Weingut Max Ferd. Richter

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Das Weingut Max Ferdinand Richter in Mülheim an der Mosel ist ein 1680 gegründetes Familienweingut im Anbaugebiet Mosel. Momentan werden knapp 20 Hektar Rebfläche an den Hängen der Mittelmosel bewirtschaftet, die Rebfläche ist hauptsächlich mit Riesling bestockt.

Das Weingut Max Ferd. Richter
Das Weingut Max Ferd. Richter

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Weingut wurde im Jahr 1680 von dem Gerichtsschöffen Hans Adam Niessen (1643–1713) als Colonialwarenhandel gegründet. Der erste Weinbergskauf lässt sich noch früher belegen; so wurde laut Urkunde die erste Parzelle im Brauneberg am 17. April 1643 erworben. In den Anfangsjahren handelte es sich neben einem Weingut hauptsächlich um ein Handelsunternehmen. Die fertigen Weine wurden in Fässern die Mosel und den Rhein hinab in die Niederlande verschifft. In den Niederlanden wurde der Wein entweder verkauft oder gegen verschiedene Colonialwaren wie beispielsweise Kaffee oder Gewürze eingetauscht. Diese Waren wurden dann vom Stammhaus in Mülheim/Mosel weiter vertrieben. So wird die Landstraße von Mülheim hinauf in den Hunsrück auch heute noch im Volksmund als „Kaffee-Straße“ bezeichnet, da auf diesem Weg der Güter weiter an die Kunden transportiert wurden.

Im Jahre 1774 wurde von Peter Christian Niessen (1736–1798) dann das Gutshaus mit französischem Garten im Barock Stil erbaut, das sich auch heute noch im Besitz der Familie befindet. Weitere überregionale Bekanntheit erlangte das Unternehmen im Jahre 1813, als Franz Ludwig Niessen (1780–1860) dem geschlagenen Napoleon I. auf dessen Rückzug nach der Niederlage in Völkerschlacht bei Leipzig eine Zahlung von 3000 Thalern angeboten haben soll, um die Plünderung von Mülheim und der Grafschaft Veldenz zu verhindern. Zum Dank erhielt Niessen von der Gemeinde mehrere Weinberge übereignet, von denen der nach Königin Luise benannte „Louisens Weinberg“ – heute Elisenberg – der bekannteste war. Weine dieses Weinberges wurden regelmäßig an den Berliner Königshof geliefert. Das Britische Königshaus bezieht auch heute noch regelmäßig Weine aus dieser Lage.

Im Jahr 1863 schließlich erfolgte die Namensänderung von Niessen in Richter, nachdem der 1837 eingeheiratete Schwiegersohn Ferdinand Richter (1811–1893) den Betrieb übernommen hatte. 1881 wurde das Unternehmen zwischen seinen Söhnen Max Ferdinand und Arthur aufgeteilt. Der ältere Sohn Max Ferdinand beschränkte sich nun komplett auf den Weinbau und baute das noch heute bestehende Betriebsgebäude. Der Betrieb vertrieb in dieser Zeit nicht nur Weine aus eigenem Anbau, sondern auch zugekaufte Weine von Saar und Mosel. Der florierende Handel brach jedoch nach dem Ersten Weltkrieg erheblich ein, sodass der Focus fast ausschließlich auf die eigenen Produkte gelegt wurde. Diese Entwicklung wurde teilweise nach dem Zweiten Weltkrieg rückgängig gemacht, als in den 1950er und 1960er Jahren die Nachfrage nach Moselwein wieder erheblich anstieg.

In den letzten 20 Jahren etablierte sich das Weingut in der erweiterten Spitze der Deutschen Weingüter. So wurde der 2001er Mülheimer Helenenkloster Riesling Eiswein mit 99/100 bzw. 100/100 Punkte im Gault Millau und bei Robert Parker ausgezeichnet. Im Jahr 2018 stellte das Weingut außerdem mit zwei 2017er Rieslingen den jeweils besten Wein in den entsprechenden Kategorien. Der 2017er Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett wurde als bester Kabinett Deutschlands durch den Gault Millau ausgezeichnet und die 2017er Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Trockenbeerenauslese mit 100/100 Punkten als bester edelsüßer Wein Deutschlands durch die Vinum. Inzwischen wird das Weingut in der Vinum mit 4.5 von 5 Sternen geführt und im Gault-Millau mit 4 von 5 Trauben.

Die vom Weingut genutzten Gebäude Hauptstraße 37 und Hauptstraße 85 stehen unter Denkmalschutz.

Lagen und Rebsorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den bewirtschafteten knapp 20 ha Weinbergesfläche sind ca. 95 % mit Riesling, 3 % mit Weißburgunder bestockt. Die restlichen 2 % entfallen auf Spätburgunder (Pinot noir) und gemischten Satz (Gemischter Satz).

Lagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bekanntesten Lagen, die sich heute im Besitz des Weingutes befinden, zählen die folgenden Lagen:

Neben diesen bekannten Weinlagen verfügt das Weingut auch noch über Flächen in den Gemarkungen Veldenz, Burgen und Bernkastel.

Eiswein aus dem Mülheimer Helenenkloster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spezialität des Hauses sind die Riesling Eisweine aus der Monopollage Mülheimer Helenenkloster. Für diese Weine genießt das Weingut internationalen Ruf und die Weine wurden bereits mehrfach mit Spitzennoten ausgezeichnet. So erreichte beispielsweise der 2001er Mülheimer Helenenkloster Eiswein 99/100 bzw. 100/100 Punkte im Gault Millau und bei Robert Parker. Im Folgenden findet sich eine Liste der zwischen 1961 und 2010 geernteten Eisweine.

Jahrgang Ernte Datum Bezeichnung Grad Oechsle Säure in g/l Liter
1961 23. Nov. 1961 feinste Spätlese Eiswein 110 13,5 550
1966 2. Nov. 1966 feinste Spätlese Eiswein 116 11,6 1600
1970 23. Dez. 1970 feinste Spätlese Eiswein 114 13,0 900
1971 1. Dez. 1971 Auslese Eiswein 150 10,3 300
1973 1. Dez. 1973 Auslese Eiswein 130 9,3 700
1973 2. Dez. 1973 Beerenauslese Eiswein 170 11,5 550
1975 23. Nov. 1975 Auslese Eiswein 115 9,5 1000
1975 24. Nov. 1975 Beerenauslese Eiswein 127 10,2 650
1976 10. Dez. 1976 Auslese Eiswein 137 9,2 330
1979 13. Jan. 1980 Spätlese Eiswein 127 8,6 180
1983 15. Nov. 1983 Eiswein 164 13,1 1350
1985 31. Dez. 1985 Eiswein 128 13,0 750
1986 25. Dez. 1986 Eiswein-Christwein 145 14,6 300
1987 9. Dez. 1987 Eiswein 122 16,4 550
1988 22. Nov. 1988 Eiswein 160 11,3 780
1989 26. Nov. 1989 Eiswein 140 13,2 680
1990 8. Dez. 1990 Eiswein 130 13,7 300
1992 30. Dez. 1992 Eiswein 149 11,5 400
1993 24. Nov. 1993 Eiswein 130 12,9 500
1994 5. Jan. 1995 Eiswein 150 10,0 120
1995 6. Nov. 1995 Eiswein 120 12,0 1000
1996 26. Dez. 1996 Eiswein-Christwein 138 16,5 150
1997 28. Jan. 1998 Eiswein 166 9,0 100
1998 21. Nov. 1998 Eiswein 168 15,0 510
1999 25. Jan. 2000 Eiswein 125 10,0 300
2000 23. Dez. 2000 Eiswein 140 10,0 300
2001 24. Dez. 2001 Eiswein-Christwein 223 13,0 400
2002 8. Jan. 2003 Eiswein 190 11,0 200
2003 3. Jan. 2004 Eiswein 200 9,0 250
2004 21. Dez. 2004 Eiswein 164 14,4 200
2007 20. Dez. 2007 Eiswein 140 8,3 150
2009 18. Dez. 2009 Eiswein 164 9,4 150
2010 3. Dez. 2010 Eiswein 210 16,0 250
2012 12. Dez. 2012 Eiswein 150 9,8 600
2016 5. Dez. 2016 Eiswein 150 11,8 -
2021 22. Dez. 2021 Eiswein 160 13,2 -

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stuart Pigott, Andreas Durst, Ursula Heinzelmann, Chandra Kurt, Manfred Lüer, Stephan Reinhardt: Wein spricht Deutsch. 1. Auflage. Scherz, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-502-19000-4.
  • Freddy Price: Riesling Renaissance. 1. Auflage. Mitchell Beazley, London 2004, ISBN 1-84000-777-X.
  • Stuart Pigott: Die führenden Winzer und Spitzenweine Deutschlands. 2. Auflage. Econ, Düsseldorf 1998, ISBN 3-430-17475-9.
  • Stuart Pigott: Die großen deutschen Rieslingweine. 2. Auflage. Econ, Düsseldorf 1995, ISBN 3-430-17488-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 49° 54′ 47,9″ N, 7° 0′ 52,9″ O