Wanderlaubsänger

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Wanderlaubsänger

Wanderlaubsänger (Phylloscopus borealis)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Überfamilie: Aegithaloidea
Familie: Laubsängerartige (Phylloscopidae)
Gattung: Laubsänger (Phylloscopus)
Art: Wanderlaubsänger
Wissenschaftlicher Name
Phylloscopus borealis
(Blasius, 1858)

Der Wanderlaubsänger (Phylloscopus borealis) ist eine nordische Singvogelart der Taiga und Waldtundra aus der Gattung der Laubsänger (Phylloscopus) in der Familie der Laubsängerartigen. Der Wanderlaubsänger ist ein ausgeprägter Zugvogel dessen Winterquartiere ausschließlich in Südostasien liegen. Der Wanderlaubsänger ist laut der IUCN nicht gefährdet (least concern).[1]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wanderlaubsänger, Zeichnung von 1897

Der Wanderlaubsänger erreicht eine Körpergröße von etwa 12–13 cm und ein Gewicht von 7,5–15 g, im Durchschnitt etwa 10 g. Er zählt damit zu den größeren Laubsängern und hat eine ähnliche Größe wie der Waldlaubsänger. Im Aussehen ähnelt er dem Grünlaubsänger, mit dem sich sein Verbreitungsgebiet auch überschneidet.[2][3] Sein Erscheinungsbild entspricht einem typischen Laubsänger, oben olivbraun und unten weißlich, mit einigen kleinen Streifen auf der Brust. Er verfügt außerdem über einen vergleichsweise starken Schnabel. Sein Gesang zeichnet sich durch schnelles Trillern aus.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitung des Wanderlaubsängers (Phylloscopus borealis):
  • Brutgebiete
  • Überwinterungsgebiete
  • Die Art ist in einem breiten Band verbreitet, das sich von Nordnorwegen durch die gesamte borealen Waldgebiete Eurasiens bis ins westliche Alaska erstreckt, und ist damit der einzige Laubsänger, der mit Alaska auch den Kontinent Amerika erreicht. Die südlichsten Vorkommen liegen in der nördlichen Mongolei, Nordostchina und eventuell in Nordkorea (dort fehlen verlässliche Daten). Der natürliche Lebensraum des Wanderlaubsängers sind Nadel- und Birkenwälder sowie Strauchtundra. Die Art überwintert ausschließlich in Südostasien. Das Überwinterungsgebiet umfasst dabei das südöstlichste China, Indochina, den indonesischen Archipel und die Philippinen. Da selbst die europäischen und nordamerikanischen Populationen dort überwintern, gehört der Wanderlaubsänger zu den Laubsängern mit dem weitesten Zugweg (bis zu 13000 km einfache Strecke).[3] Die Winterhabitate liegen dort in tropischen Wäldern.

    In Westeuropa stellt dieser Singvogel eine Seltenheit dar. In den Niederlanden gab es zwischen 1935 und 1999 zehn bestätigte Sichtungen,[4] in Deutschland noch weniger. Die meisten Nachweise (etwa 200) liegen von den Britischen Inseln vor.[3]

    Nahrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Wie viele andere Grasmückenartige ernährt sich diese Art von kleinen Insekten und anderen Wirbellosen. Den Hauptteil nehmen schwach chitinisierte Insekten wie Zuckmücken, Eintagsfliegen und Steinfliegen sowie Larven ein.[3]

    Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Art wurde früher in mehrere Unterarten unterteilt. Die Nominatform P. b. borealis bezog sich auf die in Nordeuropa, im nördlichen Sibirien und im Nordosten Chinas vorkommenden Populationen. Die Unterart P. b. kennicotti bezeichnete die im westlichen Alaska bewohnenden Populationen. Die genetische, gesangliche und morphologische Distanz dieser beiden Gruppen ist allerdings so gering, dass diese heute nicht mehr als verschiedenen Unterarten differenziert werden. Die früheren Unterarten P. b. examinandus, die Kamtschatka, Sachalin und Hokkaido besiedelt und P. b. xanthodryas, die das restliche Japan besiedelt, sind dagegen genetisch derart verschieden, dass sie zu den eigenständigen Arten Kamtschatkalaubsänger (Phylloscopus examinandus) und Japanlaubsänger (Phylloscopus xanthodryas) erhoben wurden.[5] Der Wanderlaubsänger ist daher nach jetziger Systematik (2018) monotypisch.

    Phylloscopus borealis, Sammlung Museum von Toulouse

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Urs N. Glutz von Blotzheim & Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Passeriformes (3. Teil): Sylviidae, genehmigte Lizenzausgabe E-Book. Hrsg.: Urs N. Glutz von Blotzheim. Band 12. Aula-Verlag, 2001, ISBN 3-923527-00-4.
    • Franz Bairlein: Family Sylviidae (Old World Warblers). S. 670 In: J. del Hoyo, A. Elliott und D.A. Christie: Handbook of the Birds of the World. Band 11: Old World Flycatchers to Old World Warblers. Lynx Edicions, Barcelona 2006, ISBN 978-84-96553-06-4.
    • P. Clement: Arctic Warbler (Phylloscopus borealis). In: J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie & E. de Juana, E. (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 2018 (hbw.com [abgerufen am 18. September 2018]).

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Phylloscopus borealis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN
    2. P. Clement in HBW alive, Phylloscopus borealis
    3. a b c d Glutz von Blotzheim, S. 1069 ff.
    4. Dutch Avifauna: Avifauna der Niederlande
    5. P. Alström, T. Ssaitoh,D. Williams, I. Nishiumi, Y. Shigeta, K. Ueda, M. Irestedt, M. Björklund und U. Olson: The Arctic Warbler Phylloscopus borealis– three anciently separated cryptic species revealed. In: Ibis. Band 153, Nr. 2, 2011, S. 395–410.