Volontaires pour la défense de la patrie

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Die Freiwilligen für die Verteidigung des Heimatlandes (französisch Volontaires pour la défense de la patrie, kurz VDP) sind eine bewaffnete Vigilantengruppe in Burkina Faso, die zur Bekämpfung dschihadistischer Aufständischer gegründet wurde. Sie ist eine Hilfstruppe zur Unterstützung der regulären Streitkräfte Burkina Fasos und umfasst etwa 30.000 Kämpfer.[1][2][3]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im islamistischen Aufstand in Burkina Faso kämpfen verschiedene dschihadistische Terrorgruppen, darunter der Islamische Staat, die Dschamāʿat Nusrat al-Islām wa-l-Muslimīn und die Ansar Dine gegen den Staat Burkina Faso und seine Streitkräfte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesetzliche Grundlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. November 2019 forderte Roch Marc Kaboré, der Präsident von Burkina Faso, nach einem Angriff von Islamisten auf einen Bergbaukonvoi die Einrichtung einer zivilen Selbstverteidigungstruppe. Am 21. Januar 2020 verabschiedete das Parlament von Burkina Faso ein Gesetz zur Gründung der "Freiwilligen für die Verteidigung des Heimatlandes". Das Gesetz sah vor, dass Menschen freiwillig der VDP beitreten konnten und nach einer 14-tägigen Ausbildung mit Kommunikations- und Sichtgeräten sowie Waffen ausgestattet werden sollten.[1]
Bereits existierende Vigilantengruppen wie die "Dozo" und "Koglweogo" wurden in die VDP eingegliedert.[4] Das Gesetz sieht vor, dass neue Mitglieder für die VDP in Regionen rekrutiert werden sollen, die vom islamistischen Aufstand bedroht sind. Die zweiwöchige Ausbildung soll neben dem Training zu Militärtaktiken, Errichtung von Kontrollpunkten und Hinterhalten und dem "staatsbürgerlichen" Umgang mit Waffen auch "moralische Bildung" und Respekt für die Menschenrechte beinhalten.[5]

Erweiterungen und Kämpfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 4. Juni 2021, während der Massaker in Solhan und Tadaryat, griffen Dschihadisten zunächst Kasernen der VDP an, bevor sie Zivilisten erschossen.[6] Am 11. Juni 2021 wurden sechs VDP-Kämpfer bei einem Hinterhalt von Islamisten in Kogolbaraogo getötet.[7] Im Dezember 2021 wurden bei einem dschihadistischen Angriff viele VDP-Kämpfer getötet, darunter einer ihrer Anführer, Ladij Joro.[8]
Nach mehreren Demonstrationen kündigte der Präsident Burkina Fasos im Juli 2021 an, die VDP zu reformieren, um die Sicherheitslage im Land zu verbessern.[9] Im November 2022 startete die burkinische Regierung eine großangelegte Rekrutierungsaktion, bei der sich 90.000 neue Freiwillige für die VDP registrierten.[3][10]
Bei zwei Anschlägen in Boucle du Mouhoun am 19. Januar 2023 kamen 16 VDP-Kämpfer und zwei Zivilisten ums Leben.[11]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschenrechtsorganisationen kritisieren den im Gesetz zur Gründung der VDP festgeschriebenen Einfluss lokaler Gemeindevorsteher auf die Auswahl von Rekruten, sie befürchten, dass Selbstverteidigungsgruppen ethnische Dimensionen entwickeln könnten. Einigen der Gruppen, die in die VDP eingegliedert werden sollten, werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Fähigkeit der Regierung, die Vigilantengruppen unter Kontrolle zu halten, wird von Beobachtern angezweifelt und die Zahl der Grauzonen in dem Gesetz kritisiert.[5]

Menschenrechtsverletzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitgliedern der VDP werden die Ermordung von 19 Männern in der Nähe von Manja Hien im Februar 2020 und Angriffe auf Dörfer der Fulbe in Yatenga vorgeworfen, bei denen 43 Menschen getötet wurden.[12] Der burkinischen Armee und der VDP werden Folter, unrechtmäßige Tötungen und gewaltsames Verschwindenlassen im Rahmen von Anti-Terror-Einsätzen vorgeworfen. Wenige der Täter wurden strafrechtlich verfolgt. Die VDP wird beschuldigt, am 20. April 2023 zusammen mit burkinischen Sicherheitskräften ein Dorf in Yatenga eingekreist und wahllos auf Zivilisten geschossen und anschließend Moscheen, Geschäfte und Wohngebäude geplündert zu haben. Bei dem Massaker wurden 150 Menschen getötet.[13] Laut ACLED wurden bis zum Sommer 2021 bei mehreren Dutzend Operationen der VDP, die sich gegen Zivilisten richteten, 95 Menschen getötet.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Antonin Tisseron: Pandora’s box. Burkina Faso, self-defense militias and VDP Law in fighting jihadism. Friedrich-Ebert-Stiftung, 2021, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  2. Suspected jihadists kill 28 in troubled Burkina Faso. In: ABS-CBN Corporation. 31. Januar 2023, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  3. a b Burkina Faso: 30,000 new army auxiliaries to fight terrorism. In: Africanews. 22. November 2022, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  4. Self-defence groups, politics and the Sahelian State. In: Clingendael-Institut. 14. Dezember 2022, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  5. a b Burkina Faso plans to recruit volunteers to battle Islamic terrorist groups. In: Quartz (Website). 24. Januar 2020, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  6. At least 114 killed in deadliest Burkina Faso attacks since 2015. In: The Hindu. 5. Juni 2021, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  7. Burkina Faso: 3 soldats et 6 VDP tués et au moins 25 présumés terroristes neutralisés. In: AfrikSoir. Abgerufen am 6. Juni 2023 (französisch).
  8. Burkina Faso mourns 41 killed in 'insurgent' attack. In: Deutsche Welle. 26. Dezember 2021, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  9. a b Government-backed Militias in Burkina Faso Accused of Abuses. In: Voice of America. Abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  10. Burkina Faso: le recrutement de volontaires face au terrorisme dépasse les objectifs fixés. In: Radio France Internationale. 27. November 2022, abgerufen am 6. Juni 2023 (französisch).
  11. Burkina Faso: Armed attacks in North and Boucle du Mouhoun regions leave at least 18 dead, Jan. 19. In: Crisis24. 20. Januar 2023, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  12. World Report 2021: Burkina Faso - Events of 2020. In: Human Rights Watch. Abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  13. Atrocity Alert No. 344: Sudan, Burkina Faso and Democratic Republic of the Congo. In: Global centre for the responsibility to protect. 26. April 2023, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).