38, Nürnberg 2015, ISSN 0006-4424, S. 83.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Schornbaum: Aus dem Briefwechsel Georg Kargs und anderer. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte. Neue Folge. XIV Jahrgang. Scheufele, 1910, ISSN 0341-9479, S. 155 (Digitalisat).
  2. a b c Johann Matthias Groß: Historisches Lexicon Evangelischer Jubel-Priester. Band 1. Nürnberg 1727, OCLC 165199970, S. 426 (Digitalisat).
  3. Karl Schornbaum: Die Einführung der Konkordienformel in der Markgrafschaft Brandenburg. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte. Nr. 5. Verlag des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, 1930, ISSN 0342-4316, S. 102.
  4. Max-Adolf Cramer: Baden-Württembergisches Pfarrerbuch. Band 2 – Württembergisch-Franken, Teil 2 – Die Kirchen- und Schuldiener. Scheufele, Stuttgart 1981, ISBN 3-923107-00-5, S. 467–468.
  5. a b Matthias Simon: Ansbachisches Pfarrerbuch – Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528–1806 (= Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Band 28). Verlag des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, Nürnberg 1957, OCLC 185201758, S. 514–515.
  6. Gustav Früh (Hrsg.): Die Leichenpredigten des Stadtarchivs Braunschweig. Band 9 (Üker – Zywitzki). Verlag des Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde, Hannover 1985, OCLC 157022409, S. 4248.
  7. Max-Adolf Cramer: Baden-Württembergisches Pfarrerbuch. Band 2 – Württembergisch-Franken, Teil 2 – Die Kirchen- und Schuldiener. Scheufele, Stuttgart 1981, ISBN 3-923107-00-5, S. 468.
  8. Gerhard Seibold: Wurzeln in Crailsheim. Ein Beitrag zur Personengeschichtsforschung einer fränkischen Stadt im 17. Jahrhundert (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Band 13). Degener Verlag, Neustadt an der Aisch 2000, ISBN 3-7686-9266-3, S. 76.
  9. a b c Matthias Simon: Ansbachisches Pfarrerbuch – Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528–1806 (= Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Band 28). Verlag des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, Nürnberg 1957, OCLC 185201758, S. 515.
  10. Johann Matthias Groß: M. Joh. Matthiae Großen Historisches Lexicon Evangelischer Jubel-Priester. Band 1. Nürnberg 1727, OCLC 165199970, S. 427 (Digitalisat).
  11. a b c Max-Adolf Cramer: Baden-Württembergisches Pfarrerbuch. Band 2 – Württembergisch-Franken, Teil 2 – Die Kirchen- und Schuldiener. Scheufele, Stuttgart 1981, ISBN 3-923107-00-5, S. 468.
  12. Johann Matthias Groß: Historisches Lexicon Evangelischer Jubel-Priester. Band 1. Nürnberg 1727, OCLC 165199970, S. 427 (Digitalisat).
  13. Wolfgang Adam: Lesen und Vorlesen am Langenburger Hof – Zur Lesefähigkeit und zum Buchbesitz der Diener und Beamten. In: Literatur und Volk im 17. Jahrhundert – Probleme populärer Kultur in Deutschland. Band 2. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-02557-3, S. 476–477.
  14. Otto Titan von Hefner (Hrsg.): J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch – Zweitausend bürgerliche Wappen. Band 5 – 1. Abtheilung. Bauer und Raspe, Nürnberg 1857, S. 25 (Digitalisat).
  15. Johann Matthias Groß: Historisches Lexicon Evangelischer Jubel-Priester. Band 1. Nürnberg 1727, OCLC 165199970, S. 427 (Digitalisat).
  16. Michael Walther: Cadolzburgisches Denkmal Bey Einweyhung dasiger Neuen Pfarrkirche In Beschreibung Des Orts Ursprung, Aeltern und neuern Besitzern, Aemtern, Bedienten, und besondern Schicksalen. Jakob Christoph Posch, Nürnberg 1751, S. 53 (Digitalisat).
  17. Andreas Hammer: Schulmeister im ehemaligen markgräflichen Dekanat Langenzenn. Vierter Teil: Pfarrei Cadolzburg. In: Blätter für fränkische Familienkunde. Band 38, 2015, ISSN 0006-4424, S. 83.
  18. a b c Rudolf Herzer und Heinrich Käser: Sippenbuch der Stadt Gochsheim Landkreis Bruchsal in Baden 1660–1965 (= Reihe A der Deutschen Ortssippenbücher –. Band 39). Band 19 der Badischen Ortssippenbücher. Grafenhausen 1968, OCLC 310500650, S. 27, 663.
  19. Gerd Wunder: Die soziale Struktur der Handwerkerschaft in unseren alten Städten. In: Städtische Mittelschichten. Protokoll der VIII. Arbeitstagung des Arbeitskreises für Südwestdeutsche Stadtgeschichtsforschung (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B – Forschungen). Band 69. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1972, OCLC 310653641, S. 125.
  20. Rudolf Herzer: Scharfrichter, Stadtgerichte und Stadtordnungen in Gochsheim. Nr. 1. Eigenverlag der Stadt Gochsheim, Gochsheim 1970, OCLC 312913201, S. 9.
  21. Des Hochlöbl. schwäbischen Crayses vollständiger Addreß-Calender, oder vielmehr Staats- und Addreß-Handbuch, worinn die in diesem Crayß dermalen florirende höchste und hohe Regenten, Ministri, Räthe, Canzleyen, und übrigen Dienerschaften enthalten. 1764, ZDB-ID 348176-1, S. 199 (Digitalisat).
  22. Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 49 (Vit – Vn). Leipzig 1746, OCLC 164573505, S. 1318–1319 (Digitalisat).
  23. Matthias Simon: Ansbachisches Pfarrerbuch – Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528–1806 (= Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Band 28). Verlag des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, Nürnberg 1957, OCLC 185201758, S. 230, 515.