Vierzähnige Windelschnecke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Vierzähnige Windelschnecke

Vierzähnige Windelschnecke (Vertigo geyeri)

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Windelschnecken (Vertiginidae)
Unterfamilie: Vertigininae
Gattung: Vertigo
Art: Vierzähnige Windelschnecke
Wissenschaftlicher Name
Vertigo geyeri
Lindholm, 1925

Die Vierzähnige Windelschnecke (Vertigo geyeri) ist eine Schneckenart aus der Familie der Windelschnecken (Vertiginidae), die zur Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora) gerechnet wird. Es handelt sich um eine sehr kleine Form, die nur knapp 2 mm groß wird.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das bauchig-eiförmige Gehäuse misst in der Länge nur 1,7 bis 1,9 mm und in der Breite 1,2 mm. Es sind bis 5 Windungen ausgebildet, die von tiefen Nähten voneinander abgesetzt sind. Die Mündung besitzt max. 4 kleine Vorsprünge (sog. „Zähne“) (ein parietaler, ein columellarer und zwei palatale), es können aber auch weniger Zähne sein. Die Farbe des Gehäuses ist rotbraun und die Oberfläche ist glänzend. Die Gehäuse sind bis auf eine schwache regelmäßige Anwachsstreifung fast glatt.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehäuse ähnelt der Blanken Windelschnecke (Vertigo genesii). Deren Gehäuse ist etwas weniger konisch, und die Mündung ist zahnlos.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art ist vor allem in Skandinavien bis zum 64° Breitengrad verbreitet. In Irland gibt es ein größeres isoliertes Vorkommen. In England, Schottland und Wales sind nur sehr kleine Vorkommen bekannt. Im Süden reicht das Verbreitungsgebiet, meist in kleinen Vorkommen bis nach Norddeutschland, Süddeutschland, Tschechien, die Slowakei und in die alpinen Regionen Österreichs und der Schweiz, Ostfrankreichs (Franche-Comte, Hochsavoyen[1]) im Osten bis nach Nordwestrussland hinein. Die Art wird als glaziale Reliktart interpretiert. Vor kurzem wurde die Art auch im Zentral-Altai gefunden[2].

Die Tiere leben am Rande von kalkreichen Mooren und Sümpfen. Sie bevorzugen pH-Werte zwischen 7 und 8 sowie möglichst konstante Wasserspiegel. Die Ufer sollten mit Binsen (Juncus) und Seggen (Carex) bestanden sein. Über die Lebensweise und Ernährung ist wenig bekannt.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1925 von Wilhelm Adolf Lindholm (auch Wassili Adolfowitsch Lindholm) als Unterart Vertigo genesii geyeri erstmals beschrieben[3]. Manche Autoren untergliedern die Gattung Vertigo in zwei Untergattungen Vertigo (Vertigo) O. F. Müller, 1773 und Vertigo (Vertilla) Moquin-Tandon, 1856. In dieser Untergattungsgliederung wird die Vierzähnige Windelschnecke in die Gattung Vertigo (Vertilla) gestellt[4].

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vierzähnige Windelschnecke ist in Deutschland durch die Zerstörung ihres Lebensraumes stark gefährdet. Sie steht daher auf der „Roten Liste“ und wird als vom Aussterben bedroht (Gefährdungskategorie 1) eingestuft[5]. Insgesamt gesehen stuft die IUCN die Art jedoch als nicht gefährdet ein[6]. Der Populationstrend ist stabil.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8
  • Uwe Jueg & Holger Menzel-Harloff: Vertigo geyeri LINDHOLM 1925 in Mecklenburg-Vorpommern (subfossil und rezent) (Gastropoda: Stylommatophora: Vertiginidae). Malakologische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden, 18(11): 8 S., Dresden 1996 PDF
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Göttingen, Planet Poster Ed., 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (S. 126)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Benoît Lecaplain: Un nouveau mollusque de la Directive Habitats-Faune-Flore pour la France: découverte du Vertigo septentrional Vertigo geyeri Lindholm, 1925 (Gastropoda, Vertiginidae) en Franche-Comté et en Haute-Savoie. MalaCo, 9: 453–456, 2013 PDF@1@2Vorlage:Toter Link/www.journal-malaco.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  2. Stefan Meng: Neue Daten zur Verbreitung der Vertiginidae (Gastropoda: Pulmonata) in Zentralasien. Mollusca, 26(2): 207–219, Dresden 2008 PDF
  3. Wassili Adolfowitsch Lindholm: Studien an palaearktischen Vertigo-Arten. Archiv für Molluskenkunde, 57(5/6): 241–251, Frankfurt/M. 1925
  4. Molluscs of Central Europe
  5. J. H. Jungbluth, D. von Knorre (unter Mitarbeit U. von Bössneck, K. Groh, E. Hackenberg, H. Kobialka, G. Körnig, H. Menzel-Harloff, H.-J. Niederhöfer, S. Petrick, K. Schniebs, V. Wiese, W. Wimmer, M. L. Zettler): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 81: 1–28, Frankfurt/M. 2009 PDF (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dmg.mollusca.de (1,3 MB)
  6. Vertigo geyeri in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.1. Eingestellt von: Killeen, I., Moorkens, E. & Seddon, M.B, 2011. Abgerufen am 14. September 2013.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vierzähnige Windelschnecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien