Vorarlberger Landesversicherung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hauptsitz der VLV in Bregenz

Die Vorarlberger Landes-Versicherung V.a.G. (kurz VLV) ist eine Universalversicherung mit Stammsitz in Bregenz (Vorarlberg, Österreich). Sie ist mit einer Bilanzsumme von ca. 483,8 Mio. Euro und ca. 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das größte eigenständige Versicherungsunternehmen Vorarlbergs.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es scheiterten mehrere Versuche, ein eigenes – landesweit tätiges – Versicherungsunternehmen in Vorarlberg zu gründen. In den 1860er Jahren wurden schon die Statuten einer entsprechenden Versicherung im Landtag bewilligt worden, doch das Projekt scheiterte am Kapitalmangel und am Interesse. In den 1880er Jahren und nochmals unmittelbar vor dem Weltkrieg wurden neuerliche Versuche unternommen. Sie scheiterten jeweils daran, dass der Versicherungsmarkt schon recht umkämpft war und man eine obligatorische Versicherung (eine Zwangsversicherung) nicht durchsetzen konnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg bot sich mit der neuen Selbständigkeit Vorarlbergs eine neue Chance: Die Vorarlberger Landesversicherung wurde 1920 als Landes-Feuerversicherungsanstalt gegründet. Sie wurde als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit gegründet und galt fortan als Landesanstalt.

Sie sollte als landesweites Versicherungsunternehmen eine Alternative zu den lokalen Versicherungsvereinen einerseits und den großen Versicherungsvereinen andererseits bieten, deren Konditionen nicht zufriedenstellend waren. Die Landes-Feuerversicherungsanstalt diente den kleineren Versicherungsvereinen hinfort auch als Rückversicherer.

Der Geschäftsbetrieb wurde offiziell am 1. Jänner 1921 aufgenommen, die Polizze Nr. 1 galt der „Ferienkolonie Lustenau“, also dem Lustenauer Ferienheim in Oberbildstein und datiert vom 21. Jänner 1921.[1]

Ungeachtet zahlreicher Anfangsschwierigkeiten florierte das Versicherungsunternehmen. Unter der Leitung von Franz Vallaster einigte man sich 1926 mit der Tiroler Brandschadenversicherung, die schon ab 1825 auch in Vorarlberg als Tirolisch-Vorarlberg’sche Feuer-Versicherungsanstalt (heute Tiroler Versicherung V. a. G.) tätig gewesen war. Während der NS-Zeit konnte man auf Druck von oben im Rahmen der Planungen des Vierjahresplanes die kleinen Versicherungsvereine im Montafon und in den anderen Talschaften übernehmen. Nach 1945 hatten diese Versicherungsvereine wieder die Möglichkeit, sich selbständig zu machen. Nur zwei der Vereine, nämlich die Bregenzerwälder Feuerversicherungsanstalt und der Großwalsertaler Brandversicherungsvereines, wurden wieder selbstständig tätig und forderten die Rückstellung des 1938 entzogenen Vermögens. Einvernehmlich ermittelte Summen wurden zurückgegeben, die Versicherten hatten die Wahl, bei der Landesanstalt zu bleiben oder nicht.

Ein eher nebensächlicher Anlass führte in den 1950er Jahren zur Überprüfung der Rechtsform der Anstalt und motivierte, über eine Veränderung der Statuten nachzudenken: Das Land lehnte eine Überprüfung der Landesversicherung durch den Rechnungshof ab – mit der Begründung, dass sie keine öffentlich-rechtliche Anstalt sei. Der Verfassungsgerichtshof prüfte daraufhin die Rechtsform, denn für Außenstehende hatte die Landesversicherung nach wie vor die Erscheinungsform einer Landesanstalt. Doch es stellte sich nun, in einer Phase mit starkem Wirtschaftswachstum die Frage, ob die notwendige Expansion im althergebrachten Korsett einer Landesanstalt überhaupt möglich war.

Der Konflikt mit dem Rechnungshof wurde am 18. Dezember 1957 durch den Verfassungsgerichtshof entschieden. Er stellte fest, die Landes Feuerversicherungs-Anstalt sei keine Anstalt des Landes, der Rechnungshof aber dennoch prüfungsberechtigt, da das Land die Unternehmung „beherrsche“. Es genüge, „die Beherrschung der Unternehmung in organisatorischer Hinsicht […], um den Tatbestand des Betreibens einer Unternehmung zu erfüllen“.[2] Was in den Jahren danach folgte, waren Verhandlungen für eine neue Satzung, die dem neuen Verhältnis angemessen waren. 1963 beschloss der Landtag die Selbstständigkeit der Versicherung. Bald darauf erweiterte das Unternehmen sein Angebot, 1965 konnten auch Kfz-Haftpflichtversicherungen und Unfallversicherungen abgeschlossen werden. Schritt für Schritt wurde aus der ehemaligen Landes-Feuerversicherungs-Anstalt eine moderne Universalversicherung.[3] Als man 1981 auch Lebensversicherungen anbot änderte sich der Firmenname auf Vorarlberger Landes-Versicherung V. a. G.; von den Prämien der etwa 163.000 Versicherungsverträge entfielen zu diesem Zeitpunkt gerade noch 50 Prozent auf das Feuerversicherungsgeschäft.

Im April 2022 wurde der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes begonnen, dessen Fertigstellung für Herbst 2023 geplant ist.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorarlberger Landesversicherung verfügt über 12 Kundenbüros in Vorarlberg.

Eigentumsverhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Versicherung wurde 1920 vom Vorarlberger Landtag gegründet. Sie ist seit der Gründung ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, das heißt die Inhaber der Versicherungspolicen sind die Eigentümer des Unternehmens.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Denkschrift über die geschichtliche Entwicklung der Tirolisch-Voralberg'schen Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt 1825–1925, hg. von der Direktion der Tiroler Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt. Innsbruck 1925.
  • Vorarlberger Landes-Feuerversicherungs-Anstalt (Hrsg.): 50 Jahre Vorarlberger Landes-Feuerversicherungs-Anstalt. Bregenz 1971.
  • Gerhard Wanner: 50 Jahre Vorarlberger Landes-Feuerversicherungs-Anstalt. Bregenz 1971, S. 9–24.
  • Martin Giesinger: Geld-, Kredit- und Versicherungswesen in Vorarlberg. (wirtschaftsgeschichte.at [PDF]).
  • Elisabeth Stöckler: mitanand – füranand/mitanaud – füranaud. Zur Geschichte der Wälder Versicherung. In: Silva Brigantina (Hrsg.): Aus der Wälder Geschichte. Dokumentation der Vortragsreihe „Wälder Geschichtstage“ im März 1998. Dornbirn 1998, S. 103–143.
  • Rupert Tiefenthaler: Am Anfang war’s nur Feuer. Die Vorarlberger Landes-Versicherung und die Geschichte des Feuer-Versicherungswesens in Vorarlberg. Hrsg.: Vorarlberger Landes-Versicherung. Dornbirn 1995.
  • Karl Heinz Lauda (Hrsg.): Die VLV 2020. 100 Jahre – 100 Seiten. Bregenz-Dornbirn 2020.
  • Peter Melichar: Landesanstalt? Die VLV auf dem Weg zur Versicherung. In: Karl Heinz Lauda (Hrsg.): Die VLV 2020. 100 Jahre – 100 Seiten. Bregenz-Dornbirn 2020, S. 93–98.
  • Maria Benauer: Firmengeschichte von unten: Die Menschen hinter dem Erfolg der Vorarlberger Landes-Feuerversicherungs-Anstalt. In: Peter Melichar und Andreas Rudigier (Hrsg.): Auf eigene Gefahr. Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit. Wien (im Druck).
  • Peter Melichar: Zur Geschichte der Vorarlberger Landesversicherung. In: Peter Melichar und Andreas Rudigier (Hrsg.): Auf eigene Gefahr. Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit. Wien (im Druck).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rupert Tiefenthaler: Am Anfang war’s nur Feuer. Die Vorarlberger Landes-Versicherung und die Geschichte des Feuer-Versicherungswesens in Vorarlberg, hg. v. der Vorarlberger Landesversicherung, Dornbirn 1995, 80.
  2. Peter Melichar: Landesanstalt? Die VLV auf dem Weg zur Versicherung, in: Karl Heinz Lauda, Die VLV 2020. 100 Jahre - 100 Seiten, Bregenz-Dornbirn 2020, 93-98, hier 97.
  3. Peter Melichar: Zur Geschichte der Vorarlberger Landesversicherung, in: Peter Melichar/Andreas Rudigier: Auf eigene Gefahr. Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit, Wien (im Druck).

Koordinaten: 47° 30′ 12,1″ N, 9° 44′ 39,9″ O