Wallanlage von Bilsk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Überreste der Wallanlage

Die Wallanlagen von Bilsk (ukrainisch Більське городище Bilske horodyschtsche) in der ukrainischen Oblast Poltawa gehören zu einer skythenzeitlichen Befestigungsanlage mit ca. 5000 ha Innenfläche. Die Wälle sind insgesamt 34 km lang.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wallanlage liegt an der Grenze zwischen Steppe und Waldsteppe, oberhalb des Flusses Worskla. Die heutige Gemeinde Bilsk liegt innerhalb der Wälle.

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1906 führte V. A. Gorodtsov hier Ausgrabungen durch. Er ordnete die Überreste den Skythen zu. Großflächige Ausgrabungen fanden unter Boris A. Schramko, Irina Borissowna Schramko, Renate Rolle und Sergei Wladimirowitsch Machortych zwischen 1994 und 2005 statt. 2002 wurden umfangreiche geophysikalische Prospektionen durchgeführt.[1] 2015 wurden weitere Grabhügel ausgegraben.[2]

Siedlungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage wurde in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gegründet, eine weitere Ausbauphase fand im 4. Jahrhundert v. Chr. statt, letzte Funde stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Eine westliche und eine östliche Befestigung wurden später durch weitere Wälle verbunden. Die Westfestung hat eine Fläche von 85 ha, die Ostfestung ist 95 ha groß, mit 8 m hohen Wällen, die an der Basis 24 m breit sind, und einem vorgelagerten Graben. Die Höhenbefestigung Kuzemin (15 ha) ist eine weitere Ausbauphase des 4. Jahrhunderts im Nordosten der Anlage.

Die Wälle wurden als Pfostenschlitzmauern angelegt und sind von mehreren Toren durchbrochen. Die erste Anlage brannte ab, wie weitläufige Brandschichten belegen. Im 6. Jahrhundert wurden neue Wälle errichtet. Der Holzwall war nun anscheinend außen weiß verputzt. In Innern der Anlage befanden sich Häuser, Werkstätten und große Freiflächen, auch Vorratsgruben, Töpferöfen und Verhüttungsöfen wurden gefunden.[3]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ernährung beruhte auf Ackerbau und Viehzucht. Unter den Pflanzenresten befanden sich Weizen, Gerste und Hirse.[4] Griechische Importe beweisen Kontakte nach Süden.

Friedhöfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwert aus der Nekropole

Die Friedhöfe A und B befanden sich innerhalb der Wälle, auch aus der Siedlung Tsarina sind menschliche Knochen überliefert.[5] Außerhalb der Wälle liegen im Westen die Grabhügelfelder Pereschehepino und Marchenki (Makhortykh/Rolle 2006); ein weiteres in Osnjagi. Das Grabhügelfeld Pereschehepino, 0,6 km nordwestlich des Walles, umfasst etwa 130 Kurgane. Es kann in drei chronologische Gruppen unterteilt werden und war von der ersten Hälfte des 5. bis in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts belegt.[6]

Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vergleichbare Anlagen entstanden in der Waldsteppe von der Mitte des 7. bis ins 6. Jahrhundert v. Chr., sie sind zwischen 100 und mehr als 4000 ha groß.[7] Sie ähneln den hallstattzeitlichen Fürstensitzen Zentraleuropas, sind im Allgemeinen aber im Inneren nur spärlich bebaut.

Deutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schramko will Bel'sk mit der von Herodot erwähnten Stadt Gelonos gleichsetzen.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Renate Rolle, V. Murzin, Boris A. Schramko: The fortification wall system of Bel’sk (Ukraine). In: Hamburger Beiträge zur Archäologie. Band 18, 1996, S. 57–84.
  • Р. Ролле, В. Херц, С. Махортых, В. Белозор: Исследования совместной Украинско-Немецкой археологической экспедиции в 2002 году. Кiev 2003.
  • Боpиc А. Шрамко 1987, Бельское городище скифской эпохи (город Гелон). Киев, Наукова думка.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wallanlage von Bilsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Henning Zöllner, Burkart Ullrich, Renate Rolle, Sergey Makhortykh, Michai Orlyuk: Results of Geophysical Prospection in the Scythian Settlement of Belsk (Bol’šoe Belskoe Gorodišče). In: Axel Posluschny, K. Lambers, I. Herzog (Hrsg.): Layers of Perception: Proceedings of the 35th International Conference on Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology (CAA). Berlin, April 2–6, 2007. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 10. Habelt, Bonn 2008, ISBN 978-3-7749-3556-3.
  2. Сергей Владимирович Махортых, археологічні дослідження більського городища 2015. Kiev, центр пам’яткознавства нан україни, 3-25.
  3. Alicia R. Ventresca Miller: Mobility and diet in the Iron Age Pontic foreststeppe: a multi-isotopic study of urban populations at Bel’sk. In: Archaeometry. Band 61, Nummer 6, 2019, S. 1403.
  4. Alicia R. Ventresca Miller: Mobility and diet in the Iron Age Pontic foreststeppe: a multi-isotopic study of urban populations at Bel’sk. In: Archaeometry. Band 61, Nummer 6, 2019, S. 1403.
  5. Alicia R. Ventresca Miller: Mobility and diet in the Iron Age Pontic foreststeppe: a multi-isotopic study of urban populations at Bel’sk. In: Archaeometry. Band 61, Nummer 6, 2019, S. 1399–1416.
  6. Сергей Владимирович Махортых: Хронология Перещепинского курганного могильника близ Бельска. In: Stratum Plus. Band 3, 2012, S. 1–16.
  7. Мapина Н. Дараган: Городища-гиганты скифской эпохи в Украинской Лесостепи (особенности расположения и фортификации). Вводные замечания. Археологиа и Геоинформатика 8. Иинститут Археологий, Moskau 2017, S. 2–99.
  8. Боpиc А. Шрамко: Бельское городище скифской эпохи (город Гелон). Наукова думка, Киев 1987.

Koordinaten: 50° 5′ 30″ N, 34° 38′ 30″ O