Vorarlberger Flurnamenbuch

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Band 8 des Vorarlberger Flurnamenbuches

Das Vorarlberger Flurnamenbuch ist eine umfangreiche Sammlung aller auf Vorarlberger Landesgebiet nachgewiesenen Orts-, Berg-, Weg-, Gelände- und Gewässernamen mit sprachlichen Nachweisen, phonetischer Transkription, kartographischer Dokumentation und urkundlicher Überlieferung. Das Werk wurde zusammengestellt und bearbeitet durch Werner Vogt.[1]

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vorarlberger Flurnamenbuch leitet den Titel aus der historisch weitgehend seit Jahrhunderten in diesen geographischen Grenzen bestehenden Region Vorarlberg ab und bezieht sich beim Sachthema auf die hier vorkommenden Flurnamen (Riednamen[2]). Der Flurname (Flurbezeichnung, Flurstücke, Parzellen) benennt in der Regel die im gewöhnlichen Sprachgebrauch eingeführte Namensbezeichnung eines kleinräumigen Landschaftsteils (Flur), in dem sich keine oder nur isolierte Häuser befinden bzw. befanden und dient zur Lokalisation und Identifikation.[3]

Entwicklung der Aufzeichnung von Flurnamen in Vorarlberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste heimatkundliche Veröffentlichungen waren auf einzelne Regionen des Landes beschränkte unvollständige Sammlungen. Solche wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts meist aus Privatinitiativen vorgenommen.

Auf Initiative des Vorarlberger Landesmuseumsverbands wurde einen umfassende Sammlung mit einer zeitgemäßen Toponomastik in Auftrag gegeben und als ein auf drei Teile ausgelegten Kompendium zur Vorarlberger Flurnamenforschung angelegt. Der zweite Teil, Auflistung in lexikalischer Ordnung sowie Etymologische Deutung des Namensschatzes und Teil 3, Auswertung des Materials hinsichtlich sprachlicher, siedlungs- und allgemein kultur- geschichtlicher Interpretationen harren noch der Veröffentlichung.

Herkunft, Alter und Entwicklung von Flurnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vorarlberger Flurnamenbuch mussten aufgrund der unterschiedlichen Besiedelung durch verschiedene Volksstämme (z. B. Räter, Alemannen, Walser) und in unterschiedlichen Jahrhunderten teilweise mehrere Flurnamen für dasselbe Flurstück aufgenommen werden. In den Flurnamen spiegeln sich daher auch in Vorarlberg, wie in anderen Regionen, viele historische und sprachliche Entwicklungen sowie die unterschiedlich bezeichneten topografischen Gegebenheiten wider.

Auch in Vorarlberg sind die Flurnamen oder Lagebezeichnungen meist über Jahrhunderte überliefert, manche können in ihren Sprachwurzeln bis in die Vor- und Frühgeschichte zurückgeführt werden (bei Flussnamen oder Namen markanter Berge).

In Vorarlberg wurden rund 46.700 Flurnamen aufgezeichnet, von denen rund 1/3 nicht aus der deutschen Sprache abgeleitet sind.

Entstehung des Vorarlberger Flurnamenbuches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vorarlberger Flurnamenbuch baut auf älteren historischen Quellen und mündlichen Überlieferungen auf. Die im Vorarlberger Flurnamenbuch aufgezeichneten Flurnamen sind, wie in den meisten anderen deutschsprechenden Ländern,

  • althergebrachte Lage- oder Nutzungsbezeichnungen (z. B. Augstenberg oder Rauz) oder
  • haben Bezüge zu ehemaligen Eigentümern (z. B. Winsau oder Jennen etc.).

Aufbau des Vorarlberger Flurnamenbuches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vorarlberger Flurnamenbuch wurde vom Vorarlberger Landesmuseumsverband herausgegeben und erschien in 9 Bänden in den Jahren 1970 bis 1993. Es handelt sich dabei um den Ersten Teil der Gesamtveröffentlichung:

  1. Band (1970) … Nüziders / Bludenz / Klostertal
  2. Band (1973) … Montafon
  3. Band (1977) … Walgau
  4. Band (1971) … Großwalsertal/Damüls
  5. Band (1991) … Vorderland
  6. Band (1993) … Unterland/Leiblachtal
  7. Band (1987) … Vorderwald
  8. Band (1984) … Hinterwald
  9. Band (1980) … Tannberg/Kleinwalsertal

Die neun Bände des ersten Teils enthalten 38.554 Namen, alphabetisch gelistet für jede der 98 Gemeinden des Landes, eine semi-phonetische Umschreibung ihrer rezenten mundartlichen Lautung und rund 45.000 urkundlichen Belegungsvermerke des Namenguts sowie 92 vom Autor verfertigten Karten zur Dokumentation der topographischen Umgebungssituation.

Der zweite Teil mit der Auflistung in lexikalischer Ordnung sowie etymologischer Deutung des Namensschatzes und der dritte Teil mit den Auswertungen des Materials hinsichtlich sprachlicher, siedlungs- und allgemein kulturgeschichtlicher Interpretationen, sind noch nicht publiziert.

Kleinere Unschärfen sollen bei einer endlich zu erfolgenden Veröffentlichung des ausstehenden zweiten Teils des Werks berichtigt werden.

VOGIS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flurnamen aus dem Vorarlberger Flurnamenbuch wurden im Vorarlberger Geographisches Informationssystem (VOGIS) aufgenommen.

Aktuelle Verwendung von Flurnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siedlungs- und Straßenbezeichnungen in Neubaugebieten der Städte und Gemeinden in Vorarlberg orientieren sich nach wie vor an den historischen Flurnamen (z. B. Bremenmahd in Dornbirn). Dabei liefert das Vorarlberger Flurnamenbuch die wissenschaftliche Grundlage für die Benennung.

UNESCO[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

UNESCO-Urkunde über die Aufnahme des Vorarlberger Flurnamenbuches in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes

Das Vorarlberger Flurnamenbuch wurde am 16. März 2011 in das Nationale Verzeichnis der Österreichischen UNESCO-Kommission für das immateriellen Kulturerbe der Republik aufgenommen.[4][5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Autor, Werner Vogt (1931–2020), widmete den Gutteil seiner Lebenszeit der Sammlung, Aufnahme und Aufarbeitung des umfangreichen Werks.
  2. Susanne Fuhrmann: Historisches Namensgut. Diplomarbeit 4008/2008 Abstract. Hrsg.: BEV – Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen. September 2008 (PDF, cartography.tuwien.ac.at – nicht mehr verfügbar [abgerufen am 19. Mai 2010] „Riednamen sind die „Adressen“ der Ertragsfähigen Grundstücke“, PDF, S. 2 – zur Rieddatenbank Steiermark).
    Im allgemeineren Sinne auch „Riednamen bezeichnen topographisch unterschiedliche Teile der Landschaft. Sie benennen Berge und Täler, Wälder und Felder und andere unbewohnte Örtlichkeiten außerhalb von Siedlungen.“ In: Susanne Fuhrmann, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen: Der Franziszeische Kataster. Digitale Historische Geobasisdaten im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV). Die Urmappe des Franziszeischen Kataster. Wien o. D, S. 7 (pdf (Memento des Originals vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vorarlberg.at, vorarlberg.at, abgerufen 9. Dezember 2013).
  3. Im Gegensatz dazu bezeichnet ein Siedlungsname (Ortsname i. e. S., Oikonym) immer einen Landschaftsteil mit Häusergruppen (Siedlungsstelle), ein Gebietsname (Choronym) Landstriche und Regionen.
  4. Siehe auch Bewerbung für die Eintragung in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes.
  5. Vorarlberger Flurnamen Teil des österreichischen Kulturerbes, APA-OTS-Aussendung des Land Vorarlbergs vom 19. April 2012.