Uraz (Oborniki Śląskie)

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Uraz
Auras
Uraz Auras (Polen)
Uraz
Auras (Polen)
Uraz
Auras
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Trzebnicki
Gmina: Oborniki Śląskie
Geographische Lage: 51° 15′ N, 16° 51′ OKoordinaten: 51° 14′ 40″ N, 16° 51′ 13″ O
Einwohner: 949 (2011)
Postleitzahl: 55-120
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DTR
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Uraz (deutsch Auras) ist ein Dorf und eine ehemals eigenständige Stadt in der Stadt- und Landgemeinde Oborniki Śląskie (Obernigk) im Powiat Trzebnicki (Kreis Trebnitz) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Niederschlesien am rechten Oderufer, etwa sieben Kilometer südwestlich von Oborniki Śląskie, 16 Kilometer südwestlich von Trzebnica (Trebnitz) und 19 Kilometer nordwestlich von Breslau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michaeliskirche
Ruine Schloss Auras
Gehöft mit der Michaeliskirche im Hintergrund
Gebäude der ehemaligen Lederfabrik

Die Ortschaft ist bis auf slawische Zeit zurückverfolgbar und wird erstmals 1203 als Dorf erwähnt. Eine dem Erzengel Michael geweihte Dorfkirche wird 1218 genannt. Ab 1250 sind die Kastellane der herzoglichen Burg von Auras belegt. 1312 wird Auras als Stadt (civitas) bezeichnet und hatte seitdem das Stadtrecht. Die Stadt, die von der Landwirtschaft geprägt war und schon vor 1400 in ihrer Entwicklung im Schatten Breslaus stand, gewann nie größere Bedeutung. Bis auf die Zeitspanne von 1294 bis 1314, während der sie dem Herzogtum Glogau angegliedert war, gehörte Auras zum Herzogtum Breslau. Um 1525 wurde in Auras der evangelische Gottesdienst eingeführt. 1592 zerstörte ein Brand die Stadt bis auf wenige Häuser.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Auras mit dem größten Teil Schlesiens 1741/42 an Preußen. Besitzer war im 19. Jahrhundert preußische Staatsminister Friedrich von Schuckmann, 1845 dessen Witwe. 1845 zählte Auras 109 Häuser, 967 Einwohner (775 evangelisch, 180 katholisch, zwölf jüdisch), 140 Hausstände, ein königliches Stadtgericht, ein königliches Untersteueramt, eine königliche Post, ein 1466 als Dreieck erbautes herrschaftliches Schloss, eine 1742 errichtete evangelische Majoratskirche, eine katholische Majoratskirche, eine evangelische Schule mit zwei Lehrern, eine katholische Schule der eingepfarrten Orte mit einem Lehrer, ein Rathaus, ein Hospital, vier Jahrmärkte (davon waren drei Kram- und Viehmärkte), eine Windmühle und eine Stadtziegelei.[1]

Von der preußischen Verwaltungsreform von 1818 an bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Auras zum Landkreis Wohlau im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Auras eine evangelische[2] und eine katholische Kirche; wichtigster Erwerbszweig war der Schiffsbau.[3] Als Standort einer Werft und Wohnsitz zahlreicher Schiffseigner hatte Auras bis 1945 für die Oderschifffahrt besondere Bedeutung.

Während der Kämpfe gegen Kriegsende erlitt die Stadt beträchtliche Zerstörungen. Um diese Zeit oder kurz nach Kriegsende brannte auch das Schloss aus, von dem heute noch die Ruine vorhanden ist. Nach Kriegsende wurde Auras im Sommer 1945 wie fast ganz Schlesien von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung unterstellt. Die Polen führten 1946 für Auras die Ortsbezeichnung Uraz ein. In der Folgezeit wurde die bis dahin deutsche Bevölkerung, von der ein Teil (darunter die protestantischen Pfarrer Oswald Feyerabend, Johannes Halm, Friedrich Wilhelm Müller und Martin Scholl[4]) sich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus[5] beteiligt hatte, von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Auras vertrieben. Die Stadt sank nach Kriegsende zu wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit herab; das Stadtrecht wurde 1945 entzogen.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Anmerkungen
1787 0625 [6]
1825 0729 [6]
1885 1.526 einschließlich Dorf und Rittergut Auras-Burglehn[7] (1894: 718 Einwohner)[8]
1900 1.367 [3]
1933 1.719 [8]
1939 1.680 [8]
1961 1.030 [6]
2011 949

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruine von Schloss Auras; das ursprünglich als Wasserburg angelegte Schloss galt wegen seiner Dreiecksform als eines der eigenartigsten Schlossbauten Schlesiens.
  • St.-Michaels-Kirche

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 8.
  • Walter Schmidt: Oswald Friedrich Feyerabend (1809–1872). Evangelischer Pfarrer im schlesischen Oderstädtchen Auras / Kreis Wohlau von 1840 bis 1857. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015, S. 265–294, hier: S. 269–287.
  • Walter Schmidt: Wohlau 1848/49. Eine schlesische Kreisstadt in der Revolution. „Schlesischer Kreisbote“, Wohlauer Politischer Verein und Demokratischer Verein von Guhrau. trafo Wissenschaftsverlag, Berlin 2017.
  • Walter Schmidt: Erinnerungen eines deutschen Historikers. Vom schlesischen Auras an der Oder übers vogtländische Greiz und thüringische Jena nach Berlin. trafo Verlagsgruppe, Berlin 2018, ISBN 978-3-86465-112-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845, S. 785.
  2. Walter Schmidt: Die Geschichte der evangelischen Kirche von Auras/Oder. In: Schlesische Geschichtsblätter. Band 41, 2014, Nr. 3, S. 77–96.
  3. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 2, Leipzig/Wien 1905, S. 129.
  4. Walter Schmidt: Johannes Halm (1893–1953). Widerstand und Verfolgungen des evangelischen Pastors von Auras / Oder in der Zeit von 1933 bis 1945. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 517–545, insbesondere S. 545.
  5. Walter Schmidt: Widerstand in Auras/Oder, Kreis Wohlau 1933–1945. In: Cornelia Domaschke, Daniele Fuchs-Frotscher, Günter Wehner (Hrsg.): Widerstand und Heimatverlust. Deutsche Antifaschisten in Schlesien. Berlin 2012, S. 165–203.
  6. a b c Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 8.
  7. Auras-Burglehn ist eine Landgemeinde, die in 1922 mit der Stadt Auras zusammengelegt wurde. Siehe Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. Hauptabteilung Rep. 77 Tit. 2962 Nr. 2: Die Anstellung der Communalbeamten in der Stadt Auras, die sonstigen Personal-Angelegenheiten sowie die Verwaltung der Communal-Angelegenheiten vom 10. August 1841 bis 4. Dezember 1932.
  8. a b c Michael Rademacher: Wohlau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.