Vom Schwaben, der das Leberlein gefressen

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Holzschnitt, Ludwig Richter
Holzschnitt, Ludwig Richter

Vom Schwaben, der das Leberlein gefressen ist ein Märchen (AaTh 785). Es steht in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch an Stelle 3 (1845 Nr. 4) und stammt aus Martin MontanusWegkürzer von 1557 (Nr. 6: Von einem Schwaben, der das leberlein gefressen).

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Schwabe begleitet Gott auf seiner Wanderung. Gott besucht ein Begräbnis, der Schwabe eine Hochzeit, prahlt mit dem verdienten Kreuzer, aber Gott hat den Toten erweckt und hundert Gulden bekommen. Da ist der Schwabe dafür, alles zu teilen. Beim Kochen isst er die Leber weg und behauptet dann, das Lamm habe keine gehabt. Das nächste Mal will er den Toten erwecken, lässt sich von Gott den Segen sagen, aber es geht nicht und er soll gehängt werden. Gott will sein Geständnis, dass er die Leber aß, ehe er den Toten heilt, tut es aber auch so, als der Schwabe es einfach nicht zugibt. Dann trennt er sich von ihm. Er teilt ihr Geld in drei Teile, einer für den, der die Leber aß – da war es der Schwabe.

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Text parodiert etwas das Schwäbische: „Der Schwab, der gern schwätzte“ sagt „Gang du zum Toten!“ und „Lug, mein Leiden-Gesell! Ich hab Geld; was hast denn du?“ „Heiland“ und „Herrgott“ meint vielleicht auch Jesus, der ja Tote heilt (Mk 5,35-43 EU, Joh 11 EU). Der gleiche Anteil für den, der die Leber aß, passt zum Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1–16 EU).

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bechstein nennt die Quelle, MontanusWegkürzer.[1] Dieselbe Quelle beschreibt auch Grimms Anmerkung zum ähnlichen Bruder Lustig. Vgl. Bechsteins Der Schmied von Jüterbog, Die drei Wünsche, zum Schwaben Das Märchen von den sieben Schwaben.

Stefan Neuhaus erkennt Bechsteins bürgerliches Konzept darin, wie der Held sich gar gegen Gott behauptet, was freilich durch Witz und Betonung von Gottes Milde kompensiert werden muss.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1857, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 41–45, 381.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1857, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 381.
  2. Stefan Neuhaus: Märchen. 2. Auflage. Francke, Tübingen 2017, ISBN 978-3-8252-4731-7, S. 243–246.