Weißzement

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Weißzement gehört zur Gruppe der Portlandzemente und zeichnet sich durch seinen geringen Eisenoxidgehalt aus.[1] Zudem fehlen die Bestandteile Mangan, Chrom, Titan und Phosphor.[2] Nur etwa 1 Prozent des weltweit produzierten Zements entfällt auf diese Sorte. Weißzement wurde von Walter Dyckerhoff erfunden und 1931 erstmals unter dem Markennamen Dyckerhoff Weiß vertrieben.

Herstellung und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herstellung von Weißzement ist aufwendiger als diejenige von gewöhnlichem Portlandzement. Weißzemente werden aus sehr eisenarmen Rohstoffen hergestellt (Fe2O3-Gehalt < 0,1 %[3]).

Der aus dem Drehrohrofen fallende heiße Klinker muss nach dem Brennen schnell und unter Sauerstoffabschluss auf < 600 °C gekühlt werden, um weiß zu bleiben. Dies geschieht zumeist durch das Eintauchen des glühenden Materials in ein kontinuierlich umgewälztes Wasserbad am Ofenauslauf. Danach durchläuft der Klinker einen Walzenbrecher, der Korngrößen unter 50 mm erzeugt. Die Kühlung erfolgt anschließend auf dem Vibrationsrost mittels Luft. Für die weitere Abkühlung des Klinkers von 600 °C auf etwa 100 °C wurde bewusst auf Luftkühlung gesetzt, um die Wärme des Klinkers für die Rückgewinnung durch Sekundärluft zu nutzen.[4]

Weißzement wird hauptsächlich für Terrazzo, Sichtbeton und weißen Putz eingesetzt. Er eignet sich nicht nur für hellfarbige Zubereitungen, sondern lässt sich mit Farbpigmenten besser leichter einfärben als grauer Portlandzement, da die Farben besser hervortreten.[5]

Beim Abkühlen entstehen Dämpfe und Gase, die wieder abgekühlt werden müssen und den Herstellungsprozess von Weißzement technisch und finanziell aufwendiger machen. Der Brennstoffverbrauch erhöht sich zudem, da für den Brennvorgang eine höhere Temperatur von etwa 1600 °C benötigt wird.[6] Zudem ist der Klinker nach dem Abkühlen nass und muss vor dem Mahlen zunächst getrocknet werden. Neuere, ressourcenschonende Verfahren verwenden gasgekühlte Kühltrommeln anstelle von Wasserbädern.[3] Dennoch verursacht dieser Prozess gerade in den Ländern, die den Weißzement so schätzen, Beschaffungsprobleme. Insbesondere im Nahen Osten und rund um das Mittelmeer ist Weißzement ein wichtiger Baustoff, da Weiß die Sonne reflektiert und als Farbe der Reinheit in hohem gesellschaftlichen Ansehen steht.[3]

Das aufwendige Produktionsverfahren durchläuft sechs Phasen: Rohmaterialaufbereitung, Rohmaterialvermahlung, Rohmelmischanlage, Pyro-Linie, Brennstoffaufbereitung, Zementmahlung. Vornehmlich die Pyro-Linie bietet die höchsten Potenziale zur ressourcenschonenderen Herstellung, indem mehrstufige Verfahren beim Brennen und der Kühlung genutzt werden. Es sollen Verbrauchswerte in Höhe von 1000 kcal/kg Klinker erreicht werden.[6][2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Balder Batran: Grundwissen Bau. Handwerk und Technik Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-582-03500-X, S. 113.
  2. a b Unterschiedliche Weißtöne erläutert | Was ist Weißzement? In: Mikrozement.com. 1. Dezember 2021, abgerufen am 29. Februar 2024 (deutsch).
  3. a b c Weißzement auf hohem Niveau. In: Zementanlagenbau 2013/2014. Bauverlag BV GmbH, Gütersloh, 2013, abgerufen am 29. Februar 2024.
  4. White cement cooler > Cooling > Clinker production > Cement Industry > Products & Services > Home. Abgerufen am 29. Februar 2024 (englisch).
  5. Was man über Betonpflaster wissen muss (Memento vom 19. September 2015 im Internet Archive)
  6. a b Claus Bech: Herstellung von Weißzement nach dem neuesten Stand der Technik. In: ZKG-Handbuch Zementanlagenbau 2015/2016. ZKG International, 2015, abgerufen am 29. Februar 2024.