Vertrag von Chemulpo

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Der Vertrag von Chemulpo (Chemulpo ist ein veralteter Name für Incheon) war ein Ungleicher Vertrag zwischen dem Kaiserreich Japan und dem Korea der Joseon-Dynastie, welcher 1882 unterzeichnet wurde. Er war die Reaktion Japans auf die Zerstörung seiner Legation im Land im Zuge eines Staatsstreichs. Der Vertrag gestand Japan den Einsatz von Militär in Korea zum Schutz seiner Staatsbürger und seiner diplomatischen Liegenschaften zu und verpflichtete den koreanischen Staat zur Zahlung einer Entschädigung.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Meiji-Restauration modernisierte sich Japan nach westlichen Vorbildern in einer zentral gesteuerten Kampagne von oben. Nach dem Erfolg der Reformen innerhalb des Landes entwickelte die Meiji-Oligarchie eine Außenpolitik, die als Reaktion auf den westlichen Imperialismus einen eigenen japanischen Imperialismus in Asien entgegenstellte. Aufgrund der Nähe zu den japanischen Hauptinseln und als Durchgangsstation in die Mandschurei war Korea ein Hauptexpansionsziel der japanischen politischen Elite.[1]

1876 hatte sich Japan durch den Japanisch-Koreanischen Freundschaftsvertrag Vertragshäfen und Extraterritorialität für seine Staatsbürger gesichert.[2] Während der 1880er-Jahre herrschte in Korea politische Instabilität mit Unruhen, Putschversuchen und politischen Morden an hohen Persönlichkeiten. Neben Japan suchten auch Großbritannien und Russland sich Einfluss in Korea zu sichern.[1]

Politische Krise und Vertragsabschluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der inneren Unruhen plante die japanische Regierung durch Truppenstationierung einer gemischten Brigade ihre Machtposition in Korea auszubauen. Das Kaiserreich China, welches Korea immer noch als seinen Vasallen ansah, kam der japanischen Stationierung jedoch mit einer Verstärkung der eigenen Truppen zuvor.[3]

Um eine japanische Intervention unwahrscheinlicher zu machen, gab die koreanische Führung den japanischen Forderungen nach, da sie sich einer militärischen Konfrontation mit dem erstarkenden Japan in Rücksprache mit der Qing-Dynastie nicht gewachsen sah.[2] Der Vertrag gestand Japan das Recht zu, seine Exilanten in Incheon und Seoul militärisch zu schützen, ebenso seine diplomatischen Einrichtungen. Hierfür erlaubte der Vertrag eine dauerhafte japanische Truppenpräsenz. Der koreanischen Seite wurden Reparationsleistungen von vier Millionen Yen auferlegt.[3]

Die Vertragsverhandlungen von japanischer Seite führte Inoue Kaoru.[3]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die koreanische Regierung hatte nach dem Vertragsabschluss finanzielle Probleme. Die japanische Regierung zahlte 1884 den Betrag wieder als Versuch politischen Einfluss am Hof zu gewinnen.[3] Die japanische Regierung betrachtete den Ausgang der Krise als unzufriedenstellend und die Konditionen des Vertrages als nicht ausreichend. Eine ähnliche Krise zwischen China und Japan wurde 1885 im Vertrag von Tientsin beigelegt. Die Spannungen um Korea mündeten 1894 schließlich im Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b S.C.M. Paine: The Japanese Empire: Grand Strategy from the Meiji Restoration to the Pacific War. Cambridge, 2017, S. 10
  2. a b c S.C.M. Paine: The Sino-Japanese War of 1894-95: Perception, Power and Primacy. Cambridge, 2004, 2006 S. 93–94
  3. a b c d Peter Duus: The Abacus and the Sword: The Japanese Penetration of Korea, 1895–1910. Berkeley, 1995, S. 57, S. 69, S. 84