Volkslied (Bruckner)

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Das Volkslied, WAB 94 ist ein patriotisches Werk, das Anton Bruckner 1882 für einen Wettbewerb für eine Hymne für das deutsche Volk in Österreich komponierte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 16. Oktober 1881 rief die "Deutsche Zeitung" zur Einreichung eines Textes für eines singbares Nationallied auf. Aus 1.750 eingereichten Texten wurde der von Josef Winter mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Am 1. Januar 1882 erschien eine zweite Einladung für eine Hymne für das deutsche Volk in Österreich, für Männerchor sowie für Gesang und Klavier. Bruckner schickte als einer der 1.320 Teilnehmer eine Probe beider Einstellungen. Für keine der Einreichungen wurde ein Preis vergeben.[1][2]

Die Handschriften befinden sich im Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek und der Bibliothèque nationale de France.[1] Die beiden Vertonungen wurden erstmals in Band III/2, S. 191 und 192 der Göllerich/Auer-Biografie veröffentlicht.[2] Die Vertonung für Gesang und Klavier ist in Band XXIII/1, Nr. 6 der Gesamtausgabe wiedergegeben.[3] Die Vertonung für Männerchor ist in Band XXIII/2 erschienen, Nr. 32 der Gesamtausgabe.[3]

Text[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Werk verwendet den Text von Josef Winter:

Anheben laßt uns allzusamm'
Ein Lied von starkem Klange,
In Österreich den deutschen Stamm
Laßt preisen uns mit Sange.
Die auf die Ostmark einst gestellt,
Dem Feind den Weg zu weisen,
Sie stehen heute noch im Feld
Und halten blank ihr Eisen.

Und gilt's auch nicht, den Hunnenschwall
Mit Schild und Schwert zu stauen,
Aus deutschen Leibern einen Wall
Dem Türkenvolk zu bauen;
Uns blieb so mancher grimme Gast
Noch in den Sand zu fegen,
Im Ostreich ward uns nimmer Rast,
Hand in den Schoß zu legen.

Mit Trommeln nicht und Feldgeschrei
Wird heut' zur Schlacht geschritten,
Der Feind schleicht leise sich herbei,
Er wohnt in unsrer Mitten
Und möcht' uns drängen gar zu gern
Zur schimpflichsten der Taten:
das Deutschtum, unsres Wesens Kern,
Das sollen wir verraten.

Wir aber halten gute Wacht
Und werden nicht erschlaffen.
Wie einst in Not und Sturm und Schlacht,
So schallt's auch heute: Waffen!
Und wo der kühne Ruf erklingt,
Schart er die Kampfgenossen,
Das Blut, das unsere Scholle düngt,
Ist nicht umsonst geflossen.

Ob wir im welschen Gau zufernst,
Ob hoch in Böhmen hausen,
Ob Siebenbürgens Eichen ernst
Um unsre Söhne brausen,
Uns einet Sitte, Ehr' und Zucht,
Die Sprache hold und süße,
Und mahnend trägt durch Tal und Bucht
Die Donau Schwarzwalds Grüße.

So laßt uns halten fürderhin
An deutscher Sprach' und Treue,
Dem deutschen Stamme, deutschem Sinn
Gelobt euch an aufs neue.
Der Osten kam in unsre Hut,
Darnach tun wir uns schreiben,
Doch deutsch sind wir in Mark und Blut
Und wollen Deutsche bleiben.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt zwei Einstellungen des Volksliedes:

  • Eine 34-taktige Vertonung für Singstimme und Klavier, die die erste Strophe von Winters Text verwendet.[2]
  • Eine 67-taktige Vertonung für Männerchor, die die sechs Strophen von Winters Text verwendet.[4]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vertonung für Gesang und Klavier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt keine kommerzielle Aufzeichnung dieser Vertonung.

Hinweis
Eine Aufnahme einer Live-Aufführung von Raymond Armstrong (1. April 2017)[5] ist im Bruckner-Archiv verfügbar.[6]

Vertonung für Männerchor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt eine einzige Aufnahme dieser Vertonung:

  • Thomas Kerbl, Männerchorvereinigung, Weltliche Männerchöre – CD: LIVA 054, 2012 – nur 1. Strophe
Hinweis
Das Volkslied wurde beim Brucknerfest 2022 aufgeführt.[7] Eine Aufnahme ist im Bruckner-Archiv verfügbar.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Göllerich: Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffens-Bild, ca. 1922 – posthum herausgegeben von Max Auer bei G. Bosse, Regensburg 1932.
  • Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXIII/1: Lieder für Gesang und Klavier (1851–1882), Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Angela Pachovsky (Hrsg.), Wien 1997.
  • Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXIII/2: Weltliche Chorwerke (1843–1893), Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Angela Pachovsky und Anton Reinthaler (Hrsg.), Wien 1989.
  • Cornelis van Zwol: Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum 2012, ISBN 978-90-6868-590-9.
  • Uwe Harten: Anton Bruckner. Ein Handbuch. Residenz Verlag, Salzburg 1996, ISBN 3-7017-1030-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b U. Harten, S. 469–470.
  2. a b c C. van Zwol, S. 718.
  3. a b Gesamtausgabe – Weltliche Chöre
  4. C. van Zwol, S. 729
  5. University of Oxford: 1 April 2017 evening concert in Hertford College Chapel
  6. a b Bruckner Archive
  7. Brucknerfest 2022 - Krieg und Frieden (29.09.2022)