Villa Huesgen

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Villa Huesgen
Villa Huesgen, Moselseite

Villa Huesgen, Moselseite

Daten
Ort Traben-Trarbach
Ortsteil Traben
Architekt Bruno Möhring
Bauherr Adolph Huesgen
Baustil Jugendstil
Baujahr 1904
Baukosten 2 Millionen Goldmark[1]
Nutzfläche 800[1] m²
Koordinaten 49° 57′ 5,3″ N, 7° 7′ 21,7″ O

Die Villa Huesgen ist ein großbürgerliches Wohnhaus in Traben, einem Ortsteil der Stadt Traben-Trarbach im Landkreis Bernkastel-Wittlich (Rheinland-Pfalz). Die Adresse lautet Am Bahnhof 50. Das Haus wurde 1904 nach Entwürfen des Berliner Architekten Bruno Möhring fertiggestellt und steht heute unter Denkmalschutz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Möhring gestaltete das Brückentor der 1898/99 gebauten Moselbrücke, der ersten festen Brücke zwischen den beiden Stadtteilen Traben und Trarbach. In dieser Zeit knüpfte er Kontakte zu den Weinhändlern und Hoteliers in Traben und Trarbach. In den folgenden Jahren entstanden in der Stadt eine Reihe von Jugendstilbauten, darunter auch die Villa Huesgen.

Die Villa wurde für den Weingutsbesitzer und Weingroßhändler Adolph Huesgen (1855–1949), dessen imposante Erscheinung ihm dem Spitznamen „Moselbismarck“ eingetragen hatte,[2][3] in Nachbarschaft zu den Bauten des Weinguts erbaut. Möhring gestaltete auch die Innenräume des Hauses im Sinne eines Gesamtkunstwerks. Die Architekturzeitschrift Berliner Architekturwelt publizierte 1907 verschiedene Abbildungen der Villa Huesgen.[4]

Größere Schäden erfuhr die Villa in den beiden Weltkriegen, wo die Behörden Edelmetalle wie Kupfer requirierten, das zur Herstellung von Kriegsgeräten verwendet wurde. Zusätzlich verwüstete ein einquartiertes französisches Brückenbaukommando die Innenausstattung.[1]

Bei Restaurierungsarbeiten 1983 brach im Dachgeschoss ein Brand aus und zerstörte das Dach sowie mehrere Klaviere und antike Möbel in dieser Etage. So dient das vierte Geschoss aktuell (in den 2010er Jahren) als Speicher.[1]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Villa Huesgen, straßenseitiger Giebel
Gartenseite

Das Wohnhaus im Jugendstil ist viergeschossig über einem mit Feldsteinen errichteten zweietagigen Kellergewölbe mit einem ausgebauten Dachgeschoss. Sein Giebel steht hangabwärts, die Fensterreihe hat Ausblicke auf die vorbeifließende Mosel. Ein Balkon über die gesamte Giebelbreite vervollständigt die Wasserseite des Hauses. Ursprünglich konnten die Bewohner von der Terrasse aus über seitliche Freitreppen direkt zum Fluss hinuntergehen, wo für den Besitzer ein Ruderboot bereit lag. Das Gebäude wird mit einem steilen Pultdach abgeschlossen. Im Pultdach, in beiderseits waagerecht abgesetzten unteren leicht geschwungenen Dachteilen sind auf beiden Seiten je drei Gauben eingearbeitet. Auffällig waren auch die kupfernen Wasserrohre, die in fischähnlich ausgeführten Wasserauffängern münden. An der Gartenseite befindet sich ein Türmchen mit geschwungener Kuppel. Die Giebelseite zur Straße hin ist mit einem kleinen Erker geschmückt und die Fassade insgesamt mit grauem und beigefarbenen Putz abgesetzt.

Das Dachgeschoss diente anfangs als Tanz- und Theatersaal, in dem Gesellschaftsempfänge und private Theateraufführungen stattfanden. Später wurde es zu einer Einliegerwohnung umgebaut. Die Räume sind bis zu vier Meter hoch; dem Eingangsportal schließt sich eine großzügige Diele an. Nennenswert ist auch die pompöse Ausgestaltung des Inneren, die ebenfalls nach Möhrings Entwürfen entstand: ornamentale Fresken, kupferne Ketten, hinter denen Heizkörper verborgen wurden, Lampen, bunte Glasfenster, Holzvertäfelungen an den Wänden.[1]

Die Villa ist eingebettet in einen großen Garten mit einer Fläche von 7000 , der ebenfalls nach Plänen von Bruno Möhring angelegt worden war. Neben vielen Bäumen gab es Rosenbeete und verschlungene Kieswege zum Spazierengehen. – Im 21. Jahrhundert hat der jetzige Besitzer, Enkel des Erbauers, die Beete durch Rasenflächen ersetzen und ein Wasserbecken zur Benutzung anlegen lassen. Über der Wasseroberfläche ist eine Kupferplatte mit Löwenkopf in die Wand eingelassen, die Huesgen von der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 erwerben konnte.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz / Saarland. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1985.
  • Ines Wagemann: Jugendstil in Traben-Trarbach. Neuss 1988, ISBN 3-88094-531-4 (= Rheinische Kunststätten, Heft 33.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Villa Huesgen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Sybille Schönhofen: Die Villa des Weinhändlers, auf www.volksfreund.de, 2. September 2011.
  2. Clark Parkin: Gib dem Affen Riesling. In: Welt am Sonntag, 17. August 2014; abgerufen am 27. August 2014.
  3. Siehe Wilhelm Podlech: Huesgen, Adolph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 745 (Digitalisat).
  4. Max Creutz: Vom Sehen und der Anschauung der modernen Stadt. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 10, Januar 1907, S. 371 (zlb.de – Abb. S. 389–394).