Wanstschrecke

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Wanstschrecke

Männliche Wanstschrecke

Systematik
Unterordnung: Langfühlerschrecken (Ensifera)
Überfamilie: Tettigonioidea
Familie: Laubheuschrecken (Tettigoniidae)
Unterfamilie: Sichelschrecken (Phaneropterinae)
Gattung: Polysarcus
Art: Wanstschrecke
Wissenschaftlicher Name
Polysarcus denticauda
(Charpentier, 1825)
Nahaufnahme einer Gewöhnlichen Wanstschrecke

Die Wanstschrecke (Polysarcus denticauda, Syn.: Orphania denticauda) ist eine Heuschrecke aus der Überfamilie der Laubheuschrecken und der Unterfamilie der Sichelschrecken (Phaneropterinae).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wanstschrecke erreicht eine Größe von etwa 44 Millimetern und ist damit die größte Vertreterin der Sichelschrecken in Mitteleuropa. Sie ist grün gefärbt, seltener dunkelbraun und mit schwarzen Punkten gezeichnet. Der sattelförmige Halsschild dient als Schalltrichter. Die Flügel sind zurückgebildet und stummelförmig. Sie ragen bei den Männchen deutlich unter dem Halsschild hervor, bei den Weibchen sind sie nahezu vollständig darunter verborgen. Die Tiere sind flugunfähig. Die Weibchen besitzen eine lange, am Ende gezähnte Legeröhre.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wanstschrecke lebt vegetarisch und ist ziemlich träge. Sie bleibt bei Gefahr ruhig sitzen. Charakteristisch ist ihr in fünf Phasen gegliederter Gesang, der bis zu einer Entfernung von 50 Metern zu hören ist.

Selten werden Massenvermehrungen beobachtet, wie beispielsweise 1948 im Raum Donaueschingen. Dabei wird eine spezielle Wanderform gebildet, die sich durch eine dunklere Färbung, eine geringere Größe und einen stärker ausgeprägten sattelförmigen Halsschild von der Stammform unterscheidet2.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie ist an vorwiegend frischen bis trockenen Standorten wie langgrasigen Wiesen mit üppiger Vegetation anzutreffen. Solche Wiesen sollten spät gemäht und nur wenig gedüngt werden. Der Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland befindet sich in Baden-Württemberg am Rand der Schwäbischen Alb sowie im Albvorland. Weitere Populationen sind aus dem Allgäu (s. u.) und der Rhön bekannt.

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bestände der Wanstschrecke wurden vor kurzem wissenschaftlich erforscht. In einem Reservat am Grünten in den Allgäuer Alpen leben rund 30.000 Wanstschrecken3. Ihr Bestand gilt hier als ungefährdet. Dennoch ist sie in vielen Gegenden selten geworden. Die Art wird deshalb in der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands in der Kategorie 2 (stark gefährdet) gelistet1.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Detzel: Heuschrecken Baden-Württembergs, Ulmer Verlag Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8
  • 2 
    Heiko Bellmann: Heuschrecken: beobachten, bestimmen, Naturbuch Verlag 1993, ISBN 3-89440-028-5
  • Heiko Bellmann: Heuschrecken. Die Stimmen von 61 heimischen Arten. CD, Amp Europe 2004, ISBN 3-935329-48-2
  • Siegfried Ingrisch, Günther Köhler: Die Heuschrecken Mitteleuropas, Westarp Wissenschaften 1998, ISBN 3-89432-461-9
  • 1 
    Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 3-89624-110-9
  • 3 
    Münchner Merkur 27. März 2006: Fachtagung in Augsburg, Studie im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien