Wahl zum Abgeordnetenhaus im Osmanischen Reich 1912

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Vorgezogene Allgemeine Wahlen wurden im Osmanischen Reich im April 1912 abgehalten; diese Wahl wurde auch Prügelwahl genannt. Aufgrund massiven Wahlbetrugs und brutaler Wahlpropaganda gewann das regierende Komitee für Einheit und Fortschritt 269 der 275 Sitze in der Abgeordnetenkammer,[1][2] während die Oppositionelle Freiheits- und Einigkeitspartei (Liberale Entente) die verbliebenen sechs Sitze erhielt.[3]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahlen wurden für Januar 1912 angekündigt, nachdem das Komitee Einheit und Fortschritt die Nachwahl in Konstantinopel vom Dezember 1911 gegen die Liberale Entente verloren hatte.[4] Das Komitee hoffte, dass vorgezogene Wahlen die Bemühungen der Entente, sich besser zu organisieren, durchkreuzen würden.[2] Die Plattform des Komitees vertrat zentralistische Neigungen, während die Entente eine dezentralisierte Agenda unterstützte, darunter auch die Forderung, Bildung in regionalen Sprachen zu erlauben.[2]

Nachwirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art des Komiteesieges führte zur Gründung der sogenannten Rettungsoffiziere, deren Ziel es war, die verfassungsmäßige Regierung wiederherzustellen. Nachdem sie Unterstützung von der Armee in Makedonien erhalten hatten, verlangten die Offiziere Regierungsreformen. Unter diesem Druck trat der Armeekommandeur Mehmed Said Pascha, der spätere Großwesir, zurück.[1] Sultan Mehmed V. ernannte daraufhin ein neues Kabinett, welches von den Offizieren und der Entente unterstützt wurde.[1]

Am 5. August rief Mehmed zu vorgezogenen Wahlen auf. Allerdings führte noch während des Wahlgangs im Oktober der Ausbruch der Balkankriege zu einem Abbruch.[2] Neuwahlen wurden schließlich im Jahre 1914 abgehalten, nachdem das Jungtürkische Triumvirat aus Mitgliedern des Komitees 1913 durch einen Militärputsch an die Macht kam. Dieses Triumvirat aus Enver, Talât sowie Cemal Pascha unterstützte die Türkisch-islamische Synthese und organisierte den Völkermord an den Armeniern, an den Aramäern und die Verfolgung der Pontosgriechen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c The Decline of the Ottoman Empire in the Middle East and the 'Arab Awakening' before 1914 (Memento des Originals vom 15. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fds.oup.com (PDF; 167 kB)
  2. a b c d Hasan Kayalı (1995) "Elections and the Electoral Process in the Ottoman Empire, 1876-1919" (PDF; 444 kB) International Journal of Middle East Studies, Vol. 27, No. 3, Seiten 265–286
  3. Myron E. Weiner, Ergun Özbudun (1987) Competitive Elections in Developing Countries, Duke University Press, Seite 334
  4. Hasan Kayalı (1997) Arabs and Young Turks University of California Press