Usfahrt Oerlike

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Film
Titel Usfahrt Oerlike
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Schweizerdeutsch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 94 Minuten
Stab
Regie Paul Riniker
Drehbuch Crista Capaul
Produktion Triluna Film
Musik Marcel Vaid
Kamera Felix von Muralt
Schnitt Christof Schertenleib
Besetzung

Usfahrt Oerlike (Schweizerdeutsch für Ausfahrt Oerlikon) ist ein Spielfilm und Filmdrama um das Thema Sterbehilfe des Schweizer Doku-Regisseurs Paul Riniker aus dem Jahr 2015. Die Protagonisten sind die Schweizer Schauspieler Jörg Schneider als Hans Hilfiker und Mathias Gnädinger als sein bester Freund Willi.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Hilfiker (Jörg Schneider) vermag es körperlich und seelisch nicht, seinen altersschwachen Hund dem Tierarzt zum Einschläfern zu bringen. Sein bester Freund Willi (Mathias Gnädinger) kommt ihm zur Hilfe, denn Hilfikers Frau Martha ist vor zwei Jahren verstorben und sein Sohn Beat (Daniel Rohr) lässt sich seither nicht mehr blicken. Hilfiker muss widerwillig in ein Altersheim nach einer Notfall-OP. Er will dort nicht bleiben, weil ihm sein Zuhause in Zürich-Oerlikon besser gefällt. Doch alleine kann er nicht einmal mehr die Stufen zu seiner Haustüre, geschweige den Rest des Alltags bewältigen. Lieber mit Pentobarbital, das ihm Willi verschaffen soll, die Ausfahrt aus dem Leben nehmen, als hilflos und langsam dem Tod im Altersheim entgegengehen, wünscht sich Hans. Willi überredet, besänftigt und ermuntert ihn, er solle sich aufs Leben konzentrieren. Selbst Willi kämpft mit Gebrechen und versteht Hans nur allzu gut, weshalb er versucht, das tödliche Mittel zu organisieren, doch so einfach geht das auch in der Schweiz nicht. Willi bittet den Sohn inständig, seinen Vater im Altersheim besuchen zu gehen, es sei wichtig für Hans, doch dieser macht nur eine Faust im Sack. Während der Wartezeit im Altersheim begegnet Hans verschiedenen Lebensgeschichten und -haltungen auch gegenüber dem Tod, unter anderem jenen von Emilie Brütsch Heidi Maria Glössner, die noch relativ jung in der Gesellschaft des Altersheims sich wohlfühlt. Diese stimmen ihn nicht um. Erst als sein Sohn, neidisch auf seines Partners guten Erinnerungen an Hans, im Altersheim doch auftaucht, besinnt sich Hans aufs Neue.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäss Riniker, kam Thomas Hostettler auf ihn zu mit der Idee, dessen Theaterstück Exit zu einem Spielfilm zu verfilmen. Da fiel ihm auch gleich ein, dass Jörg Schneider die Rolle des Hauptdarstellers und Mathias Gnädinger jene des besten Freunds spielen sollen. "Fast drei Jahre später lag die Endfassung des Drehbuchs von Christa Capaul vor, der Film Usfahrt Oerlike war finanziert, der Drehbeginn auf Ende Mai 2014 geplant." Nur dass Jörg Schneider todkrank im Spital lag, bedrohte das Projekt, doch Schneider wollte diesen Film drehen und schaffte es auch während sechs Wochen. Deshalb wurde auf unnötige Drehs verzichtet. Gnädinger sorgte sich rührend um Schneider. Der weitere Cast mit Beatrice Blackwell, Heidi Maria Glössner, Daniel Rohr u. a., fügte sich anschliessend ein in die Geschichte um die beiden Hauptfiguren. Riniker, selber älter, sah sich in mehreren seiner Dokus und angesichts seiner eigenen Vergänglichkeit mit dem Tod konfrontiert. Die Frage, ob man sich von der Welt passiv oder aktiv verabschiedet, trieb ihn daher nicht zum ersten Mal um.[1]

Ins Kino gelang Usfahrt Oerlike in der deutschen Schweiz am 29. Januar 2015. In Deutschland kam Ausfahrt Oerlikon erstmals am 22. Oktober 2015 am Internationale Hofer Filmtage zur Aufführung.

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde an den folgenden Filmfestivals gezeigt: Filmfestival Schaffhausen (25.03.2015 – 29.03.2015), Montreal World Film Festival (27.08.2015 – 07.09.2015), Solothurner Filmtage (22.01.2015 – 29.01.2015) und Internationale Hofer Filmtage (20.10.2015 – 25.10.2015).

Mit Stand vom Dezember 2021 hatten laut cinetrends.ch 81656 Besucher den Kinofilm gesehen.[2]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eduard Ulrich kritisiert an der Verfilmung von Hostettlers Theaterstück Exit, dass sie «nicht den Hauch einer Kontroverse dieses umstrittenen Weges» zulasse.[3] Zudem konstatiert er, dass der Film zum Vermächtnis des todkranken Jörg Schneider und des ebenfalls gesundheitlich schwer angeschlagenen Mathias Gnädinger werde. Diese beiden seien so hervorragende Schauspieler, dass sie vermutlich die Rollen besser gespielt hätten, als das Drehbuch ihnen vorschrieb. Der Film wird von Ulrich mit 2 von 5 Punkten bewertet. Die NZZ bezeichnet Jörg Schneider und Mathias Gnädinger als «neues Traumpaar des Schweizer Films».[4] Kati Moser ist derselben Meinung, indem sie im Filmtipp der Schweizer Illustrierten schreibt, die beiden Hauptdarsteller seien eine Wucht.[5]

Dass der Film zum Vermächtnis geworden ist, bewahrheitete sich: Der Tod holte beide ein, Mathias Gnädinger verstarb im April 2015, weshalb keine weitere, beabsichtigte Sequenz gespielt werden konnte, gemäss Riniker, und Jörg Schneider im August 2015, der bereits während der Dreharbeiten 2014 an einem Leberkrebs litt.

In der Filmkritik auf Outnow heisst es unter dem Titel «Zwei wie Pech und Pentobarbital», dass zu viele Erzählstränge aufgegriffen und diese oberflächlich abgehandelt würden. Der Film verpuffe viel Potenzial, was ihn in die graue Masse des Durchschnitts abfallen lasse. Dementsprechend fällt die Bewertung mit 3.5/6 aus.[6]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prix du Public 2015 an den Solothurner Filmtagen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anmerkungen des Regisseurs... In: der-andere-film.ch. Abgerufen am 28. November 2021.
  2. Cinetrends. Abgerufen am 28. November 2021.
  3. Eduard Ulrich: Gevatter Freitod, sanfter Freund. In: Cineman. 14. September 2016, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  4. Usfahrt Oerlike. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. Januar 2015, abgerufen am 28. November 2021.
  5. Kati Moser: Filmtipp Kino: Usfahrt Oerlike. In: Schweizer Illustrierte. 30. Januar 2015, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  6. hom: Zwei wie Pech und Pentobarbital. In: Outnow. 8. Dezember 2014, abgerufen am 16. Dezember 2021.