VIII. Schriftstellerkongreß der DDR

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Eröffnungsrede von Hermann Kant

Der VIII. Schriftstellerkongreß der DDR fand vom 29. bis 31. Mai 1978 in Ost-Berlin statt.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem VII. Schriftstellerkongreß 1973 war es zu einer Annäherung von jungen kritischen Literaten mit dem neuen Staats- und Parteichef Erich Honecker gekommen, der eine tolerantere Kulturpolitik als sein Vorgänger befördern wollte. Nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann im November 1976 und dem Protest von vielen namhaften Schriftstellern dagegen hatte es aber eine starke Polarisierung und Ausgrenzung gegenüber kritischen Autoren gegeben.

In der Vorbereitung des VIII. Schriftstellerkongresses wurde von der SED sehr darauf geachtet, ein möglichst staatsnahes Auftreten von Schriftstellern zu gewährleisten. Deshalb wurden fast alle Unterzeichner der Protestresolution von 1976, die noch in der DDR geblieben waren, wie Christa Wolf, Stefan Heym, Reiner Kunze, Franz Fühmann, Heiner Müller und andere, nicht eingeladen. Günther de Bruyn verzichtete freiwillig auf seine Teilnahme.

Auch von parteinahen Autoren wie Hermann Kant, Günter Görlich und Erwin Strittmatter wurde in vertraulichen Gesprächen mit Vertretern der SED die Befürchtung ausgesprochen, die bestehenden Probleme und Differenzen würden bei dem Kongress nicht thematisiert werden.[1] Franz Fühmann thematisierte dies kurz vor dem Kongress in einem Artikel in der der westdeutschen Wochenzeitung Die Zeit noch einmal sehr deutlich.[2]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Präsidium des VIII,. Schriftstellerkongresses saßen neben Schriftstellern wie der scheidenden Verbandspräsidentin Anna Seghers, deren Nachfolger Hermann Kant, Erwin Strittmatter und Max Walter Schulz auch die politischen Verantwortlichen Erich Honecker, der SED-Chefideologe Kurt Hager und der Chefredakteur des Neuen Deutschlands Joachim Herrmann. Die Eröffnungsrede von Hermann Kant war dann eindeutig auf die Unterstützung der offiziellen Kulturpolitik gerichtet und kritisierte die abweichenden Autoren recht polemisch. Auch andere Autoren wie Helmut Sakowski und Günter Görlich äußerten sich ähnlich. Nur Stephan Hermlin erregte Aufsehen mit seiner Aussage, er sei ein spätbürgerlicher Schriftsteller und Kommunist sowie mit seinem Bemühen um Vermittlung.

Der Schriftstellerkongreß wählte Hermann Kant zum neuen Präsidenten des Schriftstellerverbandes und dessen Vorgängerin Anna Seghers zur Ehrenpräsidentin. Günther de Bruyn (und wahrscheinlich weitere Schriftsteller) wurde in Abwesenheit aus dem Vorstand des Schriftstellerverbandes ausgeschlossen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Schriftsteller in den Kämpfen unserer Zeit. Materialien zum VIII. Schriftstellerkongreß der DDR. Damnitz, München 1978
  • VIII. Schriftstellerkongreß der DDR. 29.–31. Mai 1978. Referate. Aufbau, Berlin 1979
  • Ein wenig entfremdet. DDR-Autoren. In: Spiegel, 1978/23, vom 2,. Juni 1978 Text, mit ausführlichem Bericht

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: VIII. Schriftstellerkongreß der DDR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Äußerungen staatsnaher Schriftsteller zum VIII. Schriftstellerkongreß (2, 1) Das Bundesarchiv, aus MfS-Unterlagen
  2. Verstörung bis zur Resignation. Der DDR-Schriftsteller Fühmann skizziert Hintergründe der restriktiven Kulturpolitik seines Landes, in Die Zeit vom 12. Mai 1978