Wael al-Dahdouh

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wael al-Dahdouh im Gazastreifen (Dezember 2023)

Wael Hamdan Ibrahim al-Dahdouh (arabisch وائل حمدان إبراهيم الدحدوح, DMG Wāʾil Ḥamdān Ibrāhīm ad-Daḥdūḥ; * 30. April 1970 in Gaza) ist ein palästinensischer Journalist und Büroleiter des Nachrichtensenders Al Jazeera in Gaza.[1][2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Al-Dahdouh wurde 1970 im Stadtteil Zeitoun in Gaza-Stadt geboren. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, die ursprünglich von der arabischen Halbinsel stammte. Seine Grund- und Sekundarschulbildung erhielt er in verschiedenen Schulen in Gaza-Stadt. Von israelischen Behörden wurde ihm die Beteiligung an der Ersten Intifada vorgeworfen, woraufhin er zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.[3]

1998 erwarb Al-Dahdouh einen Bachelor-Abschluss in Journalismus und Medien an der Islamischen Universität von Gaza. 2007 schloss er ein Masterstudium in Regionalwissenschaften an der Al-Quds-Universität in Abu Dis ab.

Seine journalistische Laufbahn begann Al-Dahdouh 1998, zunächst als Gaza-Korrespondent bei der palästinensischen Tageszeitung al-Quds al-arabi. Zu Beginn der Zweiten Intifada war er als Korrespondent für den Radiosender Stimme Palästinas sowie für den Fernsehsender Sahar TV tätig. Außerdem arbeitete er als Korrespondent für den Nachrichtensender al-Arabiya und ab 2004 als Reporter und Mitarbeiter des Al-Jazeera-Büros im Gazastreifen. Später wurde er dessen Büroleiter. Für Kritik in US-amerikanischen Medien sorgte, dass er 2021 für seine journalistische Arbeit einen Preis der Terrororganisation Hamas entgegennahm.[4][5]

Weltweit bekannt wurde Al-Dahdouh durch seine Berichterstattung während des Krieges in Israel und Gaza im Jahr 2023.[6] Mit Beginn des neuen Krieges galt für Medien in Israel eine scharfe Militärzensur. Journalisten war es verboten über mindestens acht Themen zu berichten, außerdem wurde eine bestimmt Sprachregelung festgelegt, an die sich Journalisten halten mussten.[7] Al-Dahdouh berichtete live aus diesem Krieg, als er vor laufenden Kamera erfuhr, dass mehrere Angehörige seiner Familie bei einem israelischen Luftangriff auf das im Flüchtlingslager Nuseirat getötet worden waren. Seine Frau, seine Tochter Sham (7 Jahre), sein Sohn Mahmoud (15 Jahre) und ein Enkelkind kamen zusammen mit 21 anderen ums Leben. Ein anderer Sohn, Yehia, wurde schwer verletzt.[8][9][10][11][12]

Am 15. Dezember 2023 wurde Dahdouh selber verletzt durch einen israelischen Drohnenangriff, als er mit seinem Kollegen Samer Abudaqa über einen israelischen Angriff auf ein Flüchtlingslager in Chan Yunis berichten wollten. Abudaqa, wurde schwer verletzt und verblutete, weil Rettungssanitäter von der israelischen Armee daran gehindert wurden, ihm zu helfen. Wobei selbst die Krankenwagen angegriffen wurden.[13]

Am 7. Januar 2024 wurde auch sein Sohn Hamza al-Dahdouh gezielt getötet. Hamza al-Dahdouh und sein Kollege Mustafa Thuria wurden durch einen gezielten israelischen Drohnenangriff getötet, als beide mit dem Auto Richtung Rafah fuhren. Ein dritter Journalist, Hazem Rajab, wurde bei dem Angriff schwer verletzt. Tags darauf erklärte die israelische Armee, die beiden getöteten Journalisten seien „Terroristen“ gewesen. Man habe Papiere gefunden, die belegen sollten, das einer für die Hamas und der andere für den Islamischen Jihad gearbeitet hätten, was die Familien als Lüge zurückwiesen.[14][15]

In Israel wurde am 1. April 2024 ein Gesetz verabschiedete, das der Regierung die Befugnis gab ausländische Nachrichtensender zu schließen.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wael Al-Dahdouh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Al Jazeera’s Gaza bureau chief comments on Israeli air raid that flattened office. In: South China Morning Post. 17. Mai 2021, abgerufen am 22. Oktober 2023 (englisch).
  2. Al Jazeera says Israeli airstrike killed the family of its Gaza correspondent. In: The Guardian. 25. Oktober 2023, abgerufen am 26. Oktober 2023 (englisch).
  3. Israel wants to control media output from Gaza, but can’t. In: Middle East Monitor. 15. Juni 2021, abgerufen am 23. Oktober 2023 (englisch).
  4. Hamas honors Al Jazeera for coverage of conflict with Israel. In: Fox News. 10. Juni 2021, abgerufen am 29. Oktober 2023 (englisch).
  5. AP Snubbed as Al Jazeera Wins Hamas Prize for Gaza Coverage. In: The Washington Free Beacon. 10. Juni 2021, abgerufen am 29. Oktober 2023 (englisch).
  6. Al Jazeera live report interrupted by Israeli air strike in Gaza. In: The Daily Telegraph (Australien). 22. Oktober 2023, abgerufen am 28. Oktober 2023 (englisch).
  7. a b Shooting the messengers – Israel verbietet Arbeit von ausländischen Medien. In: Nachdenkseiten. 26. März 2024, abgerufen am 4. April 2024.
  8. Frau und zwei Kinder tot: Al-Dschasira-Redaktionsleiter trauert in Gaza um seine Familie. In: Die Welt. 26. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023.
  9. Family of Al Jazeera Gaza bureau chief killed in Israeli air raid. In: Al Jazeera. 25. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023 (englisch).
  10. Al Jazeera journalist’s family killed in Gaza strike, says Al Jazeera. In: CNN. 25. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023 (englisch).
  11. Reporter erfährt vor laufender Kamera von Tod der Familie. In: Blick (Zeitung). 26. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023.
  12. Al Jazeera journalist who lost his family in Gaza airstrike returns to work. In: The Guardian. 28. Oktober 2023, abgerufen am 10. November 2023.
  13. Gazastreifen: Al Jazeera zieht wegen getötetem Kameramann vor den Internationalen Strafgerichtshof. In: Der Spiegel. 16. Dezember 2023, abgerufen am 21. Dezember 2023.
  14. Hamza, son of Al Jazeera’s Wael Dahdouh, killed in Israeli attack in Gaza. In: Al Jazeer. 7. Januar 2024, abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).
  15. IDF claims 2 journalists killed on Sunday were terrorists. In: NBC. 11. Januar 2024, abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).