Wichdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wichdorf
Koordinaten: 51° 14′ N, 9° 18′ OKoordinaten: 51° 13′ 35″ N, 9° 18′ 4″ O
Höhe: 260 (255–299) m ü. NHN
Fläche: 4,47 km²[1]
Einwohner: 1000 (2020) ca.[2]
Bevölkerungsdichte: 224 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34305
Vorwahl: 05624

Wichdorf ist ein Stadtteil von Niedenstein im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im Naturpark Habichtswald unmittelbar südsüdwestlich der Niedensteiner Kernstadt. Durchflossen wird es vom Ems-Zufluss Wiehoff und deren Zufluss, dem Goldbach. In der Ortschaft treffen sich die Landesstraßen 3219 und 3220. Die Gemarkung von Wichdorf grenzt an den Ortsteil Merxhausen der Gemeinde Bad Emstal im Landkreis Kassel.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ev. Dorfkirche

Wichdorf wurde soweit bekannt erstmals als Uuihdorpf in einer Urkunde der Reichsabtei Hersfeld erwähnt. Was in die Zeit 949–957 datiert wird. Der Ortsname, der sich seitdem nicht grundsätzlich geändert hat, erscheint in historischen Quellen in vielfach leicht wechselnden Variationen,[1] je nach Gusto des Amtsschreibers.

Nach den im Jahre 1345 ausgestorbenen „Wackermaul“ waren bis zum Jahre 1631 die mit ihnen verwandten „Heß von Wichdorf“ die dominierenden Grundbesitzer des Dorfes.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Wichdorf zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Niedenstein eingemeindet.[3][4] Für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden sowie die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Wichdorf 1152 Einwohner. Darunter waren 18 (1,63 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 243 Einwohner unter 18 Jahren, 513 zwischen 18 und 49, 207 zwischen 50 und 64 und 192 Einwohner waren 65 und älter.[6] Die Einwohner lebten in 474 Haushalten. Davon waren 120 Singlehaushalte, 129 Paare ohne Kinder und 189 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 78 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 333 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1575/85: 22 Hausgesesse
• 1639: 16 verheiratete, 8 verwitwete Hausgesesse
• 1735: 34 Mannschaften
• 1742/47: 41 Häuser bzw. Hausgesesse
Wichdorf: Einwohnerzahlen von 1765 bis 2020
Jahr  Einwohner
1765
  
269
1800
  
?
1834
  
536
1840
  
593
1846
  
607
1852
  
626
1858
  
594
1864
  
584
1871
  
513
1875
  
529
1885
  
510
1895
  
500
1905
  
481
1910
  
513
1925
  
554
1939
  
576
1946
  
985
1950
  
867
1956
  
630
1961
  
604
1967
  
641
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.152
2020
  
1.000
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Gudensberg[2]; Zensus 2011[6]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1834: alle Einwohne evangelisch-reformiert
• 1885: 509 evangelische (= 99,80 %), ein anderer (= 0,20 %) Einwohner
• 1961: 475 evangelische (= 95,36 %), 33 katholische (= 3,64 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961 Erwerbspersonen: 175 Land- und Forstwirtschaft, 127 Produzierendes Gewerbe, 21 Handel und Verkehr, 22 Dienstleistungen und Sonstiges[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsbezirk Wichdorf umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemarkung Wichdorf. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern.[5] Bei der Kommunalwahl 2021 betrug die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats 54,94 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der SPD, drei Mitglieder der CDU, drei der „Freien Wählergemeinschaft Niedenstein“.[7] Der Ortsbeirat wählte Andreas Hans zum Ortsvorsteher.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kircheninnere

Evangelische Dorfkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Kirche ist ein schlichter Saalbau von 1751 bis 1754 mit eingestelltem Turm. Sie wurde 1907 erweitert und durchgreifend umgestaltet. Bemerkenswert sind das steinerne Epitaph des Rittmeisters Daniel Wilhelm Hess von Wichdorf und seiner 1584 verstorbenen Ehefrau Maria von Harenberg sowie der vom Kasseler Bildhauer Andreas Herber geschaffene Grabstein der 1576 beim Kirchgang durch Blitzschlag getöteten Maria Wolff von Gudenberg.[8]

Epitaph Hess/Harenberg
Epitaph Maria Wolff von Gudenberg

Die heutige Kirche hatte mindestens zwei Vorgängerbauten, wobei unklar ist, was von diesen im heutigen Bau wiederverwendet wurde. Auf den frühesten Bau aus dem 13. Jahrhundert verweisen ein 1234 belegter Pleban und ein 1319 belegter Vicepleban wie auch mehrere Grabmonumente aus dem 16. Jahrhundert. Diese wurden beim zweiten Bau in den 1660er Jahren wiederverwendet, der wohl nach den für 1627 und 1631 genannten Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurde und eine barocke Kanzel mit Renaissanceformen sowie ein auf 1661 datiertes Gestühl enthielt. Zwei Grabdenkmale von 1576 und 1584 wurden in den Neubau übernommen; eine Grabplatte des 1571 gestorbenen und in Rüstung dargestellten Deutschordens-Ritters Ewald von Hertingshausen wurde, nachdem man zuvor die erhabenen Teile der Darstellung abgearbeitet hatte, als Altarplatte weiterverwendet. Weitere Grabmonumente wurden zerschlagen und als Bodenbelag genutzt. In den heutigen, dritten Bau wurde der Turm des Vorgängergebäudes übernommen wie auch drei Bauinschriften und die beiden erstgenannten Grabmonumente aus dem 16. Jahrhundert. Der Altar mit der Grabplatte von 1571 wurde 1907 beim Umbau der Kirche entfernt, und der Verbleib des Grabsteins ist unbekannt.[9] Ebenso wenig auffindbar sind heute das Gestühl, die Kanzel und eine (vermutlich U-förmig umlaufende) Empore, die auf einem vor dem Umbau von 1907 entstandenen Foto dokumentiert sind.

Heimatmuseum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das im Juni 2007 eröffnete und vom Geschichts- und Heimatverein Wichdorf betriebene „Wichdorfer Heimatmuseum“ im Obergeschoss des Bürgerhauses zeigt auf etwa 150 m² Ausstellungsfläche eine Wohnung mit alten Möbeln und Gebrauchsgegenständen, eine komplette Schusterwerkstatt sowie Exponate aus den Handwerksberufen Bäcker, Schreiner und Metzger sowie aus der Haus- und Landwirtschaft. Ebenfalls ausgestellt sind ein hölzernes Rohr der ersten Trinkwasserleitung, der Türbalken des ersten Schulhauses, die alte Kirchturmspitze, die Wetterfahne des alten Burggebäudes, sowie alte Gebietskarten, Schriftstücke und Fotos von Einwohnern, Häusern und Ereignissen aus dem Dorf. Das Museum ist jeden ersten Sonntag im Quartal von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet; Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.[10]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wichdorf sind folgende Vereine und Gemeinschaften aktiv:

  • Geschichts- und Heimatverein Wichdorf
  • Kirmesteam Wichdorf e.V.
  • Freiwillige Feuerwehr Wichdorf
  • Liedertafel Wichdorf
  • Altkirmesburschen Wichdorf 1984

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Wichdorf, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 28. November 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c Ortsvorsteher der Stadt Gudensberg. In: Webauftritt. Stadt Gudensberg, abgerufen im Juli 2023.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 60. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392.
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 129 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Fritzlar, abgerufen im August 2023.
  6. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 94, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  7. Ortsbeiratswahl Wichdorf. In: Votemanager. Stadt Gudensberg, abgerufen im Juli 2023.
  8. Ernst Wolfgang Hess von Wichdorf: Beiträge zur Geschichte des Städtchens Niedenstein und der Familie Heß v. Wichdorf. In: Hessenland: Zeitschrift für hessische Geschichte und Literatur, Kassel, 1887, S. 148
  9. Karl Alhard von Drach: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel: Kreis Fritzlar, Band 2, Elwert, Marburg, 1909, S. 205, Anm. 2
  10. Geschichts- und Heimatverein Wichdorf