Unterschenkelprothese

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Athlet mit Unterschenkelprothese
Ein Fußpassteil für eine Prothese

Als Unterschenkelprothese bezeichnet man ein Körperersatzstück, welches nach einer Amputation des Beines unterhalb des Kniegelenkes zum Einsatz kommt. Da sich dieser Prothesentyp außerhalb des Körpers befindet, zählt man sie zu den Exoprothesen.

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschenkelprothesen bestehen aus einem Schaft, einem Rohrskelett, einem Fuß und der Kosmetik, welche (wie es schon Hermann Joseph Brünninghausen am Anfang des 19. Jahrhunderts praktizierte[1]) der Form des erhaltenen Beines angepasst wird. Es gibt auch Prothesen, bei denen das Rohrskelett durch eine Hartschale (aus GFK/KFK) ersetzt wird, beispielsweise bei Badeprothesen. Auch kommen bei manchen Prothesen sog. Oberhülsen zum Einsatz, welche mit einem Gelenk mit dem Schaft verbunden sind, oftmals bei sehr kurzen Stümpfen um den Halt zu verbessern. Allen gemein ist jedoch die Form der Lastübertragung. Genutzt werden dafür druckunempfindliche Stellen am Stumpf. Hierzu zählen das Patellaband, das Stumpfende, Teile des Schienbeines, die Struktur zwischen Schien- und Wadenbein und der hintere muskuläre Teil des Stumpfes. Besonders druckempfindliche Stellen werden entlastet. Dazu zählen die Knochenenden von Schien- und Wadenbein und das Wadenbeinköpfchen.

Prothesentypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschenkelprothesen können in unterschiedlicher Weise klassifiziert werden. Die Erste ist die Einteilung nach der Befestigung am Stumpf:

  • mit Vakuumsystem (aktiv oder passiv)
  • mit Verschlussmechanismus (Shuttle-Lock oder Clutch-Lock)
  • mit Zweischaftsystem (Weichwandinnenschaft und Hartschaft)

Die zweite Einteilung erfolgt nach dem Schaftsystem:

  • Unterschenkelprothese mit Oberhülse
  • PTB-Prothese
  • Kondylenbettung Münster
  • Prothese tibiale Kegel
  • PTS-Prothese

Eine dritte Einteilung erfolgt nach dem Einsatzzeitpunkt von Prothesen. Die sog. Interimsprothesen, die einige Tage oder Wochen nach der Amputation zum Einsatz kommen, sind einfach konstruiert und werden nur für einen kurzen Zeitraum getragen, da sich das Stumpfvolumen postoperativ sehr schnell verändert. Nach ca. 3–6 Monaten werden die Interimsprothesen dann durch Definitivprothesen ersetzt, welche wesentlich stabiler sind, über einen längeren Zeitraum getragen werden und mit einer kosmetischen Verkleidung ausgestattet sind.[2]

Bauteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschenkelprothesen bestehen aus einem vom Orthopädietechniker individuell gefertigten Schaft, einem Schaftadapter, einem Rohradapter, einem Rohr und einem Fußpassteil. Die Bestandteile einer Prothese werden in Abhängigkeit vom Aktivitätsgrad und dem Gewicht auf jeden Patienten individuell abgestimmt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • René Baumgartner, Bernhard Greitemann, Peter Teutrine: Grundkurs Technische Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 978-3131250711.
  • René Baumgartner, Pierre Botta: Amputation und Prothesenversorgung der unteren Extremität. Enke, Stuttgart 1989, ISBN 978-3432975016.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Beinprothesen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 574 f.
  2. Anlage 7 – Vereinbarung über die Versorgung mit Beinprothesen, Fertigung, Zubehör und Instandsetzungen/Reparaturen (Produktgruppe 24). In: hkk Krankenkasse. Abgerufen am 24. Januar 2024.