Velafrica

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Velafrica (bis 2018 Velos für Afrika) ist eine gemeinnützige Schweizer Organisation mit Sitz im Berner Liebefeld, welche Integrationsarbeit in der Schweiz mit Entwicklungszusammenarbeit in Afrika verbindet. Seit 1993 sammelt Velafrica ausgediente Velos in der Schweiz, lässt sie in sozialen Einrichtungen instand stellen, exportiert sie zu seinen Partnern nach Afrika und fördert so nachhaltige Velomobilität vor Ort. Gründer ist Paolo Richter, der für sein Engagement Preise erhalten hat.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Antwort auf die hohe Arbeitslosigkeit Anfang der neunziger Jahre gründete Paolo Richter 1993 das Arbeitsintegrationsprojekt «Drahtesel». Daraus heraus ist Velafrica entstanden: Zuerst als ein Projekt des Drahtesels, später als eigenständiges Unternehmen der Stiftung Sinnovativ.

Velafrica hat als erste Organisation in der Schweiz die Integration Erwerbsloser mit Entwicklungszusammenarbeit und ökologischen Aufgaben verbunden und ist heute die grösste Velorecycling-NGO dieser Art. An rund 400 Sammelstellen werden schweizweit ausgediente Velos entgegengenommen und in 30 Partnerwerkstätten verarbeitet. Erwerbslose und Menschen mit Beeinträchtigungen setzen die gespendeten Velos instand und bereiten sie für den Export vor. Pro Jahr werden über 20‘000 Velos zu den verschiedenen Partnerorganisationen in Afrika verschifft.[1]

Tätigkeiten in Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schweizer Non-Profit-Organisation arbeitet mit Partnern in Tansania, Burkina Faso, Madagaskar, Elfenbeinküste, Südafrika, Gambia und Ghana zusammen. Vor Ort verbessern die Recycling-Velos aus der Schweiz den Zugang zu Einkommen, Bildung, Gesundheits- und Wasserversorgung und tragen zur Reduktion der Armut bei.[2][3] Seit 1993 erleichtern über 300‘000 Velos das Leben ihrer neuen Besitzer in Afrika. Gemeinsam mit seinen Partnerunternehmen baut Velafrica Velozentren mit Arbeits- und Ausbildungsplätzen auf. Leute mit Berufsabschluss haben bessere Perspektiven und können ein eigenständiges Leben führen, zum Beispiel eine eigene Velowerkstatt eröffnen oder als Velomechaniker selbständig werden. Dort absolvieren jährlich bis zu 100 Jugendliche eine Ausbildung in Velomechanik. In den Velowerkstätten entstehen Jobs in Reparatur und Verkauf. Spezielle Programme fördern die Velomobilität von Frauen und Kindern.[3]

Tätigkeiten in der Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Velafrica arbeitet eng mit anderen sozialen Institutionen, Velowerkstätten und gemeinnützigen Vereinen in der ganzen Schweiz zusammen. Diese sammeln Velos, stellen sie für den Export nach Afrika instand, verladen sie teilweise direkt in die Container oder demontieren Ersatzteile. Die meisten der Partner bieten Integrationsarbeitsplätze für Erwerbslose oder benachteiligte Menschen an. So entstehen sinnvolle Arbeitsinhalte im sozialen Bereich für rund 360 Menschen.

Im 2015 startete Velafrica ein Integrationsprojekt für anerkannte und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge. In der Werkstatt im Liebefeld bereiten mittlerweile 20 Teilnehmer die gespendeten Velos für den Transport nach Afrika vor. Sie lernen Reparaturen durchzuführen und packen im Lager oder beim Containerverlad mit an und lernen dabei Deutsch. Das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und Caritas.[4]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für ihr Schaffen sind der Drahtesel und Velafrica mehrfach ausgezeichnet worden: 2002 mit dem Nord-Süd-Preis des Romero-Hauses[5] und 2007 mit dem Sozialpreis der Bürgi-Willert-Stiftung.[6] Paolo Richter erhielt 2009 von der Schwab Foundation die Auszeichnung «Swiss Social Entrepreneur of the Year»[7][8] und ist 2015 von Ashoka als «Swiss Changemaker» anerkannt worden.[9] 2016 wurde Velafrica von Swiss Re als Charity of the Year[10] gewählt und für sein innovatives Modell zur Förderung von sozialen Unternehmen in Afrika mit dem Seif-Label ausgezeichnet.[11] Im Jahr 2017 zeichnet die Drosos Stiftung Velafrica für innovative Arbeitsintegration von Personen aus dem Migrationsbereich und jungen Erwachsenen aus.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Velafrica: Velos verändern Leben. Stiftung Sinnovativ, abgerufen am 6. Januar 2020.
  2. Anna Jungen: Velos für Afrika. SRF Schweizer Radio und Fernsehen, 17. Juni 2016, abgerufen am 6. Januar 2020.
  3. a b Nicolai Räber: Measuring the impact of bicycles in Tanzania. Access to transport for the base of the pyramid. Hrsg.: Universität St. Gallen. St. Gallen 2014, S. 87.
  4. Christoph Albrecht, Timon Stuber, René Horber: Ein Velo reist von Bern nach Madagaskar. Berner Zeitung, BZ, 18. Mai 2015, abgerufen am 6. Januar 2020.
  5. Erster Nord-Süd-Preis wider das Vergessen verliehen. Neue Zürcher Zeitung, 24. Oktober 2001, abgerufen am 17. Februar 2020.
  6. Sozialpreis. Bürgi-Willert-Stiftung, 2007, abgerufen am 17. Februar 2020.
  7. Schwab Foundation for Social Entrepreneurs (Hrsg.): Outstanding Social Entrepreneurs 2010. Cologny/Geneva 2010.
  8. Awardees 2009. Schwab Foundation for Social Entrepreneurs, 2009, abgerufen am 11. Februar 2020.
  9. Swiss Changemakers Program: The 2015 Changemakers. Ashoka, 2015, abgerufen am 6. Januar 2020.
  10. Life-changing bikes. Swiss Re Foundation, 2019, abgerufen am 11. Februar 2020.
  11. Olalla Linares Segade: New Label Awardees. Seif - Driving Social Innovation, 22. Januar 2016, abgerufen am 11. Februar 2020.
  12. Velafrica – Innovative Arbeitsintegration in der Schweiz mit globaler Wirkung. Drosos Stiftung, 2020, abgerufen am 17. Februar 2020.